Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)
Boden. Noch drei. Sie lauerten einander und umkreisten sich wie kämpfende Raubkatzen. Die Mark erschütternden Schreie des tödlich verletzten Pferdes lieferten eine gespenstische Musik, zu deren Rhythmus sich die Streitenden wie in einem Totentanz bewegten. Endlich erstarben die Schreie zu einem Röcheln, als das inzwischen auf dem Boden liegende Tier verblutete. Walram versuchte alle drei Gegner gleichzeitig zu beobachten. Unmöglich!
Verlass dich auf deine Instinkte!
Walram sah, dass der erste Mann, der ihn angegriffen hatte sich langsam wieder vom Boden erhob. Aus seiner zertrümmerten Nase rannen zwei schmale Blutbäche. Der Mann wischte sie aus seinem Gesicht, doch die Rinsale tauchten sofort wieder auf. Walram ging zum Gegenangriff über. Wieder zerschnitt Walrams Klinge in einem Kreisbogen die Luft und traf. Diesmal würde der Mann nicht mehr aufstehen. In seiner Vorwärtsbewegung ließ Walram sein Schwert auch einmal um sich kreisen, um auch den Gegner aus seinem Rücken zu halten. Dann drehte er sich um die eigene Achse und sah den Männern wieder in die Augen.
Diesmal war es der Schwarze, der ihn anging. Die Klinge hieb von oben auf Walrams Kopf. Walram wehrte ab und vollführte den Gegenhieb zum Bauch des Gegners, der Schwarze sprang zurück und ließ seine Klinge nach unten schwingen. Walram wich zur Seite, die Klinge verfehlte seine Schulter knapp. Dann kam der nächste Gegner von links. Auch hier wirbelte Walram zur Abwehr seine Klinge nach oben. Doch der Mann war schneller als erwartet und Walram strauchelte. Der Schwarze sah, das Walram das Gleichgewicht verlor. Mit zwei schnellen Schritten eilte er nach vorne und ließ sich gegen Walram prallen. Beide fielen, Walram hämmerte rücklings auf den Boden, der Schwarze fiel auf ihn. Walram hatte sein Schwert verloren. Voller Hass starrte er in die schwarzen Augen seines Widersachers. Er riss die Hände hoch und begann den Schwarzen zu würgen. Dieser begann zu röcheln. Die beiden Kämpfer rollten herum und Walram lag nun oben.
Jetzt verrecke, du Schwein.
Walram drückte unbarmherzig zu. Noch wenige Augenblicke. Das Gesicht des Schwarzen wurde dunkelrot und schwoll an. Seine Augen begannen durch den Blutdruck im inneren seines Kopfes aus den Höhlen zu quellen. Dann auf einmal merkte Walram, dass die Kraft in seiner linken Hand nach ließ. Er verstand nicht. Sein Arm wurde schlaff und die Hand rutschte vom Hals des Schwarzen. Sein Arm wurde taub. Im gleichen Moment kam der Schmerz.
Er richtete sich auf. Die zwei Gegner standen noch um ihn herum. Sie griffen ihn nicht an. Walram wunderte sich. Er sah an sich hinab. Er entdeckte keinen Grund für den plötzlichen Schmerz, der seinen Körper durchflutete. Wieder eine Welle, die ihm den Atem raubte. Hatte er sich gerade
aufgerichtet, so strauchelte er nun. Walram suchte nach der Ursache für den Schmerz. Er bemerkte, dass aus seiner
linken Schulter ein kleines, spitzes Metallstück ragte. Mit der
rechten Hand tastete er danach und besah es sich genau. Dann verstand er, dass dies die Spitze einer Lanze sein musste. Er versuchte, den Kopf zu wenden. Es brannte höllisch. Walram ging in die Knie. Er fühlte sich auf einmal so müde. Und kalt. Endlich hatte er den Kopf gewendet. In seinem Rücken steckte seine eigene Lanze, die ihn von hinten die Schulter durchbohrt hatte. Schwarze
Flecken tanzten vor seinen Augen. Er sah auf und nahm den Schwarzen wahr. Dieser war inzwischen vom Boden aufgestanden und rieb sich den schmerzenden Hals. Er rang nach Luft. Wieder kam Hass in Walram auf. Alles war verloren. Er war verloren. Er murmelte etwas und fluchte, doch seine Worte waren ihm selbst unverständlich. Dann spürte er einen Fuß in seinem Rücken und eine heftigen Ruck, als das Schwert von hinten aus ihm heraus gezogen wurde.
Die Welt um Walram herum verblasste, verlor zuerst an
Farben, dann an Konturen. Alles verschwamm als Walram mit offenen Augen auf dem Waldboden aufschlug und in das Zwielichtreich der Schatten eintauchte. Seine Lippen
bewegten sich noch eine Weile, als ob er fluchte. Oder
betete. Der Schwarze besah sich seinen Gegner.
„ Gut gemacht, Gabriel.“, lobte krächzend der Schwarze, der immer noch Probleme hatte, Luft zu bekommen. Es hatte nicht mehr viel gefehlt.
Gabriel hob das Schwert und wollte Walram abstechen.
„ Ich erledige ihn, Dominus.“, sagte Gabriel und hob seine Klinge, um sie Walram in den Rücken zu stoßen.
„ Nein, keinen Gnadenstoß, Gabriel. Lass ihn leiden. Lass
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