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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Madame.«
    » Heiratsschwindler?«
    » Vermögende, leichtgläubige oder traurige Damen pflegt er mit Heiratsversprechen dazu zu bringen, ihm ihre Gelder anzuvertrauen. Ich hoffe, Sie haben das nicht getan.«
    Mit einer angewiderten Gebärde drückte sie Vincent das Papier zurück in die Hand.
    » Nein, aber ich war nahe daran.«
    » Glück gehabt, Madame!«
    » Oh!«
    » Und nun erlauben Sie mir, Sie zu Ihrer Wohnung zurückzugeleiten. Was heute Nacht hier geschehen ist, habe ich bereits vergessen. Und Sie auch.«
    Er nahm ihren Ellenbogen und führte sie von der Brücke.
    Ich trottete hinterher. Als wir auf der Straße angekommen waren, wies sie nach rechts, ich nahm die entgegengesetzte Richtung, um in meinem Garten nach den Kindern zu schauen. Es war ein bewegter und bewegender Abend gewesen und ich rechtschaffen müde.
    Aber was immer dieses Papier gezeigt hatte – es musste ein Bild von einem Mann gewesen sein. Ich würde morgen Bouchon danach fragen. Ich wollte wissen, wer Luigi war, denn offensichtlich war der einer der Gründe dafür, dass Vincent sich hier aufhielt.

Schlaflos in Bad Ems
    Ich kuschelte mich an die Kleinen, fiel in ein tiefes Schlafloch und wurde schon wieder viel zu bald herausgerissen. Denn jemand streichelte über meinen Kopf.
    Ein Auge bekam ich sofort auf. Das andere zögerte noch. Aber meine Nase war schon bereit und nahm den Geruch von Altea wahr. Flieder, Maiblumen, Lavendel. Eine schöne Mischung. Allerdings auch ein Hauch von verschwitzten Haaren.
    » Es ist so heiß und muffig in der Mansarde, Sina. Ich kann und kann nicht schlafen.«
    Das andere Auge ging auch auf. Ich putzte mit der Pfote drüber. Dann setzte ich mich auf. Sie hatte ein leichtes Kleid angezogen und die Haare zu einem langen Zopf geflochten. Nackte Füße fand ich neben mir in ausgetretenen Ledersandalen. Wieder streichelte sie mich, und das Ende ihres Zopfes wedelte vor meiner Nase. Ich tatzte danach.
    Sie zog ihn weg. Ich tatzte hinterher. Das war wie Schwanzhaschen mit den Kindern. Eine Weile spielten wir miteinander, dann richtete sie sich auf und sagte: » Ich gehe ein bisschen spazieren. Willst du mich begleiten?«
    Zwar war ich schon ziemlich viel auf den Pfoten gewesen diese Nacht, aber für einen kleinen Bummel reichte es noch. Ich heftete mich an ihren Rocksaum und folgte ihr zu dem hinteren Gartentörchen und von dort den schmalen Pfad entlang. Sie ging zwischen den Häusern durch, überquerte die Straße und ließ sich dann auf der ersten Bank des Wandelganges nieder. Ich hüpfte zu ihr nach oben und setzte mich an ihre Seite. Eine leichte Brise wehte von der Lahn hoch, doch sie bewegte kaum die Blätter der Bäume.
    » Ich sollte mein Bett hier aufstellen«, murmelte Altea.
    » Mau.«
    » Schön wär’s. Die Kurgäste würden vermutlich die Polizei holen, wenn sie mich hier fänden. Manchmal beneide ich euch Katzen, Sina.«
    Sie wollte plaudern, also gab ich zustimmende Laute von mir. Menschen brauchen das ja. Wir Katzen haben andere, etwas höhere Formen der Kommunikation entwickelt.
    Sie reagierte auf meine Stimme mit einem Seufzen, das ganz tief unten aus ihrer Brust kam.
    » Die Vergangenheit holt mich ein, Sina.«
    Noch ein aufforderndes Gurren.
    Wieder ein Seufzen.
    » Übermorgen kommt General Rothmaler her. Er hat uns einen Brief geschickt und schreibt, dass er mich und Mama besuchen möchte. Es wird ihr nicht sehr recht sein. Und mir auch nicht. So wie wir uns jetzt stehen, sind wir keine gute Gesellschaft für den General. Mama wird sich wieder Sorgen um ihre Kleider machen, und ich werde mich mit seinem Mitleid herumschlagen müssen.«
    Altea strich mir über den Rücken. Sehr angenehm, dieses Gefühl. Kleines, lobendes Schnurren.
    Leise Schritte näherten sich, und an uns vorbei ging der Herr im weißen Anzug und mit schwarzer Augenklappe, der Ritter des Todes – Chevalier de Mort. Er verlangsamte seinen Gang ein wenig, verbeugte sich elegant vor Altea und ging dann weiter.
    » Ach, du liebe Zeit. Dass der mich hier so gesehen hat.«
    Ich brummelte sie an. Es hatte doch nichts zu sagen. Aber sie schwieg eine ganze Weile, bis sie wieder leise mit mir zu reden begann.
    » Ich habe Levin gemocht, Sina. Er war ein anständiger Mann, ein guter Arzt und ein verständnisvoller Freund. Wir hätten sicher eine angenehme Ehe geführt. Vielleicht nicht allzu leidenschaftlich, aber ganz gewiss harmonisch. General Rothmaler hat unsere Verlobung begrüßt, und er hat sogar gutgeheißen, dass ich dem

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