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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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von meinen Kleinen geleert worden. Ich machte den Resten den Garaus und fing mir dann noch eine fette Hausmaus. An ihr zeigte ich den Kindern den Tötungsbiss und forderte sie auf, ihn an den restlichen Mäusen in dem Nest zu üben.
    Ich war zwar immer noch ein wenig müde, aber der Sonnenstand zeigte mir, dass es Zeit war, wieder zur Promenade zu ziehen, denn dort würde sich Bouchon – vermutlich ebenfalls mit Neuigkeiten gefüttert – einfinden.
    Ich erwischte ihn knapp, und in seinen Augen lag ein milder Vorwurf.
    » Ich dachte schon, du hättest mich vergessen«, sagte er. Ich hielt ihm meine Nase hin.
    Er stupste dran, und alles war wieder gut.
    » Wir waren schon zum Wasserschlabbern, der Freiherr und ich, und deine Altea und ihre Mama haben die Bäder aufgesucht.«
    » Und der Neffe?«
    » Der ist ins Kaffeehaus gegangen, um Zeitungen zu lesen.«
    Wir wandelten hinter dem Freiherrn her, der sich dem Kurhotel näherte. Am Eingang blieb er stehen, drückte dem Lakaien eine Münze in die Hand und meinte mit einem kleinen Lächeln zu Bouchon: » Offensichtlich möchtest du deiner Freundin heute unsere Suite zeigen.«
    » Mau!«
    » Nun, dann kommt. Dieser junge Mann hier drückt nämlich gerade eben ein Auge zu.«
    Ich folgte Bouchon sehr vorsichtig. Nicht, dass Häuser mich schreckten, aber dieses war wirklich groß, die Gänge entsetzlich lang und verwirrend. Ich verstand, warum Bouchon sich anfangs verlaufen hatte. Hier musste man an jeder Ecke eine Marke setzen, um sich zurechtzufinden. Außerdem gab es misstrauische Blicke, und ich glaube, wenn der Freiherr nicht mit einer derart gesetzten, würdevollen Miene neben uns hergegangen wäre, hätte man uns sehr schnell wieder hinausexpediert.
    Eine breite, sehr glatte Marmortreppe hoch, vorbei an einigen Kübelpflanzen, auf einem roten Läufer um zwei Ecken, und dann standen wir vor einer Zimmertür, die der Freiherr für uns aufschloss.
    » Nun, dann tritt ein, Madame Sina.«
    Ich trat über die Schwelle und sah mich um. Ein großes Zimmer mit bodentiefen Fenstertüren, feine weiße Gardinen bauschten sich in der Zugluft, die von einem kleinen Balkon hereinwehte, in weichen bunten Teppichen versanken meine Pfoten, schwere Möbel standen darauf, Polster lockten zum Draufspringen und Ruhen.
    » Nein, da darf man nicht draufspringen«, flüsterte Bouchon. Er hatte meinen Blick gesehen. » Ich habe einen Korb hier und einen im Schlafzimmer. Komm, ich zeige ihn dir.«
    Auch das Schlafzimmer war groß, aber reichlich vollgestellt mit schweren Schränken und Kommoden, aber so etwas hatte auch seine Vorteile. Möbel und Vorhänge, Kübelpflanzen und Paravents boten wunderbare Verstecke.
    Bouchon hatte es sehr gemütlich. Eine karierte Decke lag in einem runden Korb, eine mit Blümchen bemalte Schüssel roch noch etwas nach Sahne, ein paar Mäuse – unechte, wie mir schnell klar wurde – dienten ihm zur Unterhaltung.
    Im Nebenzimmer sprach der Freiherr mit einem der Hoteldiener und bestellte eine Portion Ragout fin.
    » Ohhh! Lecker!«, schnurrte Bouchon und leckte sich die Lippen.
    » Ist das was zu essen?«
    » Mhm.«
    » Hattest du heute noch nichts?«
    Der dicke Stopfen betrachtete seine linke Pfote.
    » Ähm – doch.«
    » Ich hatte auch schon drei kleine Wurstzipfel.«
    Man wollte ja nicht gierig erscheinen.
    Aber dann war ich es doch.
    Große Bastet, was roch das Zeug gut. Und der Freiherr verteilte es auf zwei Teller. Auf einen mehr, auf den anderen weniger.
    » Bouchon, du wirst ganz Kavalier sein und deinem Gast die größere Portion gönnen. Madame Sina sieht ein bisschen mager um die Rippen aus.«
    Er stellte den wohlgefüllten Teller vor mich. Der Geifer sammelte sich in meinem Maul.
    » Ich brauch nicht viel«, gelang es mir gerade noch zu nuscheln, dann stürzte ich mich drauf.
    Als ich ihn halb leer gefuttert hatte, zog ich mich ein bisschen zurück. Bouchon hatte von seinem Anteil nur die Soße abgeleckt und putzte sich bereits den Bart.
    » Iss auf. Ich bin satt.«
    Wer war ich, dass ich eine solche Einladung hätte ausschlagen können?
    Die Teller würden den Küchenmädchen keine Arbeit mehr machen.
    Genüsslich wusch ich mir Gesicht und Pfoten. So wunderbar satt war ich schon lange nicht mehr gewesen. Immerhin hatte ich bisher unser Futter immer mit den Kindern geteilt.
    » Ich gehe für eine Weile aus, Bouchon. Wollt ihr mitkommen?«, fragte der Freiherr und setzte sich seinen Hut auf.
    » Nein, wir bleiben hier, Sina. Die Gelegenheit ist

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