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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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bisherigen Ergebnisse genauer an, vielleicht haben wir was übersehen. Und ihr beide legt euch zwei Stunden aufs Ohr, ab einem gewissen Punkt geht nichts mehr, das wisst ihr.«
    Gero von Aha wiegelte ab, nein, sie seien fit, keine Diskussion. Hier ginge es um Stunden, das würden sie den drei toten Frauen schulden.
    Die Hauptkommissarin nahm den Kaffeebecher und ging zu ihrem Schreibtisch. Die Ortung von Alfons Verfürths Handy konnte nur erfolgen, wenn sein Gerät eingeschaltet war, über Nacht war es nicht im Netz ausfindig gemacht worden. Sie schrieb den Bericht über die gestrige Befragung von Munster und musste erkennen, dass man ihm bislang außer einer morbiden Vorliebe für achtbeinige Krabbeltiere nichts vorwerfen konnte. Doch war das blanker Zufall?
    Bei der Durchsicht der Ergebnisse vom Erkennungsdienst fiel ihr noch etwas auf: Der Mann hatte Schuhgröße einundvierzig. Das schloss ihn als Verdächtigen im Fall von der Xantener Südsee aus. Sie würden ihn um acht Uhr zur nächsten Befragung im Haus haben, vermutlich würde man ihn danach nach Hause bringen.
    * * *
    Um sieben Uhr mischte Louise Verfürth in ihrer Küche mit tänzelnden Schritten ein Müsli an. Beschwingt füllte sie Haferflocken, Nüsse, Mandarinenstückchen und einen Teelöffel Schokostreusel in eine Schüssel und goss warme Milch darüber. Es fehlte die Tageszeitung. Mit Freude stellte sie auf dem Weg zum Postkasten fest, dass es in der Nacht milder geworden war. Es begann zu tauen, vielleicht würden die Straßen am Mittag komplett frei sein.
    Nebenan hörte sie Kratz- und Schabgeräusche. Da arbeitet jemand mit dem Schneeschieber, dachte sie, bestimmt Henner. Gestern hatte sie ihr Versprechen eingelöst und den ganzen Bürgersteig gekehrt, bevor sie zu ihrem Friseurtermin gefahren war. Der Mann war Gold wert gewesen, sie hatte genau zugeschaut und sich bei der Heimfahrt um Jahre jünger frisiert und geschminkt gefühlt. Heute würde sie draußen nur das Notwendigste machen und sich dann auf den Abend vorbereiten.
    Louise zog die Zeitung aus dem Rohr, ein Briefumschlag fiel in den Schnee. Sie hob ihn auf, er war an sie adressiert, offensichtlich nicht per Post, sondern privat zugestellt worden. Im Haus riss sie den Umschlag ungeduldig auf. Ihr Herz schlug höher. Das feste, cremefarbene Papier duftete dezent nach Rosen. Der Schreiber hatte formvollendet Füller und Tinte benutzt.
    »Meine Schöne, ich freue mich so sehr auf dich. Du bist das Beste, was mir seit vielen Jahren passiert ist, und ich möchte unsere erste gemeinsame Nacht zu etwas ganz Besonderem machen. Lass dich einfach überraschen. In dem Umschlag findest du die Karte zu unserem Zimmer. Ich habe es auf deinen Namen reserviert. Das Hotel liegt an der Rheinpromenade in Wesel und hat den schönsten Blick über den Fluss, den du so sehr liebst. Du hast mir vom Bislicher Rheinufer vorgeschwärmt, da blieb nur ein einziges, gut erreichbares Haus in der Region übrig, um dir die perfekte Aussicht zu bieten: das Welcome Hotel. Du kannst ab zehn Uhr einchecken, wenn du möchtest, und es dir im Wellnessbereich gemütlich machen, bis ich komme. Lass dich rundum verwöhnen. Zum Mittagessen werde ich es nicht schaffen, aber zur Kaffeezeit bin ich da, wir werden uns zum Dinner auf dem Zimmer bedienen lassen, denn diese Nacht gehört nur dir und mir.
    In wohliger Vorfreude sehne ich mich nach deinen zärtlichen Händen.
    Es küsst dich dein altmodischer Rosenkavalier.«
    Sie nahm die Zimmerkarte mit dem Hotellogo aus dem Umschlag und hielt sie mit geschlossenen Augen vor ihre Brust. Von solchen Briefen träumt wohl jede Frau, dachte sie, ein Rosenkavalier, der Zärtlichkeit sucht und Abenteuer verspricht. Sie würde um zehn im Hotel sein und dort weiterträumen, bis er käme.
    * * *
    Die beiden Beamten in Blau ließen sich nicht von Munsters Gipsbein beirren, trieben ihn zur Eile an, damit er um Punkt acht Uhr vor dem Vernehmungsraum ankam. Er wirkte unausgeschlafen und schlecht gelaunt, als Karin ihn in den Raum bat.
    Schweigend schob sie ihm einen Becher Kaffee zu, den er zunächst ignorierte.
    »Ich weiß nicht, warum ich hier bin. Auf der harten Pritsche habe ich mit dem Gips eine schlechte Nacht verbracht. Das Bein pulsiert und schmerzt, ich will nach Hause.«
    »Wir entscheiden, wann und wohin Sie uns verlassen. Ich frage Sie erneut, wo Sie in der Nacht vom siebten auf den achten Januar gewesen sind.«
    Munster verdrehte die Augen. Er habe bereits am Vortag erklärt, dass er

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