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Die Spinne (German Edition)

Die Spinne (German Edition)

Titel: Die Spinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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Sie Agenten nach London schicken?«
    Chaudhurys selbstzufriedenes Lächeln verblasste, und er wackelte mit dem Kopf. »Glauben Sie wirklich, dass dem Heimatschutz Grenzen gesetzt sind, Weaver?«
    »Vielleicht nicht, aber die bessere Frage wäre sowieso, ob Ihnen Grenzen gesetzt sind.«
    »Wie das?«
    »Sie sind nicht vom Heimatschutz. Da würde mich natürlich interessieren, wer Sie in Wirklichkeit sind.«
    Chaudhurys Verblüffung dauerte nur kurz, dann legte er die Hände aneinander und seufzte. »Ich bin auf der Seite der Engel. Reicht Ihnen das nicht?«
    »Da wären Sie der Erste.«
    Chaudhury streifte mit dem Finger über ein Nasenloch, dann setzte er die Hände auf die Sitzfläche des Stuhls und stemmte sich hoch. Die nächsten Worte sprach er mit gesenkter Stimme. »Ich bin von der Company, Weaver. Mehr müssen Sie nicht wissen.«
    »Wozu die Komödie?«
    »Weil meine Vorgesetzten dachten, Sie wollen uns in dem Fall vielleicht nicht helfen. Sie sind anscheinend der Meinung, dass Sie was gegen die Company haben. Vielleicht weil wir Sie ein paar Wochen ins Gefängnis gesteckt haben. Dann haben wir Sie zwar wieder zurückgeholt, aber später haben Sie das Nest doch verlassen. Vielleicht mögen Sie uns jetzt nicht mehr.«
    »Ich bin nicht nachtragend.«
    »Sie freuen sich bestimmt, das zu hören.«
    »Sektion?«
    Chaudhury steckte die Hände in die Taschen. »Was?«
    »Zu welcher Sektion gehören Sie?«
    »Terrorismusbekämpfung.«
    »Unter Bill Ferragamo.«
    Wieder ein Zögern. »Nein.«
    »Wer dann?«
    »Wir veranstalten hier kein Quiz. Wenn Sie mir helfen wollen rauszufinden, wer Ihren Freund verschleppt hat, dann ist das super. Wenn nicht, dann hauen Sie ab. Mir ist das scheißegal.«
    »Dann haue ich ab.« Milo stand auf und verließ die Wohnung. Auf dem Weg zum Aufzug kam er an einem untersetzten Schlägertypen vorbei, der weniger nach CIA als nach Balkan-Mafia aussah.
    Zu Hause fand er Tina vor, die mit dem Kopf auf Penelopes Schoß vor sich hin döste. Penelope schaute sich eine Nacht-Talkshow an, in der eine Schauspielerin über ihren neuen Film plauderte und dabei ihre Plateauschuhe vorzeigte. Als sich Milo auf einem Sessel niederließ, bedachte ihn Penelope mit einem müden Lächeln. »Jetzt bin ich wieder nüchtern.« In ihren Worten schwang so etwas wie Stolz mit.
    »Schön.«
    »Hast du was rausgefunden?«
    Er schüttelte den Kopf. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass sich Tina irrte: Penelope vertraute ihm. Sie hatte erfahren, dass ihr Mann vermisst wurde, doch sie war nicht zur Polizei gerannt, sondern hatte alles in Milos Hände gelegt. »Alan hat nichts hinterlassen. Er wusste genau, was er tut.«
    »Das war schon immer so bei ihm.«
    »Was für Sicherheitsvorkehrungen hatte er denn in seinem Büro?«
    »Sicherheitsvorkehrungen?«
    »Bewegungsmelder, Kameras, solche Dinge.«
    »Hätte er was in dieser Richtung gebraucht?«
    »Bloß eine Frage.«
    Sie grinste. »Also, ich hoffe, dass er keine Kamera hatte. Du kennst doch den großen Ledersessel. Darauf hatten wir Sex, ziemlich oft.« Das Grinsen verblasste. »Bevor er sich verändert … bevor er mich nicht mehr an sich rangelassen hat.«
    Nachdenklich starrte Milo sie an. »Wann war das letzte Mal?«
    »Dass wir Sex hatten?«
    »Im Büro.«
    Zuerst machte sie nicht den Eindruck, als hätte sie Lust, ihm zu antworten, doch dann zog sie eine Braue hoch. »Vor knapp einem Monat. Sogar an das Datum kann ich mich erinnern. Am 23. Mai, einem Freitag. Wir wurden gerade noch rechtzeitig fertig, bevor ihr zwei zum Lammbraten gekommen seid. Sonst noch irgendwelche intimen Fragen?«
    Milo schüttelte den Kopf. Dass Alan diese Kamera nicht bemerkt hatte, war ausgeschlossen. Das hieß, er wusste entweder, wer ihn überwachte, oder er hatte sie selber installiert. So oder so, vor dreieinhalb Wochen, am Abend des 23. Mai war sie noch nicht da gewesen, sie war erst danach angebracht worden.

6
    Am Donnerstag duschte Penelope, ehe sie mit ihnen Kaffee trank und zusammen mit Tina aufbrach, die sich freigenommen hatte und Stephanie abholen wollte. Eine halbe Stunde später klingelte Milos Telefon.
    Es war sein Vater, Jewgeni Primakow. »Mischa! Weißt du, was am Montag ist?«
    Milo hatte keine Ahnung.
    »Der Tag des öffentlichen Dienstes. Jeden 23. Juni feiern die Vereinten Nationen den Wert und den Nutzen des öffentlichen Dienstes für die Gemeinschaft. Ein echter Festtag.«
    »Willst du mich auf den Arm nehmen?«
    »Erspar mir deinen Zynismus, mein Junge. Die

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