Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Titel: Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Huelsmann
Vom Netzwerk:
Nachdem der himmlische Vater ihn so sehr begünstigte, war es Zeit, auch seinen irdischen Vater vor die Wahl zu stellen.
     
    Johann nickte im Takt des Verses als Albert die gerade gelernten Zeilen wiederholte:
    „ Uns ist in alten mären wunders vil geseit
    Von helden lobebären, von grozer arbeit,
    von fröuden, hochgeziten, von weinen und von klagen,
    von küener recken striten muget ir wunder hören sagen.“, sprach der Junge.
    Johann war begeistert. Das Kind merkte sich Verse sehr schnell und hatte ein feines Gefühl für den Takt der Sprache und eine klare Aussprache. Gerade wollte Johann den zweiten Absatz vortragen, als Walram den Raum betrat.
    Er verneigte sich kurz.
    „ Herr Dietrich, entschuldigt, aber ich suche das Wort zu Gottfried. Habt ihr ein Ohr für mich, Herr Gottfried?“, sagte Walram.
    Johann schaute erst zu ihm, dann zu Gottfried. Das gefiel ihm nicht. Was hatte Walram allein mit Gottfried zu besprechen?
    „ Auf ein Wort, Herr Gottfried?“, fragte Walram noch mal.
    Gottfried wirkte verärgert. Gerne hätte er Alberts ersten Versen weiter zugehört.
    „ Geht nur, Vogt Gottfried. Es scheint Herrn Walram wichtig zu sein.“, sagte er und entschuldigte Gottfried so.
    Walram und Gottfried gingen aus dem Wohnraum. Auch Johann hätte gerne frische Luft geschnappt. Noch lieber hätte er allerdings den Worten Walrams gelauscht. Johann hatte das Gefühl, dass es in dem Gespräch um ihn ging. Aber es war nur eine sorgenvolle Ahnung.“
    „ Wie geht es nun weiter?“, fragte Albert und Johann begann geistesabwesend die zweite Strophe zu zitieren.
    Gottfried war ungeduldig.
    „ Was ist Walram, weshalb störst du mich?“, fragte er Walram. Walram schlenderte noch ein wenig weiter, am Brunnen vorbei, dann blieb er stehen. Er sah sich um. Er wollte sicher sein, dass seine Worte nur von Gottfried gehört wurden.
    „ Vater.“, sagte Walram und ließ die Anrede bewusst einen Moment wirken. „Es gibt etwas, dass ihr wissen solltet. Mit Herrn Dietrich stimmt etwas nicht.“
    Gottfried drehte sich augenblicklich um und wollte gehen. Walram hielt ihn am Arm fest.
    „ Wartet.“
    „ Das werde ich mir nicht anhören! Ich habe dich gewarnt, Walram. Lass es!“
    „ Ihr werdet es hören müssen. Wenn nicht von mir, dann vom Grafen von der Mark persönlich!“
    Gottfried drehte sich verärgert um.
    „ Was hast Du Teufel gemacht?“
    „ Ich bin nicht der Teufel. Der Teufel sitzt hier im Palas.“, zischte Walram. „Er ist ein Mörder!“
    „ Was faselst du da? Hüte deine Zunge. Wenn das Herr Dietrich hört, dann ...“
    „ Aber das ist es ja. Ein Bote des Märkers war soeben hier und hat eine Nachricht für Herrn Dietrich hinterlassen. Der Graf von der Mark, unser aller Herr, ist auf dem Weg hierher, um Dietrich den Prozess zu machen! Dietrich soll nach dem Ende der Schlacht zu Worringen noch den Vetter des Grafen gemeuchelt haben! Aus Rache oder Habgier oder was weiß ich. Ich habe die Nachricht für euch empfangen. Stellt euch vor, wenn Dietrich wirklich ein Mörder ist!“
    „ Wo ist der Bote?“, fragte Gottfried, ohne auf Walrams Aussagen zu reagieren.
    „ Ich habe mich darum gekümmert. Kein Verdacht wird auf uns fallen. Wir können uns in Ruhe überlegen, was wir tun wollen. Wir selbst können Dietrich dem Märker ausliefern. Vater, vielleicht lässt uns der Märker dann die Burg.“, sagte Walram und suchte in den Augen seines Vaters die Freude, die er selbst empfand.
    „ Du Narr. Was glaubst du denn? Hast du dem Boten etwas angetan? Oh, Gott, ich hoffe es nicht. Für deine Seele! Ich sollte dich in den Kerker werfen lassen! Du bist ja gefährlich.
    „ Gefährlich allein ist die Treue zu diesem Mörder. Vater, wenn er ein Mörder ist, dann wird er sich doch nicht einfach so richten lassen. Sollen wir uns denn auf einen Streit mit dem Märker einlassen, um den Kopf dieses Mannes zu schützen. Das können wir nicht gewinnen!“
    „ Eben. Können wir nicht!“, unterbrach ihn Gottfried.
    „ Nein, können wir nicht. Und wenn dieser da die Brücke hochziehen lässt, wem beweisen wir dann die Treue? Es ist leicht, seinem Herrn im Angesicht seiner Macht, die Treue zu schwören, um sich selbst zu schützen. Aber, wenn wir Dietrich jetzt dem Märker ausliefern, dann ist das ein Zeichen!“
    „ Und, was wenn Dietrich unschuldig ist? Ich kann doch nicht den neuen Herrn dieser Burg einfach einkerkern oder ohne Zeugen des Mordes bezichtigen! Das kann schnell als Verrat verstanden werden. Und was, wenn

Weitere Kostenlose Bücher