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Die Spinne (German Edition)

Die Spinne (German Edition)

Titel: Die Spinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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mit Lautsprechern übertragen wurden.
    Seines Wissens hatte Leticia im Flughafen keine Wechselstube aufgesucht, doch sie bezahlte die Fahrt mit Rials. Im Hotel zeigte sie neue Pässe vor und buchte ein Zimmer für Mr. und Mrs. Greene. Als sie mit dem Aufzug durch die luftige, bis zum Dach hinaufreichende Lobby in den zehnten Stock fuhren, sagte sie: »Mach’s dir nicht zu gemütlich. Morgen früh reisen wir wieder ab.«
    »Auf der Fahrt hierher hab ich niemanden gesehen.«
    »Ich auch nicht.« Sie beugte sich vor, um hinunter ins Erdgeschoss zu spähen. »Aber am Flughafen war ein Paar. Die zwei haben mich auf jeden Fall bemerkt.«
    Milo konnte sich an kein Paar erinnern, aber er war immer noch so angeschlagen, dass ihm praktisch alles entgehen konnte. »Einheimische?«
    »Weiße.«
    Er hoffte, dass es Leute von Erika Schwartz waren.
    Das Zimmer hatte einen weiten Blick über den Strand, der sich tief und flach zum Meer erstreckte, und die Schiffslichter, die wie herabgestürzte Sterne zwischen ihnen und dem Sudan schwebten.
    »Wann?«, fragte er.
    »Bald.« Sie knöpfte ihre Bluse auf. »Ich brauche eine Dusche.«
    Er nahm eine Dose Pepsi aus der Minibar.
    »Kommst du mit?« Trotz der vierzehnstündigen Reise wirkte sie nicht im Geringsten erschöpft. Im Gegensatz zu ihm war sie an das Touristenleben gewöhnt, aber dieser Grad an Wachheit war einfach nicht normal.
    »Was nimmst du?«
    »Klingt nicht nach einem Ja.« Sie lächelte. Als er schwieg, fügte sie hinzu: »Warum? Willst du was?«
    Er wollte. Früher, als er ihre Art von Leben führte, war Dexedrin der Muntermacher seiner Wahl gewesen, doch im Moment hätte er alles geschluckt, nur um nicht zusammenzubrechen. Mit offener Bluse, unter der ein schwarzer Spitzen-BH hervorlugte, kramte sie in ihrer Tasche. Der letzte Tourist, mit dem er Drogen genommen hatte, hatte ausgezeichnetes Kokain präsentiert. Leticia zog lediglich ein braunes Fläschchen heraus und warf es ihm zu. »Nur eine. Ich hab nicht mehr viel.«
    Es handelte sich um Adderall, ein Amphetamin zur Behandlung von ADHS und Narkolepsie. Die Verschreibung lautete auf den Namen Gwendolyn Davis, den sie in London benutzt hatte. Als er eine Tablette mit einem Schluck Pepsi hinuntergespült hatte, trug sie nur noch Unterwäsche und faltete sorgfältig ihre Kleidung zusammen, als wäre er gar nicht da. Dann beugte sie sich ohne ersichtlichen Grund in der Taille nach vorn und schaute ihn lächelnd über die Schulter an.
    »Ich bin in der Bar.« Er nahm die Cola-Dose mit zur Tür. »Wenn sie uns aus den Augen verloren haben, hilft ihnen mein Gesicht vielleicht weiter.«
    Unbeeindruckt richtete sie sich wieder auf. »So ein Gesicht hat noch keinem geholfen.«

14
    Im Aufzug drückte er die Stirn ans Glas und beobachtete, wie ihm der Boden der Lobby entgegenfuhr. Er bemerkte nach oben gewandte Gesichter, aber keines davon kam ihm vertraut vor. Nachdem er ausgestiegen war, bahnte er sich einen Weg durch Geschäftsleute in Roben und Anzügen, Hostessen in modisch westlicher Kleidung und Touristen aus allen Nationen, um sich auf einem Sofa niederzulassen. Er verzichtete auf den Versuch, jemanden zu entdecken, und versenkte sich stattdessen in einen Raumplan des Hotels, um von anderen entdeckt zu werden. Nach zwei Minuten machte er sich auf den Weg hinunter ins Manhattan Sport Diner. An der Tür stoppte er, um den Blick gemächlich über all die kitschigen amerikanischen Memorabilien und die drei Plasmafernseher gleiten zu lassen, in denen das gleiche Fußballspiel lief. Als ihn eine Kellnerin fragte, ob er allein essen wolle, antwortete er, dass er nur nach seiner Frau suche, die aber wohl in ein anderes Restaurant gegangen war.
    Davon gab es einige: das Vienna, das Al Safina, das iranische Etablissement Al Khayam und die zwei Terrassenlokale La Terrace und die Bar am Pool. Erst nachdem er dort überall aufgetaucht war, kehrte er ins Untergeschoss zurück und begab sich in der Nähe des Manhattan Sport Diner auf eine Toilette, wo er sich in eine Kabine setzte.
    Schon nach drei Minuten öffnete jemand die Tür und wählte schließlich die Kabine neben Milo, nachdem er alle anderen abgeschritten hatte. Er schloss die Tür und ließ sich mit einem unterdrückten Ächzen nieder. »Haben Sie mir was zu sagen?« Die leise Stimme hatte einen einheimischen Akzent.
    »Ich weiß nicht, wer Sie sind.«
    »Sie müssen mich nicht kennen, Sir. Wie ich höre, haben Sie Ihren letzten Bekannten auf einer Toilette beinahe

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