Die Spionin im Kurbad
schnurrte: » Du hast einen tapferen Sohn, Romanow.«
Die Barthaare fächerten sich etwas nach vorn.
» Hab ich das?«
» Hast du«, bestätigte ich ihm. » Du kannst ja mal oben im Wald vorbeischauen, wenn du dir eine blutige Nase holen willst.«
» Aha.«
Er würde es tun, und es würde ein großes Raufen geben.
» Was willst du von uns?«, wollte Kathy wissen.
» Unterstützung. Es sind zwei Menschen und eines meiner Kinder an Rattengift gestorben, Bouchon ist entführt worden, und man hat das Gleiche mit einem anderen meiner Kinder versucht. Mein Mensch ist in Gefahr, ebenfalls vergiftet zu werden.«
» Was scheren dich Menschen?«
» Romanow, einige von uns schließen Freundschaft mit ihnen«, sagte Kathy leise.
» Weichlinge. Stubentiger. Futterverwerter.«
» Nicht alle wählen das Leben, das du führst«, meinte ich milde.
» Ich führe es gut. Und die sind mir egal. Was soll ich dann also hier?«
» Uns dreien freies Geleit gewähren.«
Er blitzte mich herausfordernd an.
» Und wenn ich es nicht tue?«
» Tja, dann werde ich dich wohl bitten müssen.«
» Und du meinst, das überzeugt mich?«
Nun gibt es Dinge, die manche Katzen wissen und andere nicht. Romanow war ein einflussreicher, starker Kater, aber manches musste er noch lernen. Ich hatte nicht mehr viel Zeit, sonst hätte ich es mit ihm auf die irdische Weise ausgefochten. So aber sah ich mich gezwungen, die mir eigene Macht zu zeigen. Ganz kurz nur. Ich konzentrierte mich auf das Strahlen in mir und wurde zu der, die ich bin.
Größer.
Weißer.
Gefährlicher.
Die Schneeleopardin in mir grollte leise.
Romanow fiel vom Geländer. Auf die Brücke, nicht in die Lahn.
Dann blieb er mit dem Bauch am Boden liegen.
» Ehrwürdigste«, hauchte er.
Ich ließ die Leopardin verblassen.
Kathy sah mich unter gesenkten Lidern an. Als mein Wurfgeschwister wusste sie davon. Als ich noch klein war, hatte ich es manchmal nicht unter Kontrolle gehabt. Bouchon betrachtete mich interessiert. Er war weise genug zu wissen, wer ich war.
Romanow war platt.
» Freies Geleit?«, fragte ich abermals sanft.
» Wie Ihr wünscht, Ehrwürdigste.«
» Gut. Dann hier mein Plan. Kathy, bei dir im Hotel wohnt die Frau, die das Rattengift verwendet hat. Wir müssen das den Menschen bekannt machen. Ich vermute, sie hat davon mehr in ihrem Zimmer. Und das möchte ich ihr stehlen, um es zu Altea zu bringen.«
» Ist aber ein gefährliches Zeug, Sina.«
» Weiß ich, Kathy. Und darum glaube ich auch, dass sie es gut verpackt hat.«
» Ja, möglich. Trotzdem will ich damit nicht in Berührung kommen.«
» Brauchst du auch nicht. Du musst mir helfen, unbeobachtet in das Hotel zu kommen und mir das Zimmer zeigen, das sie bewohnt.«
» Gut, das geht. Dürfte nicht schwer sein, so rollig, wie sie riecht. Wann willst du es machen?«
» Wenn sie nicht da ist und das Zimmermädchen aufräumen kommt.«
» Kurz vor dem Mittag. Bette steht spät auf.«
» Was wird Bouchons Rolle dabei sein?«
» Unten vor dem Hotel herumlungern. Ich werde das, worin immer sich das Gift befindet, nicht im Maul durch das ganze Hotel schleppen, das könnte Aufsehen erregen. Ich werde es, wenn möglich, aus dem Fenster werfen. Bouchon wird es aufklauben und verstecken.«
» Gute Idee.«
» Ich kann ebenfalls unten warten, Ehrwürdigste, wenn Ihr es wünscht.«
Ich betrachtete Romanow. Er hatte sich von dem Schock einigermaßen erholt und saß jetzt wieder aufrecht.
» Belass es bei Sina, Romanow. Und ja, es wäre gut, wenn noch jemand ein Auge drauf hat, was sich vor dem Hotel abspielt, und nötigenfalls für eine Ablenkung sorgt.«
Er grinste ein Katergrinsen, und seine Reißzähne blinkten im Mondlicht. Ein Prachtkater!
Wir gingen noch ein paar Einzelheiten durch, dann trollten wir uns, jeder in sein Revier. Bouchon blieb an meiner Seite.
» Willst du die Nacht draußen verbringen?«
» Wär mal schön. Aber da hinten ist Vincent. Ich rieche sein Zigarillo. Er wird mich mit nach Hause nehmen.«
» Gut, dann treffen wir uns morgen, wenn die Sonne hoch steht.«
Ich durchdachte in meiner Schlafkuhle noch ein paar Einzelheiten, dann schlummerte ich geruhsam bis zum Morgengrauen. Alinuschka tauchte nicht auf, aber als ich von meinem Reviergang zurückkam, schmatzte sie sich durch einen Teller Fisch.
» Von Olga«, nuschelte sie, während weiße Fischfasern um ihre Barthaare flogen. » Hab bei ihr geschlafen, Ma.«
» Das ist in Ordnung.«
Sie ließ mir den Rest der
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