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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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seine Fäuste dagegen.
    »Louise Verfürth, sind Sie da drin?«
    Das gefiel dem Mann gar nicht, Störungen jeglicher Art gehörten nicht zu seinem Plan. Er musste schnell handeln, zerrte die vor Angst und Kälte bibbernde Frau auf die Außenterrasse. Ein eisiger Wind nahm ihm für einen Moment den Atem, der unablässige Schnee peitschte den beiden entgegen. Das Haar der Frau in seiner Hand wurde feucht, die Nässe löste getrocknetes Gel, glitschige Strähnen entglitten ihm, er packte sie um den Körper, schob sie vor sich her. Nicht schlappmachen, er musste sie einfach nur bis zum Geländer schieben, schleifen und zerren, dann würde alles wie von selbst geschehen. Sie ließ sich hängen wie ein nasser Sack, er bekam sie schlecht zu fassen, der Schnee schmolz auf der Haut, durchnässte die dünne Kleidung, die Dinge fingen an, ihm zu entgleiten. Nicht jetzt, so kurz vor dem Ziel.
    Wer war an der Zimmertür? Jemand, der Louises Namen kannte. Jemand war ihnen gefolgt, ihr Mann konnte es nicht geschafft haben, der hatte sie garantiert in Rees gesucht. Louise hatte ihm erzählt, dies sei der einzige Ort gewesen, den er öfter mit ihr zusammen aufgesucht hätte. Das würde den großen Alfons Verfürth aus der Fassung bringen, zur richtigen Zeit am falschen Ort zu sein und um das Leben seiner Frau bangen zu müssen. Er sollte leiden, wenigstens in der halben Stunde, seit er ihm die letzte Nachricht geschickt hatte, unendlich leiden. Von hier oben aus wollte er sich an dem Bild des entsetzten Mannes ergötzen, der seine tote Frau im Schnee liegend finden würde. Unmöglich konnte Verfürth vor der Tür stehen. Hatte er es tatsächlich gewagt, die Polizei zu informieren?
    Nur ein paar Minuten brauchte er noch, die Frau rutschte ihm aus den Armen, kauerte nun auf dem Boden.
    »Steh auf! Los, beweg dich!«
    Von Aha musste diese Tür öffnen. Dahinter spielte sich ein Drama ab, das war ihm klar. Er drosch mit aller Energie auf das Türschloss und die Klinke ein, seine Finger umspannten den Schlagstock mit geballter Kraft, die Knöchel blitzten weiß hervor.
    »Mach die Tür auf!«
    Sinnlos, so würde er es niemals schaffen. Er schaute sich um. An der Wand hing ein Feuerlöscher. Schon hob er den roten Zylinder aus der Verankerung und schmetterte ihn gegen die Tür, prallte zurück, überrascht von der Wucht des Rückschlags. Noch einmal, mit voller Wucht, und ähnlich wie mit der Ramme, die das SEK benutzte, hielt er sich seitlich vom Löscher, schleuderte ihn gegen das Schloss. Die Tür sprang mit einem krachenden Geräusch auf. Er ließ sein Werkzeug fallen und ergriff erneut den Schlagstock, betrat den abgedunkelten Raum. Seine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit. Die gut gelaunte Moderatorin aus dem Radio konnte ihn nicht irritieren, hier roch es nach Gefahr. Die Tür zur Terrasse stand offen, im Kegel des schwindenden Gegenlichts sah er Schneeflocken in den Raum wehen. Sie waren da draußen. Er stolperte durch den Raum, stieß an die Stuhlreihen, er musste zur Tür.
    Etwas traf ihn hart an der Schläfe. Um Gero von Aha wurde es tiefschwarze Nacht, bewusstlos sank er zu Boden.
    * * *
    Karin Krafft hatte die Stallwache an Burmeester übergeben, der aus Bislich-Büschken zurückkam. Mette sollte ihn auf den Stand bringen, sie selbst machte sich nach zwei Telefonaten auf den Weg und gab unterwegs von Ahas Position an Tom Weber und Jerry Patalon weiter. Die beiden befanden sich bereits in Sichtweite des Hotels.
    »Schemenhaft kann ich es vor mir erkennen«, sagte Jerry. »Scheißwetter, ich spür meine Füße nicht mehr.«
    »Mach jetzt bloß nicht schlapp«, ermunterte Karin ihn. »Gero ist hoch zur Dachterrasse des Hotels. Es gibt nur eine am Gebäude, ihr könnt sie nicht verfehlen. Ich bin auch auf dem Weg. Ja, geht hoch, aber ohne Panik zu erzeugen.«
    Karin hatte sich hinter ein Räumfahrzeug vom städtischen Betrieb ASG gehängt, das hinter der Leitstelle angefordert worden war, um den Weg zum Hotel für weitere Einsatzwagen befahrbar zu machen.
    * * *
    Es pochte und hämmerte in seinem Schädel, sein plötzliches Erwachen verdankte er dem Schnee, der auf sein Gesicht geweht war und ihn in die Welt zurückgeholt hatte. Gero von Aha war sofort bei der Sache, rekonstruierte: Einsatz, Dachterrasse, Louise Verfürth in Gefahr. Er tastete nach dem Schlagstock, rappelte sich auf und betrat die geräumige Terrasse, Schneeflocken in den Augen nahmen ihm die Sicht. Er realisierte eine Person am anderen Ende, die

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