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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Sympathie darf nicht den nüchternen Blick verstellen. Er hatte Mittel und Möglichkeiten, nicht wahr?«
    » Ja, die hat er. In seinem Labor verwendet er Blausäure zum Bearbeiten der Abzüge. Weshalb mein erster Gedanke Selbstmord war. Aber leider haben Sie recht. Dass er im Keller keine Veränderung feststellen konnte, reicht nicht aus, seine Unschuld zu beweisen. Aber sie waren Freunde …«
    » Eben, sie waren Freunde. Da gibt es zwei Möglichkeiten: Tigerstroem handelte aus Mitleid – er konnte es nicht mehr ertragen, wie sehr Oppen litt. Oder Eifersucht.«
    » Eifersucht? Himmel, auf wen? Es war meines Erachtens keine Frau im Spiel, die beiden …« Sie schüttelte den Kopf. » Oh, nun ja. Darauf hätte ich auch kommen können.«
    » Sie sind eine sehr weltkluge Frau. Ich bewundere Sie, Altea. Aber diese Zusammenhänge zu ergründen, bedarf es sicher allergrößter Delikatesse.«
    » Sehr richtig. Und, Vincent, wenn Sie mich schon für weltklug halten, dann gestehen Sie mir auch eine gewisse Menschenkenntnis zu. Tigerstroems Entsetzen, sein Kummer und seine Fassungslosigkeit waren nicht gespielt. Meinetwegen betrachten wir die Möglichkeit, dass er seinen Freund vergiftet hat, als eine Theorie, die aber sicher nicht erste Priorität hat.«
    » Einverstanden. Suchen wir weiter. Ein Ansatz ist das Gift.«
    » Zugegeben, Tigerstroem war im Besitz einer mehr als ausreichenden Menge davon. Aber man kann es in jeder Apotheke kaufen.«
    » Zu allerlei Zwecken.«
    » Es wird vor allem als Rattengift ausgelegt.«
    » Und wenn man weiß, wer und wo, dann kann man sehr schnell darüber verfügen.«
    » Diese Fährte scheint mir eine sehr breite und ausgetretene zu sein.«
    » Zweifellos. Zumindest aber kann man einen gewissen Personenkreis identifizieren. Ich werde die hiesigen Apotheker befragen, wer in der letzten Zeit Blausäure erstanden hat. Wer weiß, vielleicht fällt ein interessanter Name dabei.«
    » So die Herren Apotheker auskunftswillig sind.«
    » Ach, dieses kleine Papier, das Unsere Majestät der Kaiser ausgestellt hat, wird ihnen den Mund schon öffnen.«
    » Gut, dann befragen Sie unsere Quacksalber. Aber wir sollten uns auch Gedanken darüber machen, wie den beiden Opfern das Gift verabreicht wurde.«
    » Unproblematisch, Altea. Sie wissen, man kann es einfach schlucken. Es riecht nicht unangenehm, es schmeckt offensichtlich auch nicht besonders auffällig. Ich habe mich in dem Raum umgesehen, in dem Oppen verstarb. Er hatte gerade sein Frühstück zu sich genommen.«
    » Stimmt. Die Kaffeekanne stand auf dem Tisch, Zucker, Sahnetöpfchen, ein Korb mit Brötchen, Marmelade, Butter, ein paar Süßigkeiten. Wer immer etwas davon mit Blausäure versetzt hat, musste sicher sein, dass er eine ausreichende Menge davon zu sich nahm. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das Gift in der Zuckerdose, im Sahnekännchen oder in der Butterdose befand, denn davon hätte sich auch ein anderer bedienen können.«
    » Tigerstroem zum Beispiel. Aber wer sagt uns, dass nicht auch er Ziel dieses Anschlags gewesen sein könnte?«
    » Hilfreich ist Ihre Überlegung nicht, Vincent.«
    » Nein, das stimmt. Auch eine Theorie geringerer Priorität.«
    » Bleiben die Süßigkeiten. Bonbons, Kekse und Pralinés standen auf dem Tisch.«
    » Und der Bittermandelgeruch wird von Marzipan schnell überdeckt.«
    » Tigerstroem sagte, Oppen liebte Süßes. Wer immer das wusste, könnte ihm vergiftete Pralinen oder Mandelgebäck gereicht haben.«
    Ich bestaunte die beiden. Sie kamen ziemlich schnell zu dem Schluss, für den ich einige Tage benötigt hatte. Manche Menschen sind recht schnell im Denken. Ich aber auch, und ich überlegte schon angestrengt, wie ich sie auf meine Erkenntnisse aufmerksam machen konnte. Aber erst einmal musste ich hier weiter zuhören.
    » Wenn wir diesen Ansatz weiterverfolgen, Altea, dann muss es jemanden gegeben haben, der ihm ganz gezielt derartiges Naschwerk überreicht hat. Wer würde einem Mann Süßigkeiten schenken?«
    » Jemand, der seine Neigung kennt.«
    » Also sollten wir herausfinden, wer ihn in den vergangenen Tagen besucht hat.«
    Altea lachte trocken auf.
    » Dutzende. Die Ausstellung lockte viele Besucher an.«
    » Und unser Mörder verschwindet in der Menge. Sie sind enervierend, Altea.«
    » Ja. Störrisch, trotzig, frech und enervierend. Ich sammle solche Komplimente in der letzten Zeit.«
    » Gewitzt, klar blickend, hilfsbereit und sehr schön.«
    » Nun übertreiben Sie mal nicht,

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