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Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Titel: Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Huelsmann
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Brücke hoch und verriegelt das Tor, sobald ich fort bin. Richtet die Burg auf einen Angriff ein. Ich verlasse mich auf euch!“, sagte er und klopfte den Männern der Reihe nach auf die Schultern.
    Walrams Pferd war gesattelt. Er stieg auf und ließ sich noch einen Speer und ein Schild reichen. Dann ritt er durch das Tor, über die Brücke und überquerte im Trab die Ebene. Walram sah sich nicht um, als er davon ritt. Der nieselnde Regen wischte seine Tränen der Enttäuschung und der Wut von seinem Gesicht. Walram hatte beschlossen, dass es Zeit war, mit den Wölfen zu heulen.
     
    Der Hellweg oder der Salzweg, wie er zuvor genannt wurde, war die Lebensader der westfälischen Mark. Wer seine Waren von West nach Ost transportieren wollte, nutzte diesen Jahrhunderte alten Verkehrsweg, der sich von Flandern über Aachen und Köln bis nach Magdeburg und danach bis weit ins Baltikum erstreckte und alle wichtigen Knotenpunkte miteinander verband. Wie Perlen an einer Kette waren Bischofssitze und Klöster, Städte, Dörfer und Burgen an diesem Weg aneinander gereiht. Aber auch Pilger und Geistliche zogen über diesen Weg, letztere in ihrer Funktion als Missionare bis weit in den europäischen Nordosten, um den Haiden den christlichen Glauben zu predigen und sie zu taufen. Diese zwischen dem Rellinghauser Stift und dem Essener Münster verlaufende Straße war auch Walrams Ziel, nur wollte er nicht reisen. Seiner Heimat wollte Walram noch lange nicht den Rücken kehren. Er hatte beschlossen, sich seinem Landesfürsten Eberhard von der Mark anzuvertrauen, von dem er wusste, dass er mit seinen Soldaten auf dem Hellweg zur Isenburg unterwegs war, Dietrich von Plettenberg anzuklagen und zu richten. Diese wichtige Botschaft war eine der Informationen, die er in dem Gespräch zwischen ihm und dem anschließend ermordeten Boten des Markgrafen erhalten hatte. Walrams Geschichte war simpel und seiner Meinung nach durchaus glaubwürdig. Aber er wusste, dass er nun alles auf eine Karte setzte. Glaubte ihm Eberhard nicht, gab es kein zurück mehr und er hatte alles verloren. Hatte er das nicht sowieso?
    Walram erreichte den Hellweg und trieb sein Pferd an. Er hatte keine Zeit zu verlieren. Je eher er Eberhard erreichte, desto besser für ihn. Walram ritt durch ein weithin gerodetes und teilweise landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Der enorme Holzverbrauch der Menschen ließ ganze Wälder dahingehen, jedoch kamen die Bauern nicht nach, das Land urbar zu machen. So blieben über weite Strecken nur aus dem Boden lugende Baumstümpfe und eine kahle Landschaft. Dies sorgte an guten Tagen allerdings für eine überwältigende Aussicht. Aber es regnete und ein Schleier aus Nieselregen überzog das Land, der seine feuchten Finger durch jeden Schlitz und durch jede Masche in Walrams Kleidung schickte und kalt über seine Haut strich. Walram konnte kaum ein paar hundert Schritte weit sehen, aber endlich schälten sich Figuren aus dem Wasservorhang. Soldaten, zu Fuß und zu Pferd, kamen ihm auf der wenigen Schritte breiten Straße entgegen. Er ließ sein Pferd in einen leichten Gang zurückfallen. Große Atemwolken blähten sich vor den Nüstern des Tieres auf. Walram zügelte sein Tier und ließ die Männer näher kommen. Die ersten Kämpfer stapften mit hoch gezogenen Schultern schweigsam an ihm vorbei. Der erste Reiter jedoch hielt an und grüßte Walram.
    „ Seid gegrüßt Herr Ritter. Ich bin Ruprecht von Virneburg und ich reite mit dem Landesfürsten Eberhard von der Mark. Bitte macht Platz auf diesem Weg für Ross, Reiter und die Wagen.“, sagte der Mann. Walram musterte ihn. Er mochte Mitte Zwanzig und somit im besten Mannesalter sein. Er trug lange blonde Haare, die unter seinem Helm hervorlugten und durch den Regen fest an seinem Hals und seinem Schulterpanzer klebten. Sein Bart wirkte unrasiert und ungepflegt. Trotzdem machten ihn die weit geöffneten Augen und sein schelmischer Blick nicht unsympathisch.
    „ Ich grüße auch euch, edler Herr von Virneburg. Mein Name ist Walram. Ich weiß, dass dies der Tross des Grafen Eberhard ist. Bitte bringt mich zu ihm. Ich habe eine Nachricht für ihn.“, sagte Walram. Mittlerweile mochten gut zwei Dutzend Bewaffnete Männer an ihnen vorbeigelaufen sein und es folgten weitere. Walram sah vor sich nun auch mehrere Reiter. Unter ihnen mochte auch Eberhard sein.
    „ Nun, dann übergebt sie mir, Bote.“, sagte Ruprecht.
    „ Nein, ihr versteht nicht. Ich bin Walram, Sohn des Vogtes der

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