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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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liebevollen, einfühlsamen Mann eingelassen, kultiviert, gebildet, einen Mann, der Gedichte rezitieren konnte. Eine neue Liebe. Nun zerrte er sie an den Haaren vor die Aufzugtür. Sie war sein Opfer, er ein Täter, der wusste, was er wollte.
    Die Liftanzeige sprang auf E. Totenstille herrschte auf dem Flur, niemand schien sich für das Geschehen zu interessieren, die Anzeige wechselte auf eins, dann auf zwei. Jemand fuhr mit dem Fahrstuhl aufwärts. Der Mann zögerte keinen Augenblick und schob sein Opfer zu einer Tür jenseits des Lifts, die zum Treppenhaus führte.
    Die Fahrstuhltür glitt mit leisem Fauchen auf. Im gleichen Moment fiel die Tür zum Treppenhaus mit einem geölten Rollen ins Schloss.
    Zwei Personen liefen die Stufen hinauf.
    Gero von Aha wagte einen vorsichtigen Blick aus dem Aufzug zu beiden Seiten, niemand war zu sehen. Sollte er seinen Standort durchgeben? Nicht jetzt. Er musste das Zimmer finden, zwängte sich lautlos aus der Tür des Aufzugs, die sich gerade wieder schließen wollte. Links, nein, er musste nach rechts, stoppte kurz vor der 213, sicherte noch einmal zu allen Seiten und holte den Schlagstock hervor. Seine Hand tastete nach dem Türgriff, schob damit unvermittelt die nur angelehnte Tür einen Spaltbreit auf. Was hatte dies zu bedeuten? War er zu spät?
    In asiatischer Kämpfermanier sprang er ins Zimmer, den Schlagstock vorweg, donnerte die Badezimmertür auf, sicherte schwer atmend, drang vor in den Raum. Niemand zu sehen, ein umgestürztes Sektglas lag vor der geöffneten Balkontür, draußen prallte der Schnee auf die Glasscheibe und rutschte in Kaskaden daran herab. Sein Blick fiel auf den Tisch, darauf ein Briefbogen des Hotels. Formuliert wie ein Abschiedsbrief, er hat sie gezwungen, dachte von Aha. So was schrieb keine Frau, die eine erotische Nacht verbringen wollte.
    Er fingerte sein mobiles Telefon hervor, tippte auf Karins Durchwahl. »Ich bin drin. Sie sind nicht im Zimmer. Es soll wie ein Selbstmord wirken.«
    Abrupt beendete er das Gespräch. Ein Geräusch ließ ihn erahnen, wo sich die beiden befanden. Es kam aus dem Treppenhaus. Über ihm schlug eine Tür ins Schloss.
    Louise fühlte sich hilflos, taumelte gedämpft neben dem Mann her, unterließ jede Bewegung, die ihn noch heftiger an ihrem Haar zerren lassen würde. Er führte sie zu einer Tür, holte den Schlüssel zu einem großen Raum hervor, verriegelte die Tür hinter ihnen. Sie durchschritten einen bestuhlten Tagungsraum, von außen drang klägliches Restlicht der verschneiten Welt durch große Fensterscheiben. Dahinter floss grau der Rhein.
    Der Mann kannte sich aus, er führte sie zu einer Musikanlage, an der er das Radio einstellte. Lokale Verkehrsberichte und die aktuelle Wetterlage gaben der Situation einen perfiden, normalen Anstrich. Er betätigte per Knopfdruck die elektrisch gesteuerte Raumverdunkelung. Stück für Stück verwandelte sich der große Raum in ein schwarzes Loch mit abstrus wirkender Schlagermusik. Louise konnte sich vor Angst kaum regen, ein dicker Kloß im Hals verhinderte, dass der innere Aufschrei, den ihre Seele tat, nach außen drang.
    Sie fühlte sich ausgeliefert. Er würde sie niederschlagen und über die Brüstung der Terrasse hieven, und niemand würde es bemerken.
    Von Aha rannte auf den Flur hinaus, die Tür zum Treppenhaus musste ganz in der Nähe sein, so hatte es jedenfalls geklungen. Fast wäre er daran vorbeigelaufen, sicherte erneut, niemand zu sehen. Er sprang die Treppe hoch, zwei Stufen mit jedem Schritt, griff im Sprint nach seinem Handy, betätigte die Wahlwiederholung, gab der Chefin seine Position durch. Es musste doch möglich sein, ihm Unterstützung zu schicken.
    Oben angekommen, suchten seine Augen nach Orientierungspunkten, die Zeit lief. Wenn Louise noch lebte, musste er verdammt schnell sein. Seine Ohren bestimmten die Richtung, in die er sich begab. Das Geräusch herabgleitender Jalousien drang aus einem der Räume, munteres Geplapper schien aus einer anderen Sphäre zu kommen. Hier gab es eine Außenterrasse, erinnerte er sich, hier irgendwo musste der Zugang sein. Er folgte dem verebbenden Geräusch der Fensterverdunklung, hinter dieser Tür mussten sie sein.
    Er legte sein Ohr an das Türblatt. Das Geplapper entpuppte sich als Radiosendung, sonst hörte er nichts. Und doch, hier war er richtig, das spürte er.
    Vorsichtig drückte er die Klinke nach unten. Der Raum war verschlossen. Was jetzt? Er rüttelte mit aller Macht an der Tür, donnerte

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