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Die Spinne (German Edition)

Die Spinne (German Edition)

Titel: Die Spinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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führte sie ihn zum Taxistand und flüsterte: »Dorothys Idee. Tut mir leid, wenn das nicht ganz Ihrem Stil entspricht.«
    »Wollten Sie nicht mit dem Sudan reden?«
    »Verschoben. Die haben kalte Füße gekriegt. Deswegen treibe ich mich erst mal mit Ihnen rum, damit es besser aussieht.«
    »Nein, Leticia.«
    »Gwen, Baby.«
    » Gwendolyn. Ich brauche keine Babysitterin, verstanden?«
    »Dorothy ist anderer Meinung.«
    »Dorothy kann mich mal.«
    Das veranlasste sie natürlich erst recht zum Bleiben und stellte ihn vor eine, wie ihm schien, uralte Frage: Wie soll man einen Plan aushecken, wenn man den Atem eines Touristen im Nacken spürt? Dann am frühen Samstagmorgen klopfte es an seiner Tür. »Charlie! Ich weiß, dass du da drin bist!«
    Zunächst war er von ihrer Schönheit beeindruckt, dann von der Tatsache, dass sie Milos Schwester war. Die Welt war wirklich klein. Im Verlauf ihres Gesprächs kam er schließlich darauf, was für eine elegante Lösung es war, einfach aus dem Hotel zu spazieren. Eigentlich hatte er beabsichtigt, erst später zu verschwinden, doch da erschien sie und bot ihm einen bequemen Ausweg. Seine einzige Sorge galt Penelope, aber nachdem Alexandra gegangen war, begriff er auf einmal, dass Xin Zhu nichts gegen Penelope unternehmen würde, wenn er ihren Mann nicht finden konnte.
    Es war, als hätte Gott ihm einen Engel zur Rettung gesandt, um ihn in seinem Vorhaben zu unterstützen.
    »Ihnen muss klar sein, dass es nicht mehr leicht ist.« Der Mann, den ihm der Vermittler aus Staten Island geschickt hatte, war noch jung, vielleicht Mitte zwanzig, aber er hatte die Bewegungen und die überlegte Sprechweise eines viel älteren Menschen. So erging es einem wohl im politischen Exil. »Vor zwei Jahren war die Jugendliga auf dem aufsteigenden Ast und dann … na ja, Sie wissen ja, was dann passiert ist.«
    Alan wusste es, wie die meisten seiner politisch informierten Landsleute. Ein Kongressausschuss hatte eine CIA -Überweisung von zehn Millionen Dollar an die aufstrebende Demokratiegruppierung in der Provinz Guizhou aufgedeckt. Wäre die Jugendliga Teil der Demokratiebewegung gewesen, die mit Gedichten, Literaturzeitschriften und Hungerstreiks an die Öffentlichkeit trat, hätte wohl niemand daran Anstoß genommen. Doch die Jugendliga hatte zwei Jahrzehnte lang mit angesehen, dass sich nach dem Zwischenfall auf dem Tian’anmen-Platz nicht das Geringste änderte, und wie bei vielen bewaffneten Gruppierungen dieser Art gehörte Geduld nicht mehr zu ihrem Wortschatz. Die CIA wurde für ihre Unterstützung von Terroristen an den Pranger gestellt – zuerst von empörten chinesischen Diplomaten und dann von weiteren Untersuchungsausschüssen, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, die Finanzen der Company nach Kräften zu beschneiden.
    »Inzwischen sind sie auf der Flucht«, erklärte der Mann. »Leben in den Wäldern. Sie sind immer noch hungrig, verstehen Sie. Ihr Wille ist ungebrochen. Aber sie stehen kurz vor dem Aussterben, und das wissen sie auch.«
    Alan war darauf vorbereitet. Wenn sich der Mann gar nicht gesträubt hätte, wäre er nicht vertrauenswürdig gewesen. »In dieser Situation könnte ein einziger Sieg die entscheidende Wende bringen.«
    »Oder den Todesstoß für die gesamte Bewegung.« Die Antwort kam postwendend, als hätte sie ihm schon die ganze Zeit auf der Zunge gelegen.
    »Ich habe Ihnen alles erklärt«, sagte Alan. »Sie kennen die Details.«
    »Wie lange werden Sie in Rom sein?«
    »Zwei Nächte.«
    »Also.« Der Mann lächelte vage. »Dann wollen wir hoffen, dass bis dahin alles zur maximalen Zufriedenheit geklärt ist.«
    Alan schüttelte ihm die Hand und ging.
    Er wohnte in einer kleinen Pension im Arbeiterviertel Testaccio, wo Vespas ratterten und die Sonne den Beton und die Steine aufheizte und seine Nachbarn dazu anstachelte, sich immer lauter anzuschreien, bis sie zur Nachmittagssiesta in ihre schweißgetränkten Betten fielen, um sich zu lieben oder zu schlafen. In dieser ruhigen Zeit ging er hinunter zum Kiosk und kaufte sich eine Telefonkarte, um im nahe gelegenen Postamt seinen Anruf zu erledigen.
    Nach zwei Klingeltönen meldete sich Hoang. »Hotel Manhattan.«
    »Zimmer 9612 bitte.«
    Hoang machte sich nicht die Mühe, ihn zu verbinden.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Alan.
    »Natürlich. Sie ist nebenan. Willst du mit ihr reden?«
    »Bitte.«
    Er hörte leises Rumoren, das Knarren einer Tür, dann Hoangs montone Stimme aus dem Hintergrund: Er ist

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