Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)
verändert haben. Bedenkt, wo er gefallen ist!“, entgegnete Ruprecht wieder.
„ Was tun wir also?“, fragte Eberhard.
„ Wir sollten einen Späher aussenden. Erkunden, was an dieser Geschichte dran ist. Wir werden es der Burg ansehen, was Dietrich denkt. Außerdem sollten wir uns spurten. Morgen spätestens sollten wir an der Burg sein.“
„ Ja, ich denke dies auch. Wir schlagen unser Nachtlager in der Nähe des Stiftes auf. Von dort ist es nur noch eine Stunde des Marsches. So sei es also. Ruprecht, ich wünsche, dass ihr selber reitet und euch umseht. Nehmt zwei Reiter mit.“, entschied der Graf und wendete sich an Walram.
„ Ihr werdet ihn führen, Walram. Dann, soweit es euch möglich ist, werdet ihr in die Burg zurückkehren. Ich erwarte, dass ihr uns von innen helfen werdet. Lasst die Brücke zur rechten Zeit hinab, sichert uns den Weg durch das Tor und ihr sollt belohnt werden. Denn sollten Gottfried und Dietrich beide in Ungnade fallen, so brauche ich einen neuen Burgmann. Und wer weiß?“, lächelte er Walram an.
Walram fühlte wie seine Brust vor Stolz anschwoll.
„ Ich werde euch nicht enttäuschen, Graf von der Mark.“, sagte Walram und ritt Ruprecht voraus, der inzwischen zwei Reiter ausgewählt hatte. Eberhard und seine Ritter sahen den vier Männern nach. Eberhard sah sich den Gefolgsmann zur linken und zur rechten an.
„ Welch ein Einfaltspinsel. Glaubt er, ein Bastard könnte Vogt werden?“, sagte er. „Ich traue ihm nicht. Aber habt ihr die Habgier in seinen Augen gesehen, als ich ihm die Burg versprach? Etwas stimmt nicht mit diesem da. Aber so oder so, falls seine Geschichte stimmt, dann werden wir die Burg im Sturm nehmen müssen. Kommen erst einmal die Plettenberger, kann es sehr eng werden. Wir sind auf einen solchen Kampf eingestellt.“
„ In der Tat, Herr.“, murmelte der Ritter neben ihm. „Aber es wunderte mich nicht, wenn seine Geschichte stimmte. Von keiner Isenburg kam je viel Gutes!“
„ Das stimmt. Dann werden wir dem ein Ende setzen!“, sagte Eberhard und eine Entscheidung wuchs in ihm.
Johann fror. Er saß in der Dunkelheit und litt unter der Feuchtigkeit seines Gefängnisses. Das Regenwasser lief außen an den Mauern des Bergfrieds, in dessen Keller sich Johann befand, hinab und ein Großteil sammelte sich dort. In Bächen lief es über den Hof. Aber ein Teil des Wassers sickerte durch die Zwischenräume der Steine des Hofbodens und sammelte sich an anderen, tiefer gelegenen Stellen. So zum Beispiel im Kerker der Burg. Johann saß in einem knöchelhohen See aus Wasser, Schlamm, Stroh und Kot. Neben dem Bibbern vor Kälte hatte sich Johann seit zwei Stunden nicht bewegt. Ihm schien es wie Ewigkeiten. In dem Moment, als er in diese Grube geworfen wurde, starb in ihm die Hoffnung. Wenn sie ihn hier nicht hinausließen, würde er verhungern oder schlicht an seinem Elend verrecken.
Die Mauern sind einen Klafter stark! Die Steine sind mit feinstem Mörtel nach italienischem Rezept miteinander verbunden. Dauerhaft haltbar, äußerst stabil.
Johann erinnerte sich an die Worte des Vogtes. Auch dies schien ihm Ewigkeiten zurückzuliegen. Er war nun nicht einmal einen Tag hier eingekerkert. Für die Pein, die es ihm bereiten würde, länger hier zu sein, reichte schlicht sein Vorstellungsvermögen nicht aus. Ein Tag, zwei Tage, eine Woche. Länger! Er zwang sich zu einem anderen Gedanken. Jegliches Ausmalen der Qualen und des Wartens würden ihn schlicht in den Wahnsinn treiben. Die Hölle konnte nicht schlimmer sein. Aber, wenn Gott es so wollte, dann verbüßte er einen Teil seiner Strafen für seine Sünden schon hier auf Erden. Dies brachte ihn vielleicht näher an das Himmelreich. Gerne hätte er seine Sünden einem Geistlichen gebeichtet. Gerne hätte er seine Geschichte erzählt. Er überlegte, wie alles begonnen hatte. Diese verflixte Botenreise nach Köln. Er dachte an Robert, seinen Raffenburger Freund und daran, wie er ihn hatte sterben sehen. Viele gute Männer waren an diesem Tag gestorben. Wie konnte ihn Gott so hart strafen für seine Sünde, wo doch dort wahre Mörder gemacht wurden? Wie hart sollten diese leiden für ihre Sünden? Was waren seine Sünden? Er dachte nach. Minutiös und Schritt für Schritt ging er die letzten Wochen und Tage und Stunden durch. Wo hatten seine Verfehlungen begonnen? Wo war der Moment, an dem alles noch hätte anders laufen können? Aber Johann kam zu dem Schluss, dass es keinen einzelnen Punkt gab, an dem
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