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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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hellwach, versuchte, aufkommende Hilflosigkeit zu unterdrücken und in konzentrierte Lösungssuche umzuwandeln. In diesem Augenblick zog er hinter dem Beifahrersitz fingernd einen Schlagstock aus dem autointernen Müllberg hervor. Bingo. Er arbeitete sich mit untertouriger Motorleistung die Promenade entlang.
    Am Parkplatz vorbei wollte er dem Straßenverlauf folgen und konnte gerade noch, im Bruchteil einer Sekunde, den rot-weißen Pollern ausweichen, die den geradeaus führenden Weg für Autos abriegelten. Er riss das Steuer brutal herum, um trotz der Schneeglätte die im rechten Winkel verlaufende Hotelumfahrt noch zu packen. Geschafft. Von Aha dankte in einem unwillkürlichen Stoßgebet dem Kollegen Burmeester, der ihn im Sommer zu einem Schleuderkurs auf dem Rheinberger Übungsplatz überredet hatte. Konnte man alles irgendwann brauchen. Ein plötzlicher Stolz ob der gemeisterten Widrigkeiten keimte in ihm auf, was ihn in dieser bedrohlichen Situation verwunderte.
    Es gab einen rückwärtigen Eingang zum Hotel, eigentlich der Haupteingang von der Rheinaue her, das wusste er; er würde es bis zum dortigen Parkplatz schaffen. Den Schlagstock hatte er – ob Burmeesters Handschuhfach noch mehr Brauchbares barg? Er drückte auf den Öffner, die Klappe fiel ihm entgegen, und in dem Wust der dortigen Unordnung entdeckte er zu seinem Erstaunen harte, vergilbte, durchaus noch brauchbare Kabelbinder. Besser als nichts, dachte er und stopfte sie in die Tasche seiner Outdoorjacke.
    * * *
    Es hatte gedauert, bis Karin die Direktion des Hotels in der Leitung hatte. Sie hatte sich entschieden, zumindest eine Warnung herauszugeben. Sie konnte das Hotel nicht evakuieren lassen, das würde dem Täter nicht unbemerkt bleiben und ihn unter Umständen zu panischem Handeln animieren. Wer so minutiös plante, konnte Störungen nicht ertragen.
    »Krafft hier, Kommissariat 1 der Kreispolizeibehörde. Es wird einen Einsatz in Ihrem Haus geben. Ein weiblicher Gast schwebt in Lebensgefahr … Ja, wir sind uns ganz sicher … Nein, keine Sorge, es wird kein großes Aufgebot geben, ein Kollege ist gleich vor Ort, zwei weitere sind auf dem Weg. Ist das Haus voll belegt? … Nein? Gut. Überprüfen Sie den Namen Verfürth, welches Zimmer hat sie? … 213. Zweite Etage, richtig? Wie viele Zimmer sind dort belegt? … In dem Trakt nur zwei weitere. Sind die Gäste im Haus? … Das ist gut … Wie Sie helfen können? Informieren Sie den Empfang, dass diese Gäste in einen separaten Gastraum gelotst werden, wenn sie zurückkommen. Lassen Sie sich etwas einfallen, einen Sektempfang oder Glühwein aufgrund der Schneekatastrophe oder so. Ist das machbar, ohne dass jemand eingeweiht werden muss und sich durch sein Verhalten verraten könnte? … Gut. Lassen Sie alles normal laufen. Sobald unser Mann vor Ort im Einsatz ist, informiere ich Sie. … Nein, niemand sonst ist in Gefahr, er hat es nur auf diese Frau abgesehen. Vielen Dank für Ihre Kooperation.«
    * * *
    Sie ließen ihre Hände über die Körper gleiten und hatten außer ausgedehnten Küssen und kleinen Nettigkeiten nicht weiter kommuniziert. Worte schienen unnötig und störend. Wie gut er ihr tat, wie fordernd und zärtlich er seine Finger über ihre Kleidung führte und den Körper darunter erkundete. Louise staunte über ihre eigene Erregung, dieses Maß an Lust hatte sie lange nicht mehr gespürt, und sie war bereit für ihn und alles, was er mit ihr machen würde. Wachs in seinen Händen, ja, so musste sich das anfühlen.
    »Du wirst mein Opfer sein, Louise, du wirst für eine Tat deines Mannes büßen müssen.« Er sagte dies so zärtlich und beiläufig, dass sie einige Sekunden brauchte, bis die Worte zu ihrem Verstand durchsickerten. Er zog sie am Handgelenk zum Balkon, riss mit der anderen Hand den Vorhang zurück und drängte sie zur Tür. »Ich hatte vor, dich hier aus dem zweiten Stock hinabzustürzen. Aber die verdammte Verglasung ist fest montiert, nur im Sommer ist sie beweglich wie Fensterflügel.«
    Noch dachte Louise an besondere sexuelle Obsessionen, vielleicht machte es ihn an, wenn sie Furcht verspürte, darüber hatten sie noch nicht gesprochen. Er hatte sie fest im Griff, vor seinen Körper gestellt und umschlungen, ihre Arme lagen eng an ihrem Körper an.
    »Du wirst mitkommen auf die Dachterrasse, aber vorher hast du noch etwas zu erledigen.« Er drängte sie an den Tisch, griff zum Papier mit dem Logo des Hotels und ließ Louise einen Stift zur Hand

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