Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
Niederrhein streifen und erneut lahmlegen, was sich momentan wieder normalisierte. Es war noch nicht vorbei.
    Der Flur ihrer Dienststelle war hell erleuchtet, es duftete nach Kaffee, gutem spezialgerösteten Kaffee, sie musste sofort an Gero von Ahas Einstand denken, der just damit und fast zur gleichen Uhrzeit begonnen hatte. Karin folgte der Duftfahne, fand von Aha gemeinsam mit Mette im Besprechungsraum. Beide schauten von einer Vielzahl kopierter Seiten auf, die sie auf einem Tisch ausgebreitet hatten.
    »So früh schon im Dienst?«
    Von Aha schaute auf die Uhr. »Mist, von Stunde zu Stunde haben wir uns gesagt, jetzt ist Schluss, jetzt müssten wir eine Tüte Schlaf nehmen, nun ist es dafür definitiv zu spät.«
    »Was hat euch denn hiergehalten?«
    »Mette hat in den Beständen von Petra Winter nach weiteren Hinweisen auf die Namen der Ferienbetreuer gesucht.«
    Karin schaute auf ein Meer von klein beschriebenen Seiten, anderen mit Zeichnungen, eingeklebten Erinnerungen, wilden Kritzeleien. Mette gesellte sich zu ihr und deutete auf drei Blätter direkt vor ihnen.
    »Die Winter war anscheinend schon als Jugendliche ziemlich durch den Wind. Ich glaube, dass die Spurensicherung diese Seiten genauso interpretiert und nicht das dahinterstehende System erkannt hat. Sie hat in einer kindlichen Art ihre Tagebucheinträge verschlüsselt, wohl in der Angst, jemand könne sie stehlen und sie mit ihren Einträgen diskriminieren oder erpressen.«
    »Habt ihr deshalb die Seiten kopiert?«
    »Ja, schau, man muss sie nebeneinanderlegen, dann kann man die Botschaften verstehen. Sie hat einzelne Sätze über drei Seiten versetzt geschrieben. Die Anzahl und Länge der Wörter ist der Zeilenlänge angepasst. Satz eins auf Seite eins in der ersten Zeile, der darauffolgende Satz zwei auf der zweiten Seite in der zweiten Zeile, Satz drei auf der dritten Seite in Zeile drei und so weiter. Deshalb wirken ihre Eintragungen auf den ersten Blick unzusammenhängend und wirr, aber wenn man das System kennt, ergeben die Seiten Sinn.«
    Karin betrachtete, was Mette ihr erklärt hatte. »Donnerwetter, da muss man erst einmal drauf kommen. Was habt ihr bislang ausgewertet?«
    Von Aha wirkte aufgedreht und wippte mit seinem Stuhl. »Wir haben uns zu einem Zeitraum ungefähr ein halbes Jahr vor dem Inselaufenthalt durchgeackert. Die Clique formiert sich gerade, und hier kannst du nachverfolgen, wie es zu den Spitznamen gekommen ist. Ich hoffe, dass wir im Laufe des Tages alle Namen beisammenhaben, dann müssen wir nicht auf Frau Lydia Weihers warten, die gegen Mittag hier sein wird.«
    Von Aha wies in die Richtung von Karins Büro. »Auf deinem Tisch liegt die Genehmigung zur Ortung von Verfürths Handy, ich habe den Vorgang schon eingeleitet, du kannst alles auf deinem  PC abrufen.«
    »Danke.«
    »Und noch was, gestern kurz vor Mitternacht hat sich Christian Mertesacker gemeldet, da er unsere Nummer so oft auf seinem Display gefunden hat. Ich habe die Gelegenheit genutzt und ihn zu den Namen der Betreuerinnen gefragt. Der hat von den meisten auch nur die Nicknames abgespeichert. Der wusste konkret nur von seiner Lydia, dass sie inzwischen geheiratet hat. Zu J.   R. Ewing fiel ihm lediglich die kesse Lola ein und dass sie vermutlich Marlies hieß. Wenn ihm noch etwas einfällt, ruft er uns von unterwegs an. Der ist schon wieder raus. Der Notdienst der Stadtwerke hat in so einem Winter viel zu tun.«
    »Dann können wir den auch abhaken. Irgendjemand muss sich doch erinnern.«
    Mette gähnte ausgiebig und schüttelte sich anschließend. »Denk an das Trauma der Kinder. Wenn die Beteiligten nach der Vergewaltigung geschwiegen haben und niemand professionelle Hilfe in Anspruch genommen hat, dann kann es gut sein, dass sie die Erinnerung an alle möglichen Einzelheiten abgespalten haben. Die Informationen sind nicht fort, sie sind nur tief verschüttet. Niemand kann sich an den Namen des Opfers erinnern. Das nimmt der eigenen Schuld die Härte.«
    Das klang plausibel. Ihnen blieb nicht viel: die verschlüsselten Seiten, die fehlende Aussage von Alfons Verfürth, um dessen Freundin es sich handelte, Lydia Weihers, die am Mittag da sein würde. Vielleicht brachte eine zweite Befragung von Munster Licht ins Dunkel. Karin lächelte über den Gedanken – ein Hausmeister sollte für Licht sorgen. Hoffentlich heller als gestern. Wie passte dieser eigenbrötlerische Mann in das Gesamtbild?
    »Gibst du mir einen Kaffee aus? Ich schau mir dann die

Weitere Kostenlose Bücher