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Die Spinne (German Edition)

Die Spinne (German Edition)

Titel: Die Spinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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Angriff kam, kam es zu einer Diskussion. Nachdem er die Idee psychologischer Kriegsführung verworfen hatte, gelangte Alan zu dem Schluss, dass ein Attentat gegen Xin Zhu die beste Lösung war. »Wir wissen, wo er wohnt. Und wir wissen sogar, wo er sein Büro hat. Wir können das Gebäude verkabeln und zum Einsturz bringen. Ein Raketenwerfer würde sicher auch funktionieren. Die Schuld kann man den uigurischen Revolutionären in die Schuhe schieben – sie haben sowieso bereits offene Drohungen ausgestoßen. Im Idealfall sollte die Aktion während der Olympischen Spiele steigen, wenn sich die Sicherheitsmaßnahmen auf die Veranstaltungsorte konzentrieren. Zhu wird liquidiert, wir stören die Spiele, und wir zeigen dem chinesischen Zentralkomitee, was Sache ist.«
    Eine Woche später fuhr Alan in einem sauberen, modernen Zug von Ljubljana nach Sevnica und beäugte die modisch coolen Slowenier um ihn herum. Eigentlich hatte er mit einem Spaziergang gerechnet. Schließlich hatte er in Afghanistan gekämpft, und wenn man Afghanistan verließ, dann mit der Zuversicht, dass der Rest der Welt ein Spaziergang war. Aber die Schwierigkeiten an bestimmten Orten hatten weniger mit diesen selbst zu tun als mit dem, was man mit sich herumschleppte, mit dem Ausmaß der eigenen Schuldgefühle. Die Schuldgefühle, die er früher mit einem Meterstab hätte messen können, riefen inzwischen eher nach einem Kilometerstab. Genauer gesagt, nach dreiunddreißig Kilometerstäben.
    Doch eigentlich gab es keinen Grund zur Sorge. Die SOVA interessierte sich nicht für jemanden, der nicht mehr im Dienst des amerikanischen Staats stand, und Tran Hoang hatte es ohne Probleme geschafft, die Maschine von Budapest aus im Tiefflug über die nächtliche Grenze zum Landeplatz in Cerklje ob Krki zu manövrieren. Danach hatte er sein Gepäck mit menschlichem Inhalt in ein wartendes Auto verfrachtet und war in nördlicher Richtung am Fluss Save entlanggefahren bis über Sevnica hinaus zu einer Hütte in den Ausläufern der Gavžna Gora.
    Nach seiner Ankunft an dem kleinen, provinziellen Bahnhof von Sevnica ging Alan durch die Halle und überquerte die morgendlich belebte Straße, um auf eine kleine Apotheke gleich an der Ecke zuzusteuern. Am Bordstein lief Tran Hoangs zehn Jahre alter Yugo im Leerlauf, und es sprach für die Fähigkeiten des Mannes, dass die Fußgänger keinerlei Notiz von diesem Kambodschaner in ihrer Mitte nahmen, der in Sri Lanka aufgewachsen und später von der Abteilung Tourismus rekrutiert worden war. Alan stieg auf der Beifahrerseite ein, und Hoang legte den Gang ein. Er fuhr nach Westen zu der Brücke über die Save.
    »Wie geht’s unserem Gast?«, fragte Alan.
    Hoang wiegte den Kopf. Seine Zähne bearbeiteten einen Kaugummi.
    »Das soll wohl heißen, dass er noch lebt?«
    »Klar.«
    Von allen Touristen, die Alan begegnet waren, war Hoang der schweigsamste. Eine Unterhaltung mit ihm war wie der Umgang mit einem Menschen, dem nur zehn Worte geblieben sind und der diese lieber für wichtigere Dinge als für banale Kommunikation einsetzt. »Hast du schon mit den Fragen angefangen?«
    Hoang schüttelte den Kopf.
    »Warum nicht?«
    »Wir sind erst letzte Nacht angekommen.« Hoang machte keinen Hehl aus seiner Gereiztheit.
    »Stimmt was nicht?«
    Sein Kiefer kaute heftig. Er schüttelte den Kopf.
    Nach einer halben Stunde gelangten sie zu einer gewundenen Schotterstraße durch den Wald, und mit der zunehmenden Höhe sank die Temperatur. Hector Garza alias José Santiago hatte die an einen Fels geschmiegte und von Bäumen umgebene Hütte mit zwei Zimmern ausfindig gemacht. Aus einem Blechkamin stieg eine dünne Rauchfahne auf. Hoang parkte und führte ihn in einen leeren Raum mit einer schmutzigen Kochnische. Die Luft war muffig – jemand hatte geraucht. Sie zogen ihre Jacken aus. Neben einer Sammlung verblichener und verwellter pornografischer Zeitschriftenbilder an der hinteren Wand entdeckte Alan eine Tür.
    »Da drin?«
    Hoang nickte.
    Nach einem tiefen Atemzug öffnete Alan die Tür, hinter der ein weiterer leerer Raum lag. Der einzige Einrichtungsgegenstand war eine niedrige Pritsche. Auf dieser schlief der in Ungarn lebende amerikanische Journalist Henry Gray, dessen rechtes Handgelenk an das Gestell der Liege gefesselt war. Auf der linken Gesichtshälfte zeichnete sich eine bläuliche Verfärbung ab. Alan ging wieder zurück zu Hoang, der gerade Scheite nachlegte. »Warum hast du ihn geschlagen?«
    »Hat sich gewehrt.«
    »Hast

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