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Die Spinne (German Edition)

Die Spinne (German Edition)

Titel: Die Spinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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Ziel der Operation war doch, ihn zu Fall zu bringen. Oder hab ich da was verpasst?«
    »Du weißt es doch besser, Alan. Wir unternehmen nie etwas, nur um jemanden zu Fall zu bringen. In der Politik nicht, und im Geheimdienst auch nicht. Alles dient dazu, unsere Position zu stärken. Bis vor Kurzem sah es so aus, als wäre es dafür das Beste, Xin Zhu abzuschießen. Wenn wir ihn in eine Falle locken und ihn liquidieren. Doch das hat sich inzwischen geändert.«
    »Da musst du schon überzeugendere Argumente bringen, Dorothy. Du weißt doch genau, wie viel ich in dieses Projekt reingesteckt habe. Und wie viel es mir bedeutet.«
    »Das geht nicht«, antwortete sie. »Frag nicht nach Dingen, die ich dir nicht sagen kann. Du gehörst nicht mehr zum inneren Zirkel. Du bist jetzt ein selbstständiger Auftragnehmer. Und ich bin deine Kundin.« Sie lehnte sich zurück und griff nach ihrem Evian. »Kannst du mir folgen?«
    »Dann gebe ich den Auftrag zurück.«
    »Um die wenigen Touristen zu verlieren, die du noch hast? Dann steckst du fest und kannst überhaupt nichts mehr unternehmen.«
    »Ich hole Milo Weaver ins Boot.«
    »Weaver?« Sie lachte. »Der ist doch jenseits von gut und böse. Hat eine Kugel im Darm. Vollkommen unbrauchbar. Außerdem würde er so was wie das hier nicht mal mit der Zange anfassen.«
    »Es wäre leicht, ihn einzubinden.«
    Sie starrte ihn eine Weile an und stellte schließlich ihre Flasche ab. »Das ist eine müßige Diskussion. Du wirst das nicht allein durchziehen, denn im Grunde bist du ein Patriot. Lass Milo Weaver in Ruhe. Am Ende verliert er noch sein Leben.«
    Natürlich hatte sie recht, doch ab diesem Zeitpunkt spukte ihm die Frage durch den Kopf, ob es nicht doch möglich war, Milo zu gewinnen. Und wenn ja, konnte er ihn schützen? Wahrscheinlich nicht, aber zumindest Tina und Stephanie konnte er schützen, und das war letztlich das Wichtigste für Milo.
    »Die Pläne haben sich also geändert«, sagte er schließlich, weil er keine andere Wahl hatte. »Wir reiten diesen anderen rein … wie heißt er gleich wieder?«
    »Ich habe seinen Namen nicht genannt.«
    »Und du kannst mir auch nicht verraten, wie wir dadurch Xin Zhu drankriegen.«
    »Tut mir leid, Alan.« Sie zögerte kurz. »So läuft das eben, wenn man Politiker in Verschwörungen einweiht; sie reißen die Sache an sich.«
    »Also steckt Irwin dahinter?«
    »Wir sind alle Politiker, Alan.«
    Er musterte ihr teilnahmsloses Politikergesicht. »Wenn ihr glaubt, ihr könnt einen Deal mit Xin Zhu machen, wird er euch am Ende an die Wand nageln.«
    »Bitte, Alan. Es geht hier nicht um irgendwelche Deals, und Xin Zhu wird auch nicht ungeschoren davonkommen. Er wird untergehen, bloß auf andere Weise als ursprünglich geplant.«
    Alan durchzuckte die Erinnerung an Lichter, rote Lichter, die zu Blau erstarrten. »So einen Mann kann man nur auf eine Weise erledigen.«
    Stirnrunzelnd lehnte sie sich zurück. »Wenn du nicht mitziehen oder die ganze Zeit nur rumjammern willst, dann sag es lieber gleich. Das erspart uns später eine Menge Ärger.«
    »Nein.« Erst hinterher wurde ihm klar, dass er da bereits log. »Ich musste mich bloß irgendwie abreagieren. Ich bin dabei.«
    Sie war beim Einkaufen. Das Videobild war körnig und ein wenig wacklig, doch er konnte die reich bestückten Regale von Dean & Deluca in SoHo erkennen. Auch die schlechte Bildqualität konnte nicht verbergen, dass sie unglücklich aussah. Am Morgen hatten sie sich gestritten über … er wusste nicht einmal mehr, worum es gegangen war. Und es spielte sowieso keine Rolle. Der Grund für all ihre Streitigkeiten in den letzten Wochen waren er und die Scheißlaune, die er mit nach Hause brachte und mit der er sich ins Bad verzog, wenn er einen Ausbruch oder Schlimmeres befürchtete. Sie witterte förmlich, dass sein Leben von Elend, Geheimniskrämerei und nacktem Hass bestimmt wurde. Dass er ein anderer Alan Drummond war und inzwischen wieder viel mehr Ähnlichkeit mit dem bekloppt heldenhaften Elitesoldaten in Afghanistan hatte, den sie nie gekannt hatte.
    Den Blick auf den Monitor gerichtet, saß er zu Hause in seinem Büro und hörte am Telefon Xin Zhus Stimme. »Ich bin kein unvernünftiger Mensch, Mr. Drummond. Ganz und gar nicht. Wie Sie versuche ich nur, mich und meine Familie zu schützen. Leute wie Sie und ich, wir verstehen, dass die Sicherheit unserer Länder verblasst im Vergleich zur Sicherheit unserer Frau und Kinder.«
    »Sie sprechen von Ihrem toten Sohn«,

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