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Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Titel: Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Huelsmann
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sich Dinge noch hätten ändern lassen. Es gab derer vielmehr dutzende.
    Doch wenn Gott, der Herr, den Menschen lenkte, dann gab es in Wahrheit keinen Moment, an dem er hätte sein Schicksal abwenden können. Kein Zurück. Nur ein Vorwärts auf dem beschriebenen Weg. Johann fand keine zufrieden stellende Antwort. Er dachte an den Tod. Wie der Tod wohl sein mochte? Wie war das Leben nach dem Tod? Was mochte es mit dem irdischen Leben gemein haben?
    Alle Erklärungen, die Johann je dazu gehört hatten basierten doch letzten Endes auf einer körperlichen Vorstellung der Seele. Er dachte an seine Seele. Er dachte daran, wen er im Jenseits wieder treffen mochte. Würde er die Leute
erkennen, wenn er sie traf. Und sie ihn?   Gäbe es ein echtes
Wiedersehen? Und wenn, hätten sie sich einander alle
Sünden vergeben? Johann wusste nicht, ob er den vielen Menschen, die ihm Unrecht getan hatten, jemals vergeben konnte. Vielleicht war dies seine Sünde. Er sollte lernen zu vergeben. Gott zwang ihn dazu. Er schickte ihn in die Finsternis, um zu vergeben. Vergebung bedeutete loslassen. Alles loslassen, das einen selbst belastete. All die Erinnerungen an die kleinen und großen Dinge, die einem im Leben widerfuhren. Loslassen machte einen Menschen leichter. Und nur eine leichte Seele konnte in den Himmel auffahren. Johann erwischte sich, dass er sich seine Seele wieder als etwas Körperliches vorstellte. Er seufzte. Antworten hatte er noch nie gefunden, aber die Fragen wurden lauter in ihm. Gut so. Die Gedanken lenkten ihn ein wenig ab. Wieder kehrten seine Gedanken zum Tod zurück. Vielleicht war der Tod gar nicht so übel! Konnte der Tod schlimmer sein, als dieses nasse, stinkende Loch?
    Doch dann ersann sich Johann eines besseren. Wenn er sich den Tod schon nicht vorstellen konnte, wie wenig Raum in seinem Kopf und wie wenig Worte gab es dann erst für den göttlichen Himmel und das Paradies des Herrn? Oder die Hölle!
    Er erinnerte sich an den echten Plettenberger, der im Sterben so gepeinigt wurde, dass er wieder ins Leben zurück flüchtete und seinen Schmerz hinausschrie. Da zuckte Johann. Der Plettenberger hatte geschrieen. Doch war es wirklich ´Quaaal´, wie Johann es damals verstanden hatte. Was, wenn es nicht ´Qual´ gewesen war? Was, wenn der Plettenberger im Sterben den Namen seines wahren Mörders in die Welt gerufen hatte, wie eine Anklage vor der Ewigkeit. Walram! Der Plettenberger hatte ´Waaal´ gerufen. Waaalram! Walram, der Name seines Mörders!
    Neue Hoffnung keimte in Johann auf. Er war der Träger dieses Geheimnisses, getragen nur von den Mördern und Walram. Ausgerechnet Walram, der ihn nun des Mordes bezichtigte. Johann verstand. Es machte Sinn. Walram hatte ihn von Anfang an verfolgt, hatte versucht ihn zu töten. Johann wollte aufspringen und es der Welt berichten. Alle sollten es wissen. Seine Unschuld sehen.
    Doch dann kam die Ernüchterung. Wer würde ihm schon Glauben schenken? So lehnte er sich apathisch an die Mauer und begann sanft, sich vor und zurück zu schaukeln. Er fühlte sich noch einsamer und schlechter als zuvor.
    Das monotone Platschen von Wassertropfen, die durch eine Furche im hölzernen Boden über ihm eindrang, wurde plötzlich durch ein Brummen unterbrochen. Ein langer tiefer Laut, der so abrupt endete, wie er gekommen war. Johann riss die Augen auf, aber in dieser Dunkelheit gab es nichts zu sehen. Kein Schatten, kein Umriss. Dann brummte es wieder. Nur wenige Schritte vor ihm. Ein tierischer, unmenschlicher Laut. Johann war nicht allein.
     
    Walram ritt voraus. Die drei bewaffneten Männer des Grafen folgten dicht. Die Hufe ihrer Pferde wirbelten den feuchten Matsch des Hellwegs auf. Sie verließen den Handelsweg, als Walram nach links in einen schmaleren, noch schlammigeren Weg einbog. Ein paar Male rutschten die Pferde im Galopp, doch keiner der Reiter verlor den Halt. Nach beinahe einer Stunde ritten sie am Frauenstift zu Rellinghausen vorbei. Zur Isenburg war es nicht mehr weit. Wenige Minuten später kamen sie erneut an eine Abzweigung und Walram drosselte das Tempo.
    „ Reitet ihr diesen Weg weiter, ich werde den längeren Weg nehmen.“, sagte er.
    „ Nein, der Graf Eberhard hat klar gesagt, dass wir zusammen bleiben sollen.“, antwortete Ruprecht.
    „ Aber ihr müsst. Ich werde auf der Burg zurückerwartet. Folgt diesem Weg und ihr erreicht die Burg über die Ebene. Ich nehme den Waldweg. Dann sieht man uns auf keinen Fall zusammen. Sonst ist alles verloren.

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