Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)
Bauch fühlen konnte, dass er sie begehrte. Sie hatte es immer gewusst. Aber das konnte keine Liebe sein. Allenfalls sündige Fleischeslust. Walram hatte sie niemals auf einer geistigen Ebene begreifen können. Er war einer dieser Männer, die es einer Frau niemals erlaubt hätten zu lesen oder selbst zu denken. Das war der Grund, warum sie sich Walram nie hätte öffnen können. Sie hatten einfach nichts gemeinsam! Da war es ihr lieber, dass sie eines Tages ins Kloster zu den Büchern ging, auch wenn dies nie ihr Lebensziel gewesen war.
„ Ihr werdet sehen, dass alles so kommt, wie ich es wünsche.“, sagte Walram. „Und Ida, werdet ihr mir euer Ja-Wort geben?“
„ Es ehrt mich, Herr Walram. Aber versteht. Es wird nicht gehen. Ich liebe euch nicht. Und ihr habt nicht den Stand, den eine Frau wie ich verlangen kann.“, sagte Ida nun schroff.
Walrams Augen verengten sich zu Schlitzen. Er ließ eine ihrer Hände los und griff unter ihr Kinn. Ohne Gegenwehr zu akzeptieren, drehte er ihr Gesicht zu seinem und zwang ihr einen feuchten Kuss auf. Sie wehrte sich. Schon war es vorbei. Walram ließ ab von ihr.
„ Nun gut. Ich akzeptiere euer Nein nicht! Ich komme wieder, wenn ich euch eben bin, hohes Fräulein.“, sagte er und verließ Ida. Idas Herz klopfte heftig gegen ihre Rippen. Hatte sie gerade Gott noch verflucht und herausgefordert, hatte er ihr prompt eine Strafe gesandt. Er hatte ihr gesagt, dass das Spiel noch lange nicht vorbei war!
Walram kochte. Er ging die Treppe hinunter und traf im Wohnraum auf Gottfried.
„ Lasst uns alle allein. Alle. Auch du, Albert. Geht. Hinaus.“, befehligte er allen Anwesenden.
Gottfried sah ihn an. Er wartete kaum bis alle den Raum verlassen hatten.
„ Was hast du nun schon wieder? Wie kannst du es wagen, alle in meiner Gegenwart zu kommandieren?“
„ Vater, das hat jetzt ein Ende.“
„ Was meinst du?“
„ Ich will, dass es alle wissen. Dass ich euer Sohn bin!“
„ Stellst du Forderungen an mich?“
„ Ja. Ab heute sollen es alle wissen. Alle. Ich will, dass ihr mich anerkennt als euren Sohn, wenn der Märker hier erscheint. Ich will nicht länger nur euer rechtloser Knecht sein.“, forderte Walram.
„ Rechtlos? Was glaubst du, welche Rechte du hast? Privilegien habe ich dir viele gegeben. Aber keine Rechte hast du! Und alles, was ich dir je gegeben habe, kann ich dir auch wieder nehmen! Provoziere mich nicht!“, antwortete der Vogt.
„ Wir werden sehen. Denn schließlich geht es um eure Fehler, mein Herr Vogt! Ich war es, der den falschen Dietrich entlarvt hat. Ihr habt ihn aufgenommen.“
„ Wenn nicht einmal der Oheim des Plettenbergers ihn erkennt, wie sollte ich es da können. Und dieser Herold hat seine Rolle doch sehr gut gespielt!“
„ Ich aber hatte ihn durchschaut!“, behauptete Walram.
„ Durchschaut! Niemals. Vor Eifersucht und Neid hast du ihn gehasst. Sonst hättest du etwas gesagt. Nein, dir hat das Glück in die Hände gespielt.“, konterte Gottfried.
„ Glück? Nein, Fleiß, Vater! Der Fleiß, mit dem ich euch immer gedient habe. Der Fleiß, für den ich heute meine Belohnung fordere. Eure Anerkennung, mehr nicht!“
„ Niemals. Niemals werde ich dich anerkennen und das Andenken meiner toten Frau besudeln. Ich war ihr immer treu. Ich bin ein guter Christ. Ich werde meinen Ruf für dich nicht aufgeben. Niemand soll mich in Frage stellen.“
„ Ist dies das letzte Wort?“, fragte Walram zornig.
„ Das war es schon immer! Nein! Und solltest du mich jemals derart noch einmal angehen, dann lasse ich von dieser Burg jagen. Nackt bis du gekommen, nackt sollst du gehen. Bettler Walram, wie gefällt dir das? Und nun lass mich allein!“, beendete Gottfried das Gespräch.
Walram sah Gottfried an. Hatte er wirklich damit gerechnet, dass Gottfried seine Meinung geändert hatte? Walram hob den Zeigefinger und zeigte auf Gottfried. Er ließ seinen Finger wie eine Drohung auf und ab wippen, dann ging er aus dem Raum.
Schnellen Schrittes ging er zum Stall.
„ Sattele mein Pferd, Knecht.“, sagte er zum Stallknecht. Der Knecht gehorchte und holte Walrams Reittier. Walram ging derweil zum Torhaus. Er zog einen leichten Waffenrock über, gürtete sein Schwert und schwang den Mantel um die Schultern. Die Lederhaube tauschte er gegen einen visierlosen Metallhelm. Fragende Blicke begleiteten ihn.
„ Herr Walram, sollen wir mit euch kommen?“, fragte eine der Wachen.
„ Nein, ich reite besser allein. Aber zieht die
Weitere Kostenlose Bücher