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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Herr Major.«
    » Die schlichte Wahrheit ist keine Übertreibung. Aber wenn Sie lieber störrisch genannt werden wollen, kann ich damit auch dienen.«
    Sie lächelte, und mir gefiel das. Vincent machte das schon richtig. Altea litt, auch wenn sie es bestimmt nie zugeben würde, unter ihrer kaputten Hüfte. Nicht nur, weil sie ihr manchmal wehtat, vermutete ich. Es machte sie wohl bitter, dass sie sich nicht mehr so graziös bewegen konnte wie einst. Gerade jetzt schaute sie zwei jungen Mädchen nach, deren Röcke anmutig um ihre Beine schwangen. Dann aber fasste sie sich wieder.
    » Aber, Vincent, das Problem mit den Pralinés bringt mich auf die nächste Frage. Sie wird vermutlich auch nicht leicht zu beantworten sein.«
    » Stellen Sie sie. Ich bin gespannt.«
    » Bisconti starb in der Badewanne. Zyankali wirkt sehr schnell. Wie lange lag er schon im Bad? Und wie hat er das Gift zu sich genommen?«
    » Pfui über Sie, Altea.«
    » Sagen Sie nur, Sie haben sich noch keine Gedanken darüber gemacht.«
    » Nicht diese. Aber zu meiner Verteidigung muss ich anführen, dass es einige Zeit gebraucht hatte, bis wir überhaupt herausgefunden haben, dass Bisconti nicht eines natürlichen Todes gestorben ist. Und dann hat der Arzt, der den Leichnam untersucht hat, auch erst vorgestern den Verdacht auf Zyankali geäußert.«
    » Der Kurarzt versteht sich offensichtlich nur auf gesellschaftlich akzeptable Wehwehchen.«
    » Die er sich aber gut bezahlen lässt. Nun, dann schärfen Sie Ihren Witz doch auch mal an der Frage: Angeblich ist Bisconti um kurz nach sechs Uhr morgens ins Bad gegangen. Die Badefrau hat eine halbe Stunde später Alarm geschlagen. Der Kuraufseher hat kurz darauf Posten vor dem Badekabinett bezogen, der Arzt kam um sieben und hat den Tod durch Herzversagen festgestellt.«
    » Hat Bisconti irgendwelche Nahrungsmittel mit in das Kabinett genommen?«
    » Das ist untersagt.«
    » Das Bad ist eine medizinische Anwendung. Könnte er Tropfen oder Pillen verordnet bekommen haben?«
    » Ein guter Hinweis. Der Kurarzt wird wenigstens das beantworten können.«
    » Oder ein anderer Arzt, der hier seine Dienste anbietet.«
    » Ich werde herausfinden, wen er konsultiert hat.«
    » Oder Apotheker«, sinnierte Altea.
    » Oder Apotheker. Eine erste Spur, die zumindest einen kleinen Erfolg verspricht.«
    Ich wurde ganz hibbelig. Ganz und gar. Das war eine Spur, ganz gewiss. Und wieso erwähnte Vincent nicht die heisere Olga, die im Bad aufgetaucht war und das Döschen mit den Pastillen mitgenommen hatte? Die war doch hineingeschlüpft, als die Badefrau weg und der Kuraufseher noch nicht da war. Hatte der das Vincent nicht gesagt?
    » Also haben Sie jetzt ein reiches Arbeitspensum vor sich, Vincent. Ich für meinen Teil werde mich um Tigerstroem kümmern. Er braucht Trost und Beistand. Und jemand, der sich ein wenig umsieht und sich nach Besuchern mit Pralinés erkundigt.«
    » Keine schlechte Idee. Sie schauen genau hin und wissen spitzfindige Fragen zu stellen. Außerdem sind Sie genauso neugierig wie diese Katze da, die uns die ganze Zeit aufmerksam beobachtet.«
    » Oh, Sina! Ja, sie ist ein selten intelligentes Tierchen. Ich mag sie sehr.« Altea drehte sich lächelnd zu mir um. » Und ich werde auf dem Rückweg auch noch mal an der Metzgerei vorbeigehen. Es gibt heute frische Leberwurst.«
    » Sie wird bald so rundlich sein wie Bouchon. Mein Onkel hat nämlich Ihrer Wirtin unter Androhung von Höllenstrafen das Versprechen abgerungen, diese Katze und all ihre Anverwandten fürderhin reichlich zu füttern.«
    » Das wird sie nicht tun. Sie verabscheut Tiere.«
    » Sie wird es tun. Sie ist raffgierig.«
    » Also nicht nur Höllenstrafen.«
    » Nein, auch das Lockmittel Geld. Immerhin verdanken wir es Madame Sina ja, dass Bouchon wieder bei uns ist.«
    Sie erhoben sich, und ich begleitete sie zur Germania zurück. Und es gab ein Stückchen Leberwurst.

Heiratsantrag
    Filou kam am Abend zu mir und berichtete, dass Altea den ganzen Nachmittag bei Tigerstroem zugebracht hatte, um ihn zu trösten. Er selbst hatte auch getan, was ein kleiner Kater so konnte.
    » Meinst du, ich sollte heute Nacht in sein Bett kriechen?«
    » Versuch es, Filou. Schnurren tut den Menschen gut und hilft ihnen einzuschlafen.«
    » Dann mach ich das. Betten sind schön.«
    Ja, Betten und Polster, Kissen und flauschige Decken waren Erfindungen der Menschen, die sehr katzengerecht waren. Leider konnten manche Leute eifersüchtig über ihre

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