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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Freiherr und sah sich hilflos um. Dann machte er sich auf die Suche nach Bouchon. Ich blieb noch eine Weile auf meinem erhöhten Sitzplatz und beobachtete, wie der kleine Aufruhr sich legte. Der Kläffer gehörte natürlich der schmachtenden Bette, heute grün schillernd, mit leicht umflorten Augen und nach dunklen Geheimnissen duftend. Kein Wunder, dass die Töle ausgerissen war.
    Ein anderer Herr spazierte unter mir vorbei, der allerdings auch einen dunklen Geruch verströmte. Zwei Herren, die in seiner Duftwolke hinter ihm gingen, blieben unter dem Spalier stehen.
    » Man könnte ihn für verrückt erklären, wäre er nicht ein so erfolgreicher Industrieller!«
    » Wer, mein Bester?«
    » Der Alfred Krupp, von dem wir ein wenig Abstand halten sollten. Er glaubt nämlich, seine eigenen Körperausdünstungen seien giftig, weshalb er sich mit Pferdeäpfeln kuriert.«
    » Wahrlich?«
    » Der Gestank inspiriere ihn, behauptet er.«
    » Zu was? Zu guter Verdauung?«
    » Kanonenbau?«
    Die beiden lachten und gingen weiter.
    Immerhin erkannten Menschen untereinander durchaus ihre Verrücktheiten.
    Es ergab sich eine Lücke in den Flanierenden, und ich sprang vom Spalier herunter. Vermutlich sollte ich nach Bouchon Ausschau halten. Der arme Kerl würde sich wieder restlos verlaufen.
    Ich richtete meine Instinkte auf den armen Stopfen und trottete über die Rabatten. Weit war er sicher nicht gelaufen. Auch der Freiherr streifte rufend durch den Park und zog verwunderte Blicke auf sich. Ich sah Altea und ihre Mama auf dem Pfad auf ihn zukommen, und just, als ihre Wege sich kreuzten, hielt der Freiherr inne, drückte sich mit einer heftigen Gebärde gegen den Bauch und knickte ganz langsam in den Knien ein. Altea machte einen großen Schritt auf ihn zu. Ihr Stock fiel ihr aus der Hand, sie sank neben ihm nieder und fing ihn auf.
    Hatte er doch von diesem schrecklichen Gift gefressen?
    Ich raste hinzu.
    » Die Galle«, keuchte er. » Es ist meine verdammte Galle!«
    » Ruhig, Herr. Ich bin Krankenschwester. Leiden Sie unter Gallensteinen?«, wollte Altea wissen.
    » Ja, ver… Entschuldigen …«
    » Still. Eine Kolik, ja? Kommen Sie, ich helfe Ihnen auf. Sie müssen sich bewegen, auch wenn es schmerzt.«
    » Ja, junge Frau. Sagt mein Arzt auch immer.«
    » Sie da, helfen Sie mir!«, forderte Altea mit strengem Blick einen jungen Mann auf. » Und Sie, rufen Sie einen Arzt. Drüben im Kurhaus werden Sie einen finden.«
    » Zu Befehl, Mademoiselle!«, sagte der Angesprochene und schlug die Hacken zusammen.
    » Lassen Sie den Quatsch!«, fauchte Altea.
    Der andere Herr half dem Freiherrn aber vorsichtig auf die Füße. Der stöhnte und schnaufte. Altea nahm von ihrer Mama den Stock entgegen und redete sanft auf den Kranken ein. Er war blass, fast käsig, und dicke Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Ich hoffte, dass er nicht sterben musste.
    » Bouchon. Ich muss Bouchon finden«, murmelte der Freiherr.
    » Ein Freund?«
    » Mein Kater.«
    » Er wird Sie schon wiederfinden. Gehen Sie ein paar Schritte. Bemühen Sie sich. Mama, stütze ihn!«
    Mama sah verdattert drein, und der Freiherr nahm sich zusammen. Ja, Haltung und Stolz waren gute Heilmittel. Ein klein wenig wurde seine Gesichtsfarbe wieder rosig. Vom Kurhaus aus kam eiligen Schrittes ein weiterer Mann mit einer voluminösen Tasche heran.
    » Ah, der Kurarzt. Gleich wird er sich um Sie kümmern, mein Herr.«
    » Danke, junge Frau. Danke. Es geht schon.«
    Also würde er nicht sogleich verenden. Ich wandte mich ab und widmete mich weiter meiner Suche nach Bouchon. Sie war nun dringlicher als zuvor geworden.
    Ich fand ihn dann auch nach kurzer Zeit hinter einem Buchsbaum sitzen.
    » Ah, Sina. Ich hatte gehofft, dass du mich findest. Darum bin ich einfach sitzen geblieben.«
    » Vermutlich eine gute Idee.«
    » War der Hund gefährlich?«
    » Nein. Es hätte gelangt, ihm die Kralle über die Nase zu ziehen.«
    » Ich bin ziemlich dumm, fürchte ich«, meinte er betreten und starrte auf seine Vorderpfoten.
    Ja, ein bisschen dumm war der Graue. Aber wahrscheinlich sollte ich Nachsicht üben. Er kannte das Revier und seine Eigenheiten nicht. Da mochte Vorsicht angebracht sein.
    » Dein Mensch hatte einen Anfall. Altea, die Frau, die mich füttert, hat ihm geholfen.«
    » Oje, oje, der Arme. Er hat es an der Galle. Darum ist er ja hier und trinkt das Wasser aus dem Brunnen. Er sagt, das würde ihm helfen.«
    » Könnte er recht haben. Ich trinke das Wasser auch gerne. Es

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