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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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hätte. Ich könnte den dunkelvioletten Volant auch noch massakrieren, überlegte ich. Aber dann blieb mir die Kralle in der Pfote stecken.
    » Natürlich sind Katzen saubere Tiere. Wenn man sie dazu anhält. Ich habe fünf von ihnen. Wunderschöne Tiere. Zwei weiße Perser, eine schlanke, sehr elegante Siam, einen vollendet schwarzen Kater und eine graue Kartäuserin. Ich bürste sie jeden Tag und setze ihnen selbst gekochte Mahlzeiten vor. So lässt es sich mit Katzen leben.«
    » Ah ja?«
    » Ja, das einzig Dumme ist, dass sie sich nicht davon abhalten lassen, sich willkürlich miteinander zu paaren. Jedes Mal, wenn es eine Kreuzung gibt, muss ich die Welpen ertränken.«
    Mir entwich ein Fauchen, und Viola machte einen Satz zur Seite. Mama war blass geworden und fauchte ebenfalls: » Was tun Sie?«
    » Ich achte darauf, dass die Rassen rein bleiben. Das ist doch wohl nur vernünftig.«
    » Und dazu bringen Sie die Kinder um?«
    Mörderin!
    Kindsmörderin!
    Hundsgemeine Mörderin!
    Ich war geradezu starr vor Wut. Und Mitleid für die Mutterkatzen durchbebte mich. Was taten wir nicht alles, um unseren Nachwuchs zu schützen! Eine Katzenmutter kämpfte mit dem Einsatz ihres Lebens um jedes Kind.
    Und die ertränkte sie.
    Kaltherzige Mörderin!
    Auch die Gräfin verströmte einen Eishauch, der selbst mich erzittern ließ. Und die widerliche Viola fing an zu stammeln. Mama ließ sie stehen und rauschte davon. Das konnte sie ebenso gut wie Altea.
    Ich verzog mich unter eine Bank, um die Wut abdampfen zu lassen. Das brauchte eine Weile.
    Allerdings erfuhr ich eine Linderung, denn kurz darauf schlenderte der Freiherr vorbei, bemerkte mich und setzte sich mit einem Schnaufen auf die Bank.
    » Na, Sina, auf dem Bummel?«
    Ich krabbelte hervor und setzte mich neben seine Füße. Er lächelte mich an. Für ihn war ich keine Schmutzkatze.
    » Na, komm hoch, meine Liebe.«
    Ist recht.
    Ich hüpfte auf die Bank und rollte mich zusammen. Am Ufer stand wieder der karierte Lord Jamie in einer Menschentraube und wettete, dass es am Nachmittag regnen würde. Die Leute gingen mit Begeisterung darauf ein. Dummköpfe, die! Natürlich würde es trocken bleiben, das spürte man doch in den Schnurrhaaren.
    Der Freiherr streichelte meinen Rücken.
    » Du fragst dich gewiss, wo Bouchon heute bleibt, nicht wahr?«
    » Mau.«
    » Ich war ziemlich böse auf ihn, Sina. Er hat sich durch das geöffnete Fenster auf den Balkon gestohlen und ist über die Brüstung geklettert. Ich fand ihn in der Dachtraufe sitzen. Mir ist vor Angst beinahe das Herz stehen geblieben.«
    Ach herrje, der Stopfen wollte es jetzt aber wirklich wissen.
    » Ich habe viel Geduld gebraucht, um ihn wieder hineinzulocken.«
    Vermutlich. Dem armen Kerl war es bestimmt wieder schwummerig geworden, so hoch oben.
    » Darum hat er heute Ausgangssperre.«
    Was allerdings Blödsinn war.
    Ich sah den Freiherrn vorwurfsvoll an.
    » Schon gut, schon gut. Heute Nachmittag darf er wieder raus.«
    Na also. Ich rieb meinen Kopf an seinen Ärmel.
    » Du verstehst uns Menschen ziemlich gut, was, Sina?«
    Ein kluger Mann, der Freiherr.
    Doch diesen Eindruck musste ich gleich darauf um einige Grade zurücknehmen. Er erhob sich höflich und lüpfte seinen Hut, als sich die mörderische Viola näherte, die ihre Runde diesmal allein gedreht hatte. Ich flutschte unter die Bank.
    » Ah, Herr de Poncet. Ein wunderschöner klarer Morgen«, flötete sie. » Und einen prächtigen Ausblick hat man von hier, nicht wahr? Darf ich meine müden Füße ein wenig ausruhen und mich zu Ihnen auf die Bank setzen?«
    » Aber natürlich, Gnädigste. Wenn Sina … Oh, sie ist weg. Nehmen Sie Platz, meine Liebe.«
    Unsichtbarmachen, ich sagte es ja schon, ist eine meiner hervorragendsten Fähigkeiten. Und Lauschen auch. Welche schmutzigen Geheimnisse würde die lila Viola dem Freiherrn anvertrauen?
    Zunächst keine, das übliche Wetter und Befinden – aber dann wurde das süßliche Gesäusel plötzlich gallig.
    » Ja, ja, die Gräfin von Lilienstern – eine arme Figur, finden Sie nicht auch? Dieser Skandal hat uns damals alle tief erschüttert.«
    » Ich weiß von keinem Skandal und will auch von keinem wissen, Madame.«
    Der Freiherr wurde fast so steif wie sein Neffe. Was die gallige Violette jedoch nicht daran hinderte weiterzuplappern.
    » Nein, natürlich haben Sie nichts davon gehört. Man hat ja versucht, es zu vertuschen. Aber der Gräfin Tochter war ja mit dem Sohn meines Großonkels verlobt, und so

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