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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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haben wir es denn doch mitbekommen, dass der Graf sein Vermögen verspielt hat. Schrecklich für Mutter und Tochter, dass sie nun kaum mehr genug zum Leben haben.«
    » Davon habe ich nichts bemerkt, gnädige Frau. Beide, die Gräfin und die Komtesse, beweisen tadellose Haltung.«
    Noch steifer als der Neffe!
    » Natürlich, natürlich. Das müssen sie ja auch. Nachdem der Graf sich die Pistole in den Mund gesteckt hat. Grauenvoll, nicht wahr? Man munkelt, dass die Komtesse ihn gefunden hat. Ich meine, sie ist ja Blut und Schmutz und Gedärm gewöhnt, so als Lazarettmäuschen. Aber der eigene Vater …«
    » Die Damen, die sich im Feld der Verwundeten angenommen haben, verdienen unsere allerhöchste Wertschätzung, Frau Viola. Ich denke, auch Sie sollten daher die korrekte Bezeichnung für die Pflegerinnen wählen.«
    » Ach, natürlich. Sicher gab es unter ihnen auch aufopferungsvolle Seelen. Ihr Neffe wird Ihnen sicher von solchen hochherzigen Damen berichtet haben.«
    » Mein Neffe, Frau Viola, hat eine Kopfverletzung erlitten, die ihm bedauerlicherweise die Erinnerung an alles, was seine Leidenszeit anbelangt, genommen hat.«
    » Ach ja, der arme Major. General Rothmaler, mein Großonkel, hielt große Stücke auf ihn. Aber nun wird er ja wohl aus dem aktiven Dienst ausscheiden.«
    » Das bleibt abzuwarten. Madame, Sie entschuldigen mich. Ich habe noch eine Verabredung.«
    » Aber natürlich. Es war erfrischend, sich mit Ihnen zu unterhalten, Herr de Poncet. Meine besten Grüße an den Herrn Neffen.«
    Der Freiherr erhob sich, Viola stand ebenfalls auf und gab einen Juchzer von sich.
    » Oh, ich sehe eben eine liebe Bekannte. Huhu, Bette!«
    Die schwüle Heilige kam in einem Schwall wuchtiger Düfte auf uns zu. Der Freiherr lugte hinter die Bank.
    » Mauauau!«
    » Wie recht du hast, Sina. Nichts wie weg hier!«

Verhör
    Am Nachmittag hatte die Sonne wie erwartet alle Wassertröpfchen von den Gräsern geschleckt, und darum hielten sich die Gäste auch wieder im Garten auf. Altea saß mit ihrer Mama und den beiden Matronen zusammen am Tisch und spielte Karten. Was mich etwas wunderte, denn eigentlich hatte Altea doch etwas gegen diese Spiele. Olga unterhielt sich gelangweilt mit Viola, die dann und wann giftige Blicke auf Mama abschoss.
    Ich spielte mit den Kleinen Raufen, dann Putzen, und dann erklommen sie unter meiner Aufsicht die Birke, die hinter dem Schuppen stand. Rauf ging immer ganz hervorragend, aber das Hinabsteigen wollte geübt werden. Man brauchte Mut, zu springen und sich darauf zu verlassen, dass der Schwanz einen schon so steuern würde, dass man auf den Pfoten aufkam. Es gab ein paarmal jämmerliches Gemaunze, dann saß es.
    Ich wollte anschließend etwas ruhen, aber wieder wurde ich durch eine erneute Unruhe daran gehindert. Ein amtlicher Mensch mit einem Gehilfen tauchte nämlich auf und verkündete mit martialischer Stimme, dass er Befragungen durchzuführen befugt sei.
    Der Gehilfe zückte zackig einen Stift und schlug eine amtliche Kladde auf.
    Ich schlich mich näher.
    » Sie sind Hermine, Gräfin von Lilienstern?«
    » Sehr wohl, Herr Kurkommissar.«
    » Und Sie die Komtess Altea von Lilienstern?«
    » Jawoll, Herr Kurkommissar!«
    Es klang eine leise Erheiterung in Alteas Stimme mit. Unter dem Stuhl, unter dem ich mich verborgen hielt, schlug sie die Hacken zusammen.
    » Vor vier Tagen hat Louis Fortunat de Bisconti den gewaltsamen Tod gefunden.«
    Die Matronen gaben Entsetzensquiekser von sich. Ich hüpfte auf das Terrassenmäuerchen, um die Szene besser beobachten zu können. Man schenkte mir absolut keine Beachtung, viel zu wichtig schien den Menschen der Auftritt des Amtlichen zu sein.
    » In der Tat?«, fragte Altea. » Uns sagte man, ein Herzversagen habe ihn dahingerafft.«
    » Wie die Untersuchungen zeigten, ist er ermordet worden. Und wie weiterhin bekannt wurde, hat er sich einigen Damen in nicht statthafter Weise genähert. Ihre Namen, meine Damen, fielen dabei. Daher muss ich Sie auffordern, mir zu erklären, in welchem Verhältnis Sie zueinander standen.«
    » Mama, dieser würdige Herr scheint uns zu verdächtigen, Bisconti in der Wanne ersäuft zu haben.«
    » Fräulein von Lilienstern, die Angelegenheit ist ernst. Wenn Sie nicht unverzüglich Auskunft geben, sehe ich mich gezwungen, Sie in Gewahrsam zu nehmen.«
    » Machen Sie sich doch nicht lächerlich, Kommissar.«
    Die Erheiterung war aus Alteas Stimme gewichen. Sie hatte die Spielkarten ordentlich vor sich gelegt und

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