Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)
lautmalerisch den Ruf einer gurrenden Taube nach und grinste feist seine große Schwester an.
„ Albert, es ist nichts Unzüchtiges daran, wenn unsere Turteltauben auch vor der Ehe schon ein Gespräch miteinander suchen.“, ermahnte ihn Gottfried liebevoll und grinste ebenfalls. Ida senkte den Blick und Johann sagte zwinkernd:
„ Nun, Fräulein Ida, da sind wir wohl von einem Kind ertappt worden. Wir werden vorsichtiger unsere Worte austauschen müssen.“
Ida trank den Becher leer und stand auf.
„ Ich werde dann wohl, wie es sich für eine junge Dame geziemt, das Gespräch mit Bruder Conradus suchen.“
Johann sah ihr nach, als sie den Wohnraum durch die offene Tür verließ. Ihr Schleier wehte wie ein lockender Zeigefinger hinter ihr her. Dann war sie fort und Johann vermisste sie in diesem Moment.
„ Leider muss ich euch enttäuschen.“, sagte Gottfried.
„ Wie meint ihr?“
„ Wir waren bei eurem Wunsch, den Stift aufzusuchen, stehengeblieben.“, sagte Gottfried und nahm das Gespräch vor Idas Eintreffen wieder auf. „Ich muss euch enttäuschen. Wir können nicht zum Stift. Nun, wir Reiter könnten, aber es wäre nicht sehr ritterlich, die Dame des Hauses auszuschließen. Einen Ritt können wir ihr nicht zumuten und der Pferdewagen würde nicht weit kommen. Wie ihr selbst wisst, hat es angefangen zu regnen. Der Boden ist aufgeweicht, sodass wir knöcheltief einsinken. Da hat die Reise keinen Sinn. Hoffen wir, dass es morgen besser wird. Wenn nicht, schauen wir weiter. Denn es ist ja etwas anders, ob wir zum Markt reisen oder nur auf eine oder zwei Stunden ausreiten.“
„ Aber, Vogt Gottfried. Vielleicht ist es ganz gut, ohne die Begleitung einer Frau zu reisen. Wenn ihr versteht?“, sagt Johann und machte Gottfried zu gewand eine Geste, als ob er einen Becher leerte.
„ Ich sehe, ich habe euch falsch eingeschätzt!“, sagte Gottfried. Johann glaubte schon etwas Falsches gesagt zu haben, als Gottfried lächelte. „Kein Kind von Traurigkeit. Ihr habt Recht. Vor eurer Hochzeit, solltet ihr Möglichkeiten bekommen, noch an anderen Bechern zu nippen.“, sagte er und schaute zu Albert, der nicht verstand, was Gottfried wirklich meinte. Johann grinste.
„ Also, ist es abgemacht? Wir reiten!“, sagte Johann und wurde sich in dem Moment bewusst, dass er Ida nicht mehr wieder sehen sollte, wenn sie fort ritten.
Aber es ist besser so!
Walram mochte die harte, körperliche Arbeit. Es fühlte die Muskeln in seinem Körper, fühlte wie sich spannten, wenn er die Axt hob und auf den Scheit niedersausen ließ. Die Axt traf das Holz und spaltete es.
Wie den Kopf meines Gegners!
Walram hackte Holz vor dem Tor der Burg, und trotz des kalten Wetters hatte er seinen Rock ausgezogen. Seine Haut glänzte vor Schweiß und Regen. Es hatte am frühen Morgen wieder zu regnen begonnen. Die Stellen auf der Freifläche vor der Burg, auf denen kein Gras mehr wuchs, verwandelten sich schnell in aufgeweichte, matschig braune Flecken. Walram nahm ein weiteres Holzscheit auf und stelle es aufrecht auf den Holzbock. Er holte weit aus und hielt inne. Am Ende des Weges der Burg, dort wo der Weg aus seiner Sicht in das Herbstgelb der Blätter eintauchte, war ein Reiter erschienen. Walram kniff die Augen zusammen. Er erkannte ein gelb-goldenes Wappen. Der Reiter kam nur langsam näher, doch Walram hatte gute Augen. Auf dem hellen Grund sah er den märkischen Schachbrettbalken, drei Reihen aus abwechselnd roten und silberweißen Quadraten. Dies musste ein Bote der Märker sein.
Walram legte die Axt beiseite und gürtete sein Schwert, das er für die Arbeit abgenommen hatte. In seinem Mund schob er die Zunge an die Schneidezähne und pfiff kurz. Die zwei Wachen an der Zugbrücke des Tores hatten den Reiter auch bemerkt und auf einen Pfiff ihres Vorstehers kamen sie herüber. Er machte ein Zeichen und sie postierten sich ein paar Schritte jeweils links und rechts von ihm. Die Handwerker in den Unterständen vor der Burg legten ihre Arbeit nieder und sahen dem Neuankömmling entgegen.
Der Reiter hatte inzwischen Walram erreicht.
„ Gott zum Gruße, Herr Ritter.“
„ Mein Name ist Walram. Ich bin der Vorsteher der Wache des Vogtes Gottfrieds zur Isenburg. Was wollt ihr?“, fragte Walram und verzichtete auf die höflichen Umgangsformen.
Er mochte die Märker nicht. So wie die von Berg waren sie seine Feinde. Er hatte treu auf der Seite der Kurkölner gestanden, und nur weil der Konflikt ein offizielles Ende
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