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Die Spinne (German Edition)

Die Spinne (German Edition)

Titel: Die Spinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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Inventur oder Renovierung, kann mich nicht mehr erinnern. Ich kam zurück, und er hat Scotch mit einem lateinamerikanisch aussehenden Typen getrunken. Alan war durcheinander, das war ihm anzumerken, aber er hat ihn mir vorgestellt. Hector Garza.«
    »Hatte er einen Akzent?«
    Penelope schüttelte den Kopf. »Klang für mich nach Mittlerem Westen. Als er weg war, hat Alan gesagt, dass Hector ein Empfehlungsschreiben für die Arbeit von ihm wollte.«
    »Hector hat also früher für die Abteilung gearbeitet?«
    »Als Computertechniker, hat Alan erzählt.«
    »Jung? Alt?«
    »Anfang dreißig vielleicht. Eher klein.«
    Milo rieb sich das Gesicht, als müsste er all diese Angaben verarbeiten, doch in Wirklichkeit ließ er seine Erinnerungen Revue passieren. Aus der alten Abteilung wusste er von keinem Hector Garza, obwohl er nach deren Auflösung mit Alan die Liste der Verwaltungsangestellten durchgegangen war, um Versetzungen zu planen. Am ehesten entsprach die Beschreibung José Santiago, einem der überlebenden Touristen. »Sonst noch jemand?«
    »Er hat nicht viele Freunde. Nicht mehr. Nur dich.«
    Dreißig Sekunden vergingen, dann fragte Tina: »Hast du Eis gekauft?«
    »Was?«
    »Nachtisch.«
    »Hab ich vergessen.«
    »Moment mal«, warf Penelope ein.
    »Was ist?« Die Frage kam von Tina.
    Penelope schüttelte den Kopf, dann zog ein schiefes Grinsen über ihr Gesicht. »Er hat es mir gesagt. Er hat es mir gesagt. «
    Milo war auf einmal hellwach. »Was hat er dir gesagt?«
    Sie legte die ineinandergeschlungenen Hände auf den Bauch. »Das hatte ich ganz vergessen. Na ja, ist ja auch schon zwei Monate her – gleich nachdem du angeschossen worden bist. Als er entlassen wurde. Er hat mich gefragt – o Gott, wie konnte ich das bloß vergessen?«
    »Erzähl es uns einfach.«
    »Er meinte, dass es eine Gefahr für das Land gibt, dass er aber weiß, wie er sie neutralisieren kann.«
    »Und warum hat er dir das anvertraut?«
    Um ihre Lippen spielte ein trauriges Lächeln. »Er hat mich um Erlaubnis gebeten. Hat mich gefragt, ob er es machen soll oder nicht.«
    »Was hast du geantwortet?«, fragte Tina.
    Das Lächeln verschwand. »Dass ich ganz dafür bin.«
    »Und du hast nie einen Zusammenhang zu seinem merkwürdigen Verhalten hergestellt?«
    »Er hat es nie wieder erwähnt.« Abwehrend schaute sie ihm in die Augen. »Vor zwei Monaten hat er davon angefangen, mitten in der Nacht. Dann hat er kein Wort mehr darüber verloren. Er war aus einem schlechten Traum aufgewacht.« Sie schüttelte den Kopf. » Wir hatten Urlaub. Ich hab es einfach vergessen.«
    Eine Weile blieben sie alle stumm, dann setzte Penelope hinzu: »Meinst du nicht, dass du ihm das schuldig bist?«
    Beide schauten sie an, aber ihre Äußerung galt natürlich Milo.
    »Du warst doch sein einziger Freund.«
    Er strich sich über die Nase. »Ich tue, was ich kann.«
    »Trotzdem bist du noch hier.«
    Langsam erhob sich Milo. »Dann gib mir die Schlüssel.«
    Während sie in ihrer Tasche herumkramte, meldete Milos Telefon mit einem Zirpen eine eingehende SMS . Er zog es aus der Hosentasche. Die Nachricht stammte von Janet Simmons, und nachdem er sie gelesen hatte, fluchte er leise vor sich hin.
    KEINE SPUR VON IHREM FREUND IN UNSEREM ARCHIV.
    SAGEN SIE BESCHEID, WENN SIE DIE KAVALLERIE BRAUCHEN.
    »Stimmt was nicht?« Tina machte ein besorgtes Gesicht.
    Schnell löschte er die Nachricht und lächelte ihr zu. »Ich frage mich nur, warum das Leben nicht einfacher sein kann.«
    Penelope, die den Zeigefinger durch einen schwer mit Schlüsseln beladenen Ring geschoben hatte, schnaubte verächtlich. »Da hättest du dir vielleicht einen anderen Beruf aussuchen sollen.«
    Auf dem Weg zur U-Bahn meldete sich sein Magen wieder, doch es war nicht die Schussverletzung, sondern die Furcht, dass die Chinesen, die bisher auf der anderen Seite des Planeten geblieben waren, jetzt hier waren, in seinem Terrain. Für wen sollte Dennis Chaudhury denn sonst arbeiten? Er war wütend auf sich. Was für eine Dummheit, mit einem wildfremden Kerl so offen zu reden! Mit einem Fremden, mit dem er sich nicht weit von seinem Zuhause getroffen hatte. So was passierte, wenn man sich zu sehr an das Leben außerhalb der Company gewöhnte. Man vergaß, dass man bei jedem mit Täuschung und Betrug rechnen musste. Man wurde genauso naiv wie jeder normale Zivilist. Alan hatte die Chinesen mitten in Milos Leben gelockt.
    Doch während der rumpelnden Fahrt in einem halb vollen Wagen wurde ihm klar,

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