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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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sah den Mann von oben bis unten an. Der Gehilfe erschauderte.
    » Wir stehen und standen in gar keinem Verhältnis zu dem armen Mann«, sagte die Gräfin. » Es sei denn, Sie betrachten die Tatsache, dass ich von ihm eine Emser Pastille angeboten bekommen habe, als Verhältnis.«
    » Frau Gräfin, Sie täuschen sich. Die Obrigkeit verfügt über weiterreichende Kenntnisse.«
    » Ach tatsächlich?«
    » Sie kennen den Verblichenen bereits seit Jahren!«, schnauzte der Kommissar Mama an.
    Viola am Nebentisch spielte ein hämisches Lächeln um die Lippen. Olga hingegen hob eine Braue. Interessant!
    Altea straffte die Schultern und antwortete: » Ich, Herr Kurkommissar, bin ihm vor drei Jahren auf einer Gesellschaft begegnet. Nicht meine Mutter. Ich habe ein paar Belanglosigkeiten mit ihm gewechselt. Wie viele andere auch, die in unseren Kreisen verkehren.«
    Mit feinen Nadeln konnte auch Altea stechen. Der Kommissar hingegen hatte ein dickes Fell. Und einen Biss wie ein Terrier, der eine Ratte gefangen hielt.
    Er wollte jetzt genau wissen, was Altea und Mama an jenem Morgen unternommen hatten, als der Bisconti in der Wanne gestorben war. Ich sprang von meinem Platz, schlich wieder unter ihren Stuhl und rieb mich mit dem ganzen Körper an ihrer Wade, damit sie merkte, dass ich ihr beistand.
    Sie blieb aber ungehalten.
    » Sie würden uns weit kooperativer finden, Herr Kommissar, wenn Sie sich eines verbindlicheren Benehmens befleißigen würden«, fauchte Altea ihn an und stellte die Füße fest auf den Boden. Ich schob meine Nase unter dem Saum hervor. An dem Tropf perlte Alteas kühle Entgegnung ab. Er setzte zu einer amtlichen Rede mit Drohungen an und wurde plötzlich harsch unterbrochen.
    » Was fällt Ihnen ein, Kommissar Runkel, die Damen zu belästigen?«
    Vincent?
    Vincent? Wirklich?
    Ich schlüpfte gänzlich unter den Röcken hervor, um mir das ungewöhnliche Schauspiel nicht entgehen zu lassen.
    Kurkommissar Runkel reckte das Kinn vor, als ob er damit durch eine Mauer rammen wollte.
    Vincent stand sehr aufrecht und steif da, die Miene streng und kalt.
    Zwei wütende Kater, die einander mit Blicken maßen.
    » Ich habe die Pflicht, den gewaltsamen Tod …«
    » Rhabarber!«, sagte Altea.
    » Rhabarber?«
    » Ja, Rhabarber, Rhabarber.«
    Vincent biss sich auf die Unterlippe, aber sofort wurde seine Miene wieder streng.
    » Dann untersuchen Sie gefälligst Biscontis Tod und lassen die Damen in Ruhe. Sie haben nichts damit zu tun.«
    » Woher wollen Sie das wissen, Herr Major?«
    » Weil ich selbst mit den Untersuchungen beauftragt bin.«
    » Sie?«
    » Ich, Runkel. Und wie es scheint, bin ich Ihnen um einige Schritte voraus!«
    Ich trippelte auf allen vier Pfoten, so aufgeregt war ich!
    » Major, Ihre Fürsorge den Damen gegenüber in allen Ehren, aber es sind wohl die Umstände, die Sie zu solchen Phantastereien verleiten.«
    » Sie wollen damit andeuten, Runkel, dass ich nicht recht bei Verstand bin?«
    Nun war es doch an dem Kurkommissar, einen kleinen Schweißausbruch zu bekommen, der nicht von der mittäglichen Sonne ausgelöst wurde. Er roch plötzlich ziemlich streng nach Kohlsuppe. Der Gehilfe übte sich in Unsichtbarkeit.
    » Es ist allseits bekannt, Herr Major, dass Sie sich hier zur Kur Ihrer schweren Verletzung aufhalten.«
    Vincent zog wieder einmal etwas aus seiner Brust hervor und reichte es dem Kommissar. Der wurde blass um die Nase, japste und stammelte: » Seine Majestät, der Kaiser …!«
    » Ebender, Runkel. Und nun verlassen Sie uns bitte ohne weitere Kommentare.«
    » Jawoll, Herr Major.«
    Kurkommissar und Gehilfe ab.
    Ich vor, Vincent anstaunen. Der hatte ein schiefes Lächeln im Gesicht.
    » Sie haben augenscheinlich Ihren Verstand wiedergefunden, Major«, meinte Altea. » Oder suchten Sie ihn hier in unserer traulichen Runde?«
    » Meinen Verstand hatte ich schon immer bei mir, ich suche hier einen Ausreißer. Mein Onkel macht sich große Sorgen. Sein Kater ist aus dem Hotel verschwunden.«
    » War er mit dem Service nicht zufrieden?«
    » Da sich Onkel Dorotheus zu seinem leibeigenen Kammerdiener erklärt hat, kann es daran nicht liegen. Ich vermute, dass der arme, gutmütige Bouchon von Ihrer wagemutigen Katze angestiftet worden ist, seine eigenen Abenteuer zu begehen. Er wurde heute Morgen auf dem Dach zwischen unseren Zimmern aufgegriffen, erhielt Stubenarrest und hat sich seit dem Mittag ohne Erlaubnis von der Truppe entfernt.«
    » Wie empörend. Und nun werden wir verdächtigt,

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