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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Schlafstätten wachen. Aber Tigerstroem war so wund und elend, er würde sicher dankbar für Filous Gegenwart sein.
    Altea kam später noch mal in den Garten, um nach mir zu sehen. Sie wirkte auch müde und verabschiedete sich bald. Das Licht in ihrem Zimmer brannte nicht lange.
    Ich drehte meine Runde, fand keine besonderen Vorkommnisse und begab mich auch zur Ruhe. Die kleine Kätzin und ich kuschelten uns zusammen. Das war genauso gut wie ein Bett und Polster.
    Als ich in der Morgendämmerung aufwachte, war die Kleine fort. Ja, sie wurde immer selbstständiger. Ich hielt dennoch Ausschau nach ihr und fand sie auf dem Fenstersims von Olgas Zimmer. Mein Rundgang brachte auch – außer zwei Mäusen – keine sonderliche Aufregung, aber der Vormittag begann mit einer kleinen Überraschung. Da es bedeckt war, nahmen die Gäste ihren Morgenkaffee im Haus ein, und ich durfte, wenn auch missgünstig von Frau Wirtin beäugt, in das Frühstückszimmer eintreten. Mir gefiel der Raum nicht besonders gut. Der Teppich war abgetreten und ziemlich schmuddelig, unter der mächtigen Anrichte, die sich mit hölzernen Tatzenfüßen in diesen Teppich krallte, flusten die Wollmäuse vor sich hin, es roch muffig und nach abgestandener Milch. Altea duftete nach Flieder, Maiblumen und Lavendel, Mama nach Geranien, Olga nach Kräutern und nur ganz wenig brünstigem Hirsch, der Oberlehrer roch nach Käse, die fetten Matronen nach Mottenkugeln.
    Aber das war alles in allem nicht ungewöhnlich. Aufmerksamkeit erregte der Bote, der Altea ein Billet brachte. Ich merkte auf, als sie leise zu Mama sagte: » Der General wünscht, mir seine Aufwartung zu machen. Wie ungewöhnlich.«
    » Warum, Kind? Vielleicht hat er eine Stelle für dich gefunden. Er sprach doch gestern davon, dass er seine Beziehungen spielen lassen wolle.«
    » Ach so. Na, ich habe heute Vormittag sowieso nichts anderes vor, und du wirst sicher jemand Nettes finden, mit dem du im Park wandeln kannst.«
    Die Herrschaften beendeten ihr Mahl – es schien mir ziemlich kärglich, aber die Schale Sahne für mich fiel dabei ab. Man verließ den Raum, die Wirtin und ein trampeliges Mädchen räumten die Tische ab, und Altea bat, den General in diesem Raum empfangen zu dürfen. Ich begutachtete einen chintzbezogenen Sessel, aber ein giftiger Blick der Wirtin hielt mich davon ab draufzuspringen.
    » Tu es nicht, Sina. Die ist doch angegrätzt genug, weil sie dich überhaupt hier drinnen dulden muss.«
    Ja, hast ja recht, Altea.
    Ich setzte mich also zu ihren Füßen, während sie sich mit der Zeitung vergnügte.
    Kurz darauf kündigte die Wirtin den General Rothmaler an, und der kam, straff und mit allem goldenen Klimbim verziert, hereinmarschiert. Der Rosenstrauß in seiner Hand verwunderte mich allerdings. Altea auch.
    Sie ergriff ihren Stock und wollte sich erheben, aber der General sagte: » Behalten Sie doch Platz. Bitte, Fräulein Altea.« Mit einer verlegenen Verbeugung reichte er ihr die Blumen.
    Sie ergriff den Strauß und senkte ihre Nase hinein. Verständlich, Rosen rochen gut. Ich schnupperte auch gerne daran, deswegen rückte ich näher an sie heran.
    » Was verschafft mir die Ehre, mit Rosen bedacht zu werden, General?«
    » Meine – ähm – höchste Bewunderung für Sie, Fräulein Altea.«
    » Vielen Dank. Nehmen Sie doch Platz.«
    Er setzte sich auf den Sessel ihr gegenüber, sehr aufrecht und förmlich.
    » Ich habe lange über unser Gespräch gestern Vormittag nachgedacht, Fräulein Altea. Und ich – ähm – bin zu einer – ähm – Erkenntnis von – ähm – einiger Bedeutung gekommen.«
    » Tatsächlich, General Rothmaler?«
    Alteas Stimme schwankte ein wenig, und ich äugte zu ihr hoch. Wenn mich nicht alles täuschte, kämpfte sie mit einer gewissen Belustigung.
    » Ja, in der Tat. Vieles, was Sie gesagt haben, hat mich nachdenken lassen. Bitte, ich hoffe, ich trete Ihnen nicht zu nahe, wenn ich Ihnen gestehe, dass mich Ihre Worte zutiefst getroffen und bewegt haben.«
    » Ich wollte Ihnen kein Unbehagen verursachen, General.«
    » Das haben Sie nicht, mein liebes Fräulein. Meine liebe Altea. Ganz im Gegenteil. Ich – ähm – bin einige Jahre älter als Sie. Aber ich bin gesund und Herr meiner Sinne. Und ich verfüge über ein nettes Vermögen, liebe, sehr liebe Altea. Ich weiß – ähm –, Sie waren meinem Sohn überaus zugetan …«
    » Herr General, nicht …«
    » Doch, Altea, lassen Sie mich aussprechen. Ich bitte Sie.«
    Die Belustigung in Alteas

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