Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)
Nichts davon ist wahr. Wer brachte euch die Kunde?“
„ Euer eigener Sohn.“
„ Mein Sohn ist in Worringen auf dem Feld geblieben.“
„ So wurde uns gesagt. Aber wir sprechen nicht von Hugo, wir sprechen von Walram.“
Die Wachmänner auf der Mauer trauten ihren Ohren nicht. Gottfrieds Gesichtsfarbe wechselte zu Dunkelrot. Walram! Walram war zu Eberhard geritten. Gottfried hatte gestern schon nach Walram gefragt und gehört, dass sein Sohn die Burg verlassen hatte. Er hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass Walram ausgerechnet zu dem von ihm
verhassten Markgrafen aufgebrochen war. Und nun schien es, als hätte Walram dem Grafen eine Lüge aufgetischt, die sich so dicht mit der Wahrheit verwob, dass Gottfried es unmöglich war, sie zu entwirren und seinem Landsherrn zu
erklären, was geschah. Alles was Gottfried sagte, musste in den Ohren des Märkers zu frei erfunden und zu verfälscht klingen, als dass es hätte nach Walrams Worten noch für bahre Münze genommen werden konnte. Gottfrieds Gedanken rasten. Was sollte er jetzt machen?
„ Wo ist Herr Walram?“, fragte Ruprecht.
„ Walram ist nicht mein Sohn! Er hat euch belogen. Walram ist der Vorsteher meiner Wachen.“
„ Nun, wir hörten, er wäre euer Bastard!“, höhnte Ruprecht.
„ Lüge! Was auch immer Walram euch erzählt haben mag, er erzählt die Unwahrheit.“
„ Vogt Gottfried, wir fordern euch auf, die Burg zu verlassen. Alle Bewohner sollen sich auf dem Feld vor dem Tor sammeln. Wer sich weigert und in der Burg verweilt, wird als Feind unseres Herrn angesehen und kann als solcher mit dem Tode rechnen. Dann wollen wir sprechen und den Verbleib von Herrn Dietrich und nun auch noch von Herrn Walram klären.“, sprach Ruprecht, wie er es mit Eberhard verhandelt hatte. So käme Dietrich entweder aus der Burg oder er erklärte sich selbst zu Eberhards Feind. Dann brauchte er auf keine Milde zu hoffen.
Gottfried stand nun mit dem Rücken zur Wand. Eberhard war für seine Unbarmherzigkeit bekannt. Ließ Gottfried alle Leute gehen, hatte er keine Garantien für sein eigenes Leben oder das der Männer und Frauen auf der Burg.
„ Welche Garantien gebt ihr mir? Wir haben Frauen und
Kinder hier.“, fragte Gottfried.
„ Es ist nicht an uns Garantien zu geben. Kommt heraus, dann werden wir die Burg nach dem Plettenberger durchsuchen.“
„ Ohne Garantie für mein Leben und das der Menschen innerhalb dieser Mauern kommen wir nicht hinaus. Bitte besinnt euch.“, antwortete Gottfried und hoffte, dem Märker noch sein Wort abzuringen
Ruprecht setzte zu einer Antwort an, als Eberhard ihn durch eine knappe Geste seiner Hand unterbrach und sich an Gottfried wandte.
„ Vogt, hört gut zu. Ich habe genug der Spielchen. Ich weiß, dass ihr und Dietrich, dieses Fähnlein im Wind, dem Kölner Oberpfaffen noch treu ergeben seid. Aber hört. Dieser sitzt im Kerker der Berger und kommt so schnell nicht wieder hinaus. Die Dinge haben sich geändert und ich habe die Nase voll von eures gleichen. Ihr habt eine halbe Stunde Zeit, diese Festung zu verlassen. Ohne Waffen. Oder bleibt wo ihr seid! Uns soll es egal sein. Durch eure Taten habt ihr die Schuld des Dietrichs von Plettenberg an meinen Vetter und eure Untreue mir gegenüber bestätigt.“
„ Aber so hört doch. Kommt selbst hinein und überzeugt euch, dass Dietrich niemals hier war. Hört den Mörder an.“, forderte Gottfried und lud die Herren mit einer Geste seiner Hand ein, hineinzureiten.
Eberhard wendete sein Pferd und verließ mit den Reitern die Mauern.
Die Entscheidung die Eberhard am Morgen getroffen hatte, war nun untermauert. Er konnte es nicht hinnehmen, dass ein Vogt einer seiner Burgen so mit ihm umging. Eberhard verlangte bedingungslosen Gehorsam bis zur Selbstaufgabe. Und Gottfried belog ihn, soviel war klar. Das war nicht akzeptabel und verlangte nach Bestrafung. Er konnte es auch nicht hinnehmen, dass Dietrich ein Spiel mit ihm spielte und Eberhard war davon überzeugt, dass der Plettenberger dies tat. So oder so. Entweder er hatte sich in der Burg verschanzt und wartete, dass Eberhard hineinkam oder er war längst über alle Berge und Gottfried hielt ihn in seinem Namen hin. In Worringen hatten Eberhard und seine Verbündeten die Schlacht gewonnen und die Macht zu ihren Gunsten entschieden. Es gab kein Zurück. Aber in den Köpfen vieler war es noch nicht angekommen, dass die Weltlichkeit über den Machthunger der Kirche gesiegt hatte. Eberhard würde dies hier
Weitere Kostenlose Bücher