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Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Titel: Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Huelsmann
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nicht.“, sprach Conradus ruhig.
    „ Verrat! Verrat an eurem Erzbischof!“, brüllte Gottfried.
    „ Aber Vogt Gottfried. Was ist mit euren Sinnen? Erinnert euch! Der Erzbischof ist nicht länger Herr dieser Burg.“
    „ Verrat!“, brüllte Gottfried erneut. Er zog sein Schwert. „Wer dieses Tor öffnet und den Feind hinein lässt, den töte ich!“
    Mit dem letzten Wort ertönte plötzlich ein schwirrendes
Geräusch. Die Menschen sahen einander an. Wie ein über-
großes Insekt flog etwas zu ihnen hinüber. Und es wurde lauter. Ida sah nach oben zum Himmel und plötzlich sah sie es. Dieser Moment kam ihr wie eine Ewigkeit vor. Sie zählte drei Objekte. Kugeln mit einem dämonischen Feuerschweif. Beinahe sahen sie schön aus. Sie wurden größer. Größer. Größer. Dann verstand sie. Eberhards Angriff hatte begonnen. Und sie waren mittendrin.
     
    Der Balistarius schlug den schweren Holzhammer gegen die Halterung des Spannseiles und das Gewicht am kurzen, aber dafür dicken Arm der Wurfmaschine sackte augenblicklich nach unten und schleuderte durch die Abwärtsbewegung drei Geschosse, die in der Schale am Ende des langen, dünneren Hebelarmes lagen, durch die Luft. In einem hohen Bogen flogen die mannschweren Öltöpfe durch die Luft. Die Geschosse wirbelten dabei um die eigene Achse und die kleinen brennenden Lunten tänzelten auf den Töpfen während ihrer langen Flugkurve hin und her. Mit einem dumpfen Geräusch kam der Gewichtskasten des Triboks auf den mit Stroh gestopften Säcken zum Stillstand, der lange Arm der Wurfmaschine federte nach. Die Männer an der Wurfmaschine sahen der zweiten Geschosssalve hinterher. Im Fluge verloren die Geschosse ihre Nähe zu einander. Ein Öltopf zerschellte an der Mauer. Das Öl spritze in alle Richtungen und entzündete sich augenblicklich. Aber Schaden konnten die Geschosse hier nicht anrichten. Der Stein würde nicht brennen. Die anderen zwei Geschosse hingegen flogen etwas weiter. Eines zerplatzte auf dem Hof der Hauptburg, an der Wand des Palas. Auch hier fingen die umherstehenden Teile und die Wand des Palas sofort Feuer. Aber auch hier konnten diese Treffer wie schon die drei zuvor kaum Schaden anrichten.
    Eberhard hatte seine Männer aufgeteilt. Schon am Vorabend hatte der Markgraf sich für den Aufbau eines Triboks, den er auf Heerwagen in seinem Tross mit sich führte, entschieden. Diese relativ kleine Wurfmaschine konnten im Gegensatz zu einer großen Blide, einer riesenhaft wirkenden Steinschleuder, recht genau die gewünschten Ziele treffen. Aber Eberhards Männer bauten auch die mitgeführte Blide auf. Aus Einzelteilen fügte sich die Waffe zusammen. Die Blide konnte bis zu zwei Ochsen schwere Steingeschosse durch die Luft wirbeln. Das Treffen des Ziels war auf diese Entfernung, ungefähr zweihundert Schritte entfernt, kaum möglich. Eberhard hoffte, die Mauern der Isenburg damit zu zerschlagen. Der Tross führte nur drei derart schwere Steingeschosse mit sich, aber der Markgraf hatte schon für Nachschub gesorgt. Ein Wagen war entsandt, den Friedhof des Rellinghauser Stiftes nach großen, geeigneten Grabplatten oder Grabsteinen abzusuchen und die mitzubringen. Sicher, dies konnte noch eine Weile dauern, aber Eberhard hatte einen zweiten Plan, den er in der Zwischenzeit umsetzen wollte. Er hatte seine Männer in zwei Gruppen unterteilt. Beiden Kampfgruppen enthielten Fußsoldaten und Bogenschützen. Er wollte, dass seine Reiter diese gegen die Mauern führen sollten. Im Schutz eines Pfeilhagels der Bogenschützen sollten die Fußsoldaten versuchen, mit Sturmleitern die Mauer empor zu klettern. Kein leichtes Unterfangen! Eberhard rechnete mit heftiger Gegenwehr. Aber er hoffte so auch die in der Burg vermeintlich verschanzten Soldaten dazu zu bewegen, sich zu zeigen. Eberhard wollte wissen, mit wie vielen Gegnern er es zu tun hatte.
    Zwei Salven konnte der Tribok noch verschießen, bevor ihm vorläufig die Munition ausging.
    Die erste Salve richtete sich wieder gegen den Palas. Diesmal flogen alle drei Geschosse über die Mauer, zerschellten krachend an dem Gebäude und auf dem mit Holzschindeln bedeckten Dach. Eberhards Männer jubelten. Der erfahrene Balistarius hatte die Entfernung gut geschätzt und gut getroffen. Ein Feuerteppich breite sich Tod bringend über das Dach und den Hof der Hauptburg aus. Langsam stand beinahe das gesamte Dach in Flammen. Das vom Regen feuchte Holz brannte nicht leicht, aber sobald die Schindeln an einigen Stellen

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