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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Vermutlich aber nicht an Oppens. Also sind wir genau da, wo wir vorher auch standen.«
    » Nicht ganz. Einerseits haben wir einen sehr klugen Mann auf unserer Seite, der sich bereit erklärt hat, mir seine Erkenntnisse weiterzugeben, zum anderen kennen wir den Namen des Sekundanten Biscontis.«
    » Oh. Natürlich. Daran hätte ich denken können. Der muss zumindest einiges über Bisconti wissen. Wer ist es?«
    » Rate!«
    » Ich kenne ihn?«
    » Ich denke schon.«
    Altea rutschte hin und her. Ich überlegte ebenfalls. Sie kannte einige Männer.
    » Oppen kann es nicht gewesen sein. Tigerstroem?«
    » Kannst du dir den wirklich als Sekundanten vorstellen?«
    » Nein, vor allem nicht als Biscontis Freund. Der Zeitungsverleger Goertz möglicherweise? Nein, der ist viel zu distinguiert. Einen Ehrenhändel heißt er sicher nicht gut.«
    » Nein, Goertz ist es nicht – es hat mich, ehrlich gesagt, im ersten Moment auch überrascht, als de Montemart mir den Namen nannte. Lord Jamie Fitzmichael hat sich als Biscontis Sekundant gemeldet.«
    » Der Wetten-Lord. Doch, ich hätte darauf kommen können. Er ist ein spleeniger junger Mann, sprunghaft, pathetisch, abenteuerlustig.«
    » Und du eine überaus scharfe Beobachterin.«
    » Hast du schon deine Befragungstechniken bei ihm angewandt?«
    » Nein, ich werde ihn mir morgen vornehmen.«
    » Und hat sich etwas bei den Apothekern ergeben?«
    » Wenig, was konkret hilfreich wäre. Rattengift wurde von den Hausmeistern des Panorama, von der Kaiserkrone und vom Verwalter des Kursaals erstanden. Und Tigerstroem hat eine Flasche Blausäure für seine Photographien erstanden.«
    » Womit jeder Bewohner der in Frage kommenden Hotels Gelegenheit hatte, an das Gift zu gelangen und es in Pralinés oder Keksen zu verarbeiten.«
    » Was allerdings auf einen geübten Patissier schließen lässt.«
    » Oder eine Frau.«
    » Oder eine Frau.«
    » Er war ein Heiratsschwindler.«
    » Oppen nicht.«
    » Wir drehen uns im Kreis.«
    Ich beäugte den Boden des Bootes noch einmal aufmerksam. Konnte ich es wagen, ohne nasse Pfoten zu bekommen, dort hinunterzuspringen? Er sah trocken aus.
    Es wurde Zeit, dass ich die Initiative ergriff. Ich glitt von der Bank neben Altea, setzte mich vor Vincent und maunzte ihn an.
    » Na, was hast du dazu beizutragen?«
    Nix, du Dösbaddel. Aber da ist jetzt ein Platz frei geworden. Und der Mond scheint so schön. Ich könnte selbst Gefühle kriegen.
    Rieb ich also meinen Kopf an seinem Hosenbein.
    Er streichelte meinen Nacken.
    » Erzähl mir, wie du zu diesem liebevollen Tierchen gekommen bist, Altea. Das ist doch nicht einfach eine Streunerkatze, die von dir gefüttert wird.«
    » Ich weiß nicht, Vincent. Sie tauchte eines Mittags im Garten auf und mauste mir den Braten vom Brot. Und am nächsten Tag war sie mit vier Kindern hinter dem Schuppen eingezogen. Eines der Kätzchen starb. Vermutlich des Hungers. Sie waren alle nur Haut und Knochen, die Ärmsten. Ich habe mit Sina getrauert und das Kleine begraben. Seither folgt sie mir. Und ich stellte ihnen, sooft es ging, etwas zu essen hin.«
    Das Boot wackelte, als er aufstand und sich neben sie setzte. Ich ertrug meine Todesangst heldenhaft. Ich jaunerte noch nicht mal.
    Altea protestierte.
    Aber nicht zu heftig.
    Es war nämlich nicht viel Platz auf der Bank, und Vincent musste seinen Arm um ihre Schultern legen.
    » Ich habe mich an Onkel Dorotheus’ Bouchon auch schon gewöhnt, obwohl ich auf vergleichsweise undramatische Art mit ihm bekannt wurde. Er wurde mir vorgestellt, beschnüffelte meine Stiefel, dann meine Hand, und abends setzte er sich auf meinen Schoß.«
    » Er hat dich als Verwandten akzeptiert, nehme ich an.«
    » Du hast damals auch eine Katze gehabt, nicht wahr?«
    Er fragte es sehr leise. Dicht an ihrem Ohr. Sie rückte ein bisschen ab. Aber nicht weit.
    » Ja, meine Bella. Sie ist sehr alt geworden und hat es nicht mehr erlebt, dass wir unser Heim verlassen mussten. Für sie wahrscheinlich ein Glück. Sie lag so gerne im Garten unter dem Farn am Teich.« Altea schluckte. » Da habe ich sie dann auch gefunden. In einer warmen Sommernacht wie dieser heute. Dort habe ich sie auch begraben.«
    Oijeoije.
    Vincent machte das einzig Richtige. Er zog sie noch etwas enger an sich.
    Das Mondlicht tanzte auf den Wellen. Eine Nachtigall flötete eine lange, schöne Melodie. Fische schnappten nach kleinen Insekten und hinterließen Kreise im Silberwasser.
    Ich rollte mich zusammen.
    Alles war

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