Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)
wir den Plettenberger festsetzen und seine Familie und Hochzeitsgesellschaft vor dem Märker hier auftaucht? Ich werde doch nicht Opfer einer der Familienfehden werden. Weder ich, noch diese Burg, noch ihre Bewohner! Warum hast du bloß den Boten fortgeschickt! Das hätte uns eine Menge Ärger erspart.“, fauchte Gottfried.
„ Aber Vater, weil es mehr zu Dietrich zu sagen gibt. Ich selbst habe ihn gestern Nacht gesehen, wie er geheimnisvolle Dinge tat.“
„ Was für Dinge? Willst du sagen, dass er auch noch zaubern kann oder den Teufel beschwört? Was für Bilder zeigt dir dein eifersüchtiges Herz?“
„ Es ist nicht mein Herz, das hier spricht. Es ist mein Verstand! Ich habe Dietrich gesehen, wie er gestern Nacht umher schlich. In der Vorburg habe ich ihn gesehen, in einer der Nischen, und er ...“, sagte Walram, bis ihn Gottfried erneut rüde unterbrach.
„ Der Mann hatte ein Bedürfnis, Walram. Komm zu Dir!“
„ Und redete dabei mit der Wand, die ihm flüsternd von außen antwortet?“
Gottfried stutzte. Er sah Walram scharf an. Die Fülle der Anschuldigungen gegen Dietrich häuften sich. Gottfried wünschte sich, er könnte alle Aussagen von Walram entkräften, aber langsam wurde es zuviel, was nicht zusammenpasste.
„ Was hat die Wand gesagt?“
„ Ich habe es nicht verstanden. Sie flüsterte. Ich war auf dem Wehrgang direkt über ihm und kam leider zu spät. Aber ich stand über ihm und habe gehört, was er gesagt hat. Es ging um eine Übergabe. Heute Nacht will er sich an der gleichen Stelle wieder mit dem Mann von außerhalb treffen. Dann spätestens wissen wir es. Und Vater, welches Geld will er denn übergeben, wenn nicht eures? Er kam doch mittellos hier an.“
„ Ich kann es immer noch nicht glauben. Aber auch wenn dein Herz krank vor Liebe ist und dein Augen vor Neid blind sind, will ich doch nicht das Risiko eingehen, an einer Verschwörung beteiligt zu sein. Niemand soll mich anklagen können.“, sagte Gottfried. Auch Gottfried war der Gedanke gekommen, dass Dietrich einen Mörder angeheuert haben könnte.
„ Also gut, Walram. Ich bete für dich, dass deine Anschuldigungen stimmen mögen, wenn du dich heute Nacht auf Dietrichs Fersen heftest. Besser wir sind vorsichtig. Unternimm, was du willst, aber krümme Dietrich kein Haar. Egal, was passiert oder was Dietrich auch aushecken mag. Wenn der Märker kommt, will ich Dietrich unversehrt an diesen übergeben können.“, sagte Gottfried.
Dann ging Gottfried quer über den Hof zu den Wirtschaftsräumen, die links des Palas lagen. Er stieg die Treppe hinunter, bog nach links in den hinteren Teil der Vorratsräume ab und füllte einen umherstehenden Krug mit Wein aus einem der dort gelagerten Eichenfässer. Er nahm einen kräftigen Schluck und atmete schwer aus. Seine Stirn war von tiefen Sorgenfalten durchzogen.
Nein, ich glaube, das wird nicht gut ausgehen!
Nachdem Gottfried einen zweiten Krug geleert hatte, schien die Welt wieder etwas rosiger zu sein. Er ging zurück zum Palas. Er kam an zwei Männern vorbei, die gerade ein leeres Fass aus dem Unterstand über den Wirtschaftsräumen herausrollten. Polternd bewegten sie es über den nassen, steinernen Boden des Burghofs. Gottfried sah ihnen nach, als er den Wohnraum betrat.
Im Wohnraum fand er Ida, die sich inzwischen zu ihrem Bruder und Dietrich gesellt hatte.
Ida ging einer ihrer stillen Lieblingstätigkeiten nach, sofern es für sie überhaupt eine handwerkliche Lieblingstätigkeit gab. Am Liebsten hätte den ganzen Tag gelesen, aber außer Conradus Bibel gab es dieser Tage in der Burg kein Buch. So stickte Ida.
Johann war immer noch damit beschäftigt, dem jungen Albert die Zeilen des Nibelungenliedes aufzusagen und beizubringen, so dass der Junge dies bald selbst aufsagen konnte. Gottfried sah zu ihnen herüber. Albert hatte seit zwei Jahren einen eigenen Zuchtmeister, der ihn in der Kunst der Waffen und die ritterlichen Manieren beibrachte, aber Gottfried wusste aus eigener Erfahrung, dass es nicht Schaden konnte, auch seinen Geist zu trainieren. Gottfried merkte, dass er es sehr bedauernswert finden würde, sollten sich die Vorwürfe gegenüber Herrn Dietrich bewahrheiten.
Johann hörte wie Gottfried hineinkam. Er sah auf.
„ Ich hoffe, ihr konntet Herrn Walram behilflich sein. Er schien sehr unruhig und aufgebracht zu sein.“, sagte Johann. Ida hob neugierig den Kopf.
„ Hat es wieder einen Zwischenfall mit ihm gegeben?“; fragte sie und empfand ihre
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