Die Spinne (German Edition)
Stephanie ein.
»Nichts. Alan.« Milos erstes Wort galt Tina, das zweite Stephanie.
»Was ist mit Alan?«
Tina warf ihm einen Blick zu, und ihm fiel ein, dass sie nicht darüber geredet hatten, was sie Stephanie erzählen und was sie ihr nicht erzählen sollten. Tina setzte offenbar auf eine Hinhaltetaktik. Oder auf absolute Geheimhaltung. »Jemand klaut ihm ständig seine Cola«, antwortete er schließlich. »Ein großes Rätsel. Bald werden sie die Army alarmieren, die Stadt abriegeln und jedes Haus durchsuchen, bis sie den Täter gefasst haben.«
Mit großen Augen blinzelte ihn Stephanie an und sagte voller Ernst: »Ich war es nicht.«
Als er sich um zwei mit Chaudhury auf dem Gehsteig traf, war von seinem jeansbekleideten Freund nichts zu sehen. Milo übergab ihm die Kamera in einer Papiertüte. Chaudhury wollte sich anscheinend unterhalten, aber Milo hatte keine Lust darauf.
»Hier, für Sie.« Chaudhury griff in seine hintere Hosentasche. Er zog eine leere weiße Visitenkarte mit einer Washingtoner Telefonnummer heraus, auf der handschriftlich Direktor Stephen Rollins stand. »Das ist die Büronummer. Ich rate Ihnen dringend, die Finger davon zu lassen, aber wenn Sie feststellen, dass Sie Ihre Paranoia nicht in den Griff kriegen und sich unbedingt davon überzeugen müssen, dass ich wirklich für diesen Dienst arbeite, dann rufen Sie diese Nummer an.«
»Wer ist Direktor Rollins?«
»Mein Herr und Meister.« Chaudhury grinste. »Aber meistens nenne ich ihn bei seinem richtigen Namen: Gott.«
»Kriegen Sie Scherereien, wenn ich dort anrufe?«
»Ich? Ich bin ein Überlebenskünstler, Milo, keine Sorge. Ich dachte nur, Sie möchten lieber nicht auf dem Radarschirm meines Chefs landen.« Zum Abschied hob er die Hand.
Zu Hause machte Tina gerade das Wohnzimmer sauber. »Anscheinend kriegen wir jetzt einen Dauergast«, erklärte sie.
»Was?«
»Penelope. Jemand hat ihre Wohnung auseinandergenommen.«
»Ich hab alles wieder zurückgelegt«, antwortete er schnell.
»Schlafzimmer?«
»Was?«
»Hast du ihre Matratze aufgeschlitzt und die Federn rausgerissen?«
»Oh.«
»Ich hab ihr gesagt, sie soll eine Tasche packen und zu uns kommen.«
Penelope traf zwei Stunden später ein, und Milo trug ihren großen, schweren Koffer die enge Treppe hinauf. Sie wirkte eher ungehalten als verschreckt. Während Milo Hähnchenbrust für einen Cäsarsalat grillte, tranken die beiden Frauen in der Tür Wein und zogen über die Central Intelligence Agency her. »Die waren es doch, oder?«, fragte sie.
»Ich glaube schon.«
»Sie hätten mich doch einfach fragen können. Freundlich an die Tür klopfen und sagen: Mrs. Drummond, dürfen wir uns bitte ein wenig bei Ihnen umsehen? Ich hätte es Ihnen sofort erlaubt.«
»So geradlinig denken die nicht immer.«
»Was heißt das?« Tina schaute ihn an.
Zuerst war er sich nicht sicher. Dann wurde es ihm klar. »Die Company sammelt nicht nur geheimdienstliche Informationen, sie ist dabei auch immer auf den schlimmsten Fall vorbereitet. Wenn also einer vorschlägt, fragen wir doch Mrs. Drummond, ob wir uns bei ihr umsehen können , meint bestimmt ein anderer am Tisch: Sie ist aufgeregt. Und könnte Nein sagen. Dann überlegen sie gemeinsam, bis die Köpfe rauchen: Okay, wenn sie uns nicht reinlässt, was passiert als Nächstes? Beim operativen Planen muss man immer fünf Schritte vorausdenken. Wenn man das nicht tut, geht die Sache schief. Wenn Mrs. Drummond aufgeregt ist und Nein sagt, setzt sie vielleicht keinen Fuß mehr aus der Wohnung, damit niemand heimlich dort rumschnüffeln kann. Oder sie stellt jemanden ein, der das Apartment bewacht.«
»Aber so was würde ich doch nie machen. Schließlich hat Alan für die Company gearbeitet. Er hat diese Scheißkerle geliebt.«
»Du würdest es wahrscheinlich dann machen, wenn du was zu verbergen hättest. Oder wenn du glauben würdest, dass Alan etwas vor ihnen verbergen will. Jedenfalls denken sie so. Rein logisch gesehen bleibt ihnen also nichts anderes übrig, als einzubrechen, wenn du nicht da bist, und dann möglichst schnell wieder abzuhauen. Das heißt, sie hinterlassen einen Saustall.«
Es hatte keinen Zweck, den beiden Frauen zu verraten, dass ein Mann namens Dennis Chaudhury die Wohnung in der Nacht zerlegt hatte. Penelope wusste, was sie wissen musste: Die Company steckte dahinter, und sie konnte sich nicht mehr vormachen, dass die Leute von der CIA ihre Freunde waren.
»Eigentlich sollte ich einen Brief
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