Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)
Walram beschloss, nach der Mittagsandacht mit Gottfried zu sprechen. Es war Zeit, die Lorbeeren auch von seinem Vater zu erhalten. Aber erst würde er mit Ida sprechen müssen.
Zur Mittagsstunde rief Conradus zum Gebet. Alle knieten schweigsam im Wohnraum, jeder hing seinen Gedanken nach. Walram betrachtete Ida von seiner Position aus, schräg hinter ihr. Er sah, dass sie geweint haben musste. Sicher war sie entsetzt über die Gaunerei dieses Johanns. Aber Walram würde sie trösten. Conradus sprach seinen Segen und Ida verließ wortlos den Wohnraum. Die Treppe führte sie wieder nach oben in den ersten Stock, wo sie ihre Kammer aufsuchte. Kaum hatte sie die Tür geschlossen, öffnete sich diese wieder.
Ida schaute verwundert Walram an.
„ Herr Walram, ihr seid es.“, sagte sie mit leiser Stimme.
„ Fräulein Ida, ich muss euch sprechen.“, sagte Walram.
„ Nein, Walram, bitte lasst mich allein. Mir ist es nicht gut heute.“
„ Aber Fräulein Ida, deshalb bin ich hier. Ich denke, nach meinen Worten geht es euch besser. Bitte hört mich an.“, bettelte Walram.
Ida sah ihn mit müden Augen an.
„ Nun gut. Was macht es schon? Sprecht.“
„ Fräulein Ida, ich verstehe eure Enttäuschung. Aber bedenkt, was hätte geschehen können. Dieser Gauner hätte euch eurer Mitgift berauben können. Oder schlimmeres. Eurer Unschuld, wenn ihr versteht.“
„ Herr Walram, ich danke euch, dass ihr mir das Geld meines Vaters erhalten habt.“, seufzte Ida.
„ Ich verstehe auch, dass dieser miese Kerl euch trotz allem euer Gesicht und eure Ehre genommen hat. Aber trauert nicht. Immer hin werdet ihr nun keinen ungewollten Dietrich heiraten.“, sagte Walram und tänzelte mit seinen Worten vorsichtig wie die Katze um den heißen Brei.
„ Herr Walram, ihr habt da wohl Recht. Aber kann ich mir sicher sein, dass ich nun noch gewollt werde. Wieviele Männer werden meine Ehre nun anzweifeln. Wer will eine Frau, die zum Gespött der Leute wurde. Seht doch, außerdem bin ich schon beinahe zu alt für eine Heirat. Andere haben in meinem Alter schon zwei Kinder. Bis ein neuer Mann für mich gefunden ist können Monate vergehen.“, beklagt Ida.
Walram wusste, dass er sie hätte trösten können, aber dies war sein Moment. Er wollte Idas Verwirrung nutzen
„ Fräulein Ida, dies ist der Grund für mein Kommen.“, sagte er und nahm ihre Hand. Ihre Stirn legte sich fragend in Falten.
„ Ida, ich liebe euch, seit ich euch zum ersten Male gesehen habe. Euer Alter ist mir egal, für mich bleibt ihr immer so jung wie am ersten Tag. Ich lege euch die Welt zu Füßen. Wollt ihr meine Frau werden? Gemeinsam können wir auf dieser Burg leben und ...“, Ida unterbrach ihn und legte ihren Zeigefinger auf seinen Mund.
„ Seht, Herr Walram. Auch ich kenne euch solange und ich schätze euch. Aber ich kann nicht eure Frau werden. Seht meinen Stand.“, sagte sie entschuldigend.
„ Nun, dann erfahrt mein Geheimnis. Ich bin Gottfrieds Sohn!“, sagte Walram.
Ida wurde bleich. Vieles verstand sie nun. Sie hatte sich immer gefragt, warum Walram trotz seines niederen Standes immer höhere Aufgaben von Gottfried übertragen bekommen hatte, die sonst von niedrigen Adligen bekleidet wurden. Aber dies bedeutete, dass Walram nur ein Bastard Gottfrieds sein konnte.
„ Ihr seid Gottfrieds Sohn? Aber eure Mutter?“, fragte sie.
„ Meine Mutter spielt keine Rolle. Ich bin Gottfrieds Sohn! Sein einziger verbliebener Sohn nach Hugos Tod. Und wenn Gottfried mich anerkennt, jetzt wo ich mich ihm und meinem Landesfürsten bewiesen habe, dann kann ich ihm in Amt und Würde nachfolgen. Und ihr könnt an meiner Seite als meine Frau in diesem, eurem Zuhause bleiben.“
Aber wollte Ida überhaupt auf dieser Burg ihr ganzes Leben verbringen? Sie erinnerte sich an die schönen Worte, mit denen Dietrich seine Heimat beschrieben hatte. Aber es waren nicht Dietrichs Worte gewesen, sondern die eines Herolds, der mit Worten spielen konnte. So mochte die Welt da draußen bei weitem nicht so schön sein, wie dieser Johann sie mit seinen Worten ausgemalt hatte.
Walram nahm nun auch noch ihre andere Hand fest in seine. Sie stand sich nun ganz dicht gegenüber. Zu dicht für Idas Geschmack.
„ Aber Walram, dies ist doch nur ein frommer Wunsch. Gottfried wird euch nicht zu seinem Nachfolger machen können. Dies liegt nicht in seiner Hand.“, redete sich Ida heraus und wendete den Kopf zur Seite. Walram kam ihr inzwischen so nahe, dass sie an ihrem
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