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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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drei Offiziere sahen sich verdutzt an, und Vincent zückte wieder einmal die Photographie aus seiner Brust. Man begutachtete sie und stimmte darin überein, dass man Bette mit jenem Mann zusammen gesehen hatte.
    » Ich danke Ihnen, meine Herren, Sie haben mir trotz allem einen Dienst erwiesen.«
    Mir auch, meine Herren!
    Also war die schwüle Bette dem verräterischen Luigi-Bisconti auch auf den Leim gegangen. Oder umgekehrt.
    Na, auf jeden Fall war das eine pikante Paarung. Sie, die große Gefühle vortäuschte, und er, der tiefe Gefühle ausnutzte. Wie weit hatten die beiden sich wohl gegenseitig durchschaut?
    Vincent hatte die drei jungen Offiziere einigermaßen gnädig entlassen und schlenderte zur Brücke zurück. Ich ließ ihn gehen – Zeit, ein wenig auszuruhen.
    Altea hatte einen Teller mit klein geschnittenem Geflügelfleisch hingestellt. Mit weißer Soße.
    Reichlich.
    Das bescherte mir schöne Träume von gebratenen Tauben, die mir direkt ins Maul flogen. Das Donnergrollen untermalte sie ebenso wie das Plätschern der Regentropfen auf dem Dach des Schuppens.
    * Ernst Moritz Arndt

Heimliche Dokumente
    Die Natur war feucht, die Luft kühler, doch der Himmel klar, als ich mich aus meinem Unterschlupf in den Garten begab. Ich leckte begierig einige Grashalme ab – Regenwasser schmeckt köstlich. Die jungen Gräser auch. Ich zeigte den Kleinen, welche die Verdauung förderten und welches Grünzeug unbekömmlich war. Dann mausten wir, und die Kätzin brachte eigenständig ihre erste Beute zustande.
    Viola, in etwas dunklerem Violett, verließ mit Mama das Haus, Altea folgte allein mit einem Korb in der Hand.
    Ich folgte ihr. Sie bemerkte mich und grüßte mich mit einigen freundlichen Worten.
    » Ich habe es eilig, Sina. Ich denke, es ist besser, du wartest auf Bouchon.«
    Und dann schritt sie weit aus. Auch wenn sie dabei humpelte, kam sie gut voran. Wie anmutig musste sie sich bewegt haben, als ihre Hüfte noch gut gewesen war.
    Ich sah ihr nach.
    Dann zum Himmel hoch. Es war für Bouchon schon ein wenig spät. Komisch. Aber vielleicht nahm der Freiherr heute wieder ein Bad. Dass der Stopfen ihn dazu nicht begleitete, konnte ich verstehen. Also begab ich mich allein auf die Wandelbahn. Man kannte sich, man blieb stehen, das Glas Wasser in der Hand, nippte, wechselte Floskeln, musterte Kostüme und Hüte, wandelte weiter, nippte, lästerte über Kostüme und Hüte, bildete neue Grüppchen.
    Vincent wandelte auch. Aber er blieb nicht stehen, und er nippte auch an keinem Glas. Aber er beobachtete.
    Ich fasste einen Entschluss.
    Alles, was ich mir so über ihn zusammengereimt hatte, musste einmal in der Praxis überprüft werden. Darum heftete ich mich an seine Fersen.
    Er erkannte mich.
    » Aha, Bouchons Freundin.«
    » Mau!«
    » Der Faulpelz hat verschlafen.«
    Aha.
    » Du möchtest mich begleiten?«
    » Mau.«
    » Nun gut.«
    Er wanderte weiter, jedoch ohne mir größere Beachtung zu schenken. Nach irgendwas hielt er Ausschau. Wir waren fast bis ans Ende des Kurparks gekommen, als er innehielt und einen Schritt unter einen mit Kletterrosen bewachsenen Bogen tat. Ich spürte in die Richtung seines Blickes.
    Altea!
    Er beobachtete sie.
    Sie sprach mit jenem distinguiert aussehenden Herrn, mit dem wir sie schon einmal von des Freiherrn Balkon aus hatten wandeln sehen. Jetzt holte sie aus dem Korb einen weißen Umschlag, reichte ihn ihm und erhielt einen kleineren zurück.
    Ein Tauschgeschäft.
    Neben mir spürte ich Anspannung. Die Angelegenheit schien Vincent nicht recht zu sein.
    Altea verabschiedete sich von dem Herrn, der verbeugte sich höflich und entfernte sich in entgegengesetzter Richtung. Altea wandte sich zur Straße, die zu unserem Revier führte.
    Vincent hingegen drehte sich auf dem Absatz um und eilte mit ziemlich großen Schritten dem Mann hinterher.
    Mhm. Er hätte ja wohl auch Altea fragen können, was sie da eingetauscht hatte.
    Ich wäre ihm gerne gefolgt, aber ich hatte mich schon viel zu weit aus meinem Bereich entfernt. Hier begann eine Welt, die ich noch nie erkundet hatte und zu dieser belebten Zeit auch nicht erkunden wollte.
    Ich legte einen kurzen Sprint ein und erreichte Altea.
    » Oh, du bist mir aber weit gefolgt, Sina!«
    Ich wurde zärtlich gezauselt und schnurrte sie dafür dankbar an.
    » Ich wollte eigentlich die Römerstraße entlanggehen. Ich weiß nicht, ob das für dich die richtige Umgebung ist. Dort sind Reiter und Kutschen unterwegs.«
    Das war zwar gefährlich, aber

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