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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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den dicken Teppich vor das knisternde Ofenfeuer und ignorierte Maartens Rufe vom oberen Treppenabsatz.
    »Komm doch rauf, hier ist es viel bequemer, und ich kann dich auch wärmen.«
    »Gleich, ich muss erst abschalten, sonst nehme ich diesen Fall mit ins Bett. Zu viele Leute zwischen uns, viel zu eng.«
    Er kam zu ihr ins Wohnzimmer und kniete sich neben sie auf den flauschigen Untergrund. »Dann werfe ich alle raus, die dich stören. Versprochen.«
    »Lass mich einfach noch ein paar Minuten dem Knistern zuhören, ich habe immer noch die Spinne vor Augen. Heute Morgen habe ich alles mit Bravour gemeistert, und jetzt springt mich dieses Tier plötzlich an. Nachträglich hab ich richtig Angst. Es läuft furchtbar an, dieses Jahr.«
    »Hab ich inzwischen gegoogelt, die sehen wirklich gruselig aus. In der Aktuellen Stunde hieß es, die Gefahr sei gebannt, weil die bei diesen Temperaturen sehr empfindlich sind und schnell sterben.«
    »Ja, die Tiefgarage wird morgen wieder geöffnet. In der Frühe wird der Experte die Parkdecks noch einmal durchschauen, nur pro forma, sagt er.«
    »Ich weiß, das hat er auch im Fernsehen gesagt. Ich glaube dem Mann, der sagt das nicht leichtfertig.«
    »Will da jemand die ganze Gruppe aus dem Ferienlager treffen und als Nächstes die Männer umbringen? Wobei die Frauen, die bislang gestorben sind, ja gerade nicht auf Ameland waren.«
    »Aber jede Tote hatte mit einem ehemaligen Betreuer zu tun, oder?«
    »Ja, wir können das nur noch nicht einordnen. Mein Kopf juckt, ich stinke bestimmt, ich habe heute nicht geduscht, und Angst hat ihren eigenen Geruch.«
    »Macht nichts. Ich kann dich gut riechen.« Maarten massierte ihre Kopfhaut. »Du hattest heute Besuch.«
    »Ja? Wer denn?«
    »Deine nächtliche Hilfskraft beim Schneemannbau ist hier gewesen und wollte den vergessenen Schal abholen.«
    »Ach.«
    »Er sagte, er habe das mit dir abgesprochen, letztens im Büro, und wollte dich eigentlich noch auf ein Glas Rotwein zur Rheinfähre entführen.«
    Karin richtete sich auf. »Echt? Nichts war mit ihm abgesprochen. Es hieß, irgendwann würde er den Schal abholen. Und Punkt. Nichts weiter.«
    »Schon gut. Er ist schließlich ohne das Teil gegangen, weil ich es nicht finden konnte. Und den Wein hole ich eben aus der Küche, okay?«
    »Wie kommt der dazu?«
    Maarten verschwand in die Küche, sie hörte den Wein in die Gläser gluckern.
    »Vielleicht hat ihn euer körperlicher Einsatz schwer beeindruckt.« Er kam zurück, während sie mit angezogenen Beinen am Feuer hockte.
    »Das kann schon sein. Er stand letzte Tage unvermittelt im Büro und küsste mich zur Begrüßung. Das hat mich echt irritiert.«
    Er reichte ihr ein Glas, sie stießen klingend an. »Ist es in deinem Sinn, dass er hier so einfach auftaucht?«
    Karin blickte ins flackernde Flammenspiel. »Nein, so gut kennen wir uns auch nach diesem Abend nicht, um daraus eine ernsthafte Freundschaft zu machen. Er ist ein Bekannter, nicht einmal ein guter, sonst nichts. Sein bestimmendes Auftreten ist anziehend und zugleich abstoßend, seltsam.«
    Sie kam auf Gunter Bertram zu sprechen, auf dessen Haus, das alle Vorurteile übertraf, die man über Kitsch und Schnulze haben konnte, und seine Einstellung zu Frauen. »Wenn seine Fans das wüssten. Heute wurde bereits bei RTL über seinen persönlichen Verlust berichtet. Ich dachte noch, Mensch, der schlachtet das voll aus, das ist genau die Publicity, die er braucht, um wieder ins Gespräch zu kommen. Aus dem Tod des Partners Profit ziehen, das nenne ich widerlich und pietätlos.«
    Maarten drehte sich zu ihr um. »Erzähl mir mehr von dem Wohnzimmertisch, wo hat er den her?«
    »Das kannst du nicht ernst meinen.«
    Raufend nahm er sie fest in den Arm. »Komm, wir gehen nach oben, ohne die ganzen Menschen und Spinnen, die dich beschäftigen. Die lassen wir hier, da haben sie’s schön warm und stören uns nicht.«
    »Gute Idee, stell ihnen was zum Knabbern hin.«
    * * *
    Bei knapp über null Grad zogen Rinnsale unter den Schneemassen ihre Bahn, die Straßen waren frei, und Karin fuhr gegen sechs Uhr fünfzehn ungewohnt zügig ins Büro. Noch keine Spur von der angekündigten extremen Kaltfront am Niederrhein, die den europäischen Kontinent aber bereits erreicht hatte. Sie wollte in aller Ruhe Gedanken ordnen, Fakten sichten, mit sich allein, wie es ihre Art war. Sie genoss die reibungslose Fahrt, doch der Wetterbericht verhieß nichts Gutes, Blitzeis und Schneeschauer könnten den

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