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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Sina?«
    » Mau.«
    » Na, wenigstens sind sie verschwiegen.«
    » Sehr. Man kann ihnen alle Geheimnisse anvertrauen. Manchmal ist das sehr tröstlich.«
    Kraulen und Streicheln. Mhrrrr.
    » Und damit sind wir beim Thema, Vincent. Der Chevalier mit der dunklen Aura.«
    » Ja, der Ritter des Todes. Einst Offizier, dann wurde er bei einem Duell verwundet und trat aus dem Dienst aus.«
    » Ein Händelsucher?«
    » Ich glaube nicht. Er war der Beleidigte.«
    » Sein Gegner?«
    » Tot.«
    » Natürlich. Und dann wurde er zum Spieler?«
    » Er hat es nicht nötig, seine Familie ist äußerst vermögend. Es ist ein Teil seiner Tarnung.«
    » Offensichtlich hat er sich dir voll und ganz anvertraut.«
    » Vermutlich hätte er es schon früher getan, wenn er von meinem Auftrag gewusst hätte. Ich muss den hirnlosen Major verdammt gut gespielt haben.«
    » Och ja. Ich habe ihn dir abgenommen.«
    » Und warst zu Recht empört über mein stoffeliges Verhalten. Ich werde versuchen, es wiedergutzumachen.«
    » Ob dir das gelingt? Aber berichte weiter. Ihr habt euch also gegenseitig ins Vertrauen gezogen?«
    » Nach einem vorsichtigen Umeinanderschleichen, ja. Aber einige Minuten nach unserer Begegnung fiel mir die Ähnlichkeit mit einem anderen Offizier auf, und ich wagte den Vorstoß und sprach ihn mit dem Namen des Mannes an, den ich in Metz zu den verräterischen Unterlagen befragt hatte. Chevalier de Montemart.«
    » Jener Colonel, der sich mit Zyankali vergiftet hat.«
    » Ebender.«
    » Ich erlaube mir einen Verdacht.«
    » Erlaubte ich mir auch. Und falsch, meine Liebe, liegen wir beide nicht. Nur ist es nicht die Art des Chevaliers, jemanden zu vergiften. Er hätte Pistolen vorgezogen. Er gab zu, Bisconti gezinkte Karten in die Hand gegeben zu haben, um ihn des Falschspiels zu bezichtigen und ihn dann zu fordern. Er wollte ihn umbringen.«
    » Warum?«
    » Weil Bisconti schuld am Tod seines Bruders ist. Und vieler anderer Menschen auch. Er kam ihm auf die Spur, genau wie ich. Und hier in Bad Ems hat er ihn stellen wollen.«
    » Er hätte ihn wegen Verrats fordern können. Warum der Weg über das Falschspiel?«
    » Ehre, de Montemarts Vorstellung von Ehre. Oder besser Unehre. Es gab französische Offiziere, die sehr angetan von Biscontis Diensten waren. Ihnen wollte er damit unter die Nase reiben, was für ein niedriger Charakter der war. Altea, wir verstehen so etwas wohl nicht ganz. De Montemart hat sich in seine Rache hineingesteigert, er wollte Vergeltung und auf seine Weise Gerechtigkeit. Daher auch die Gewinne deiner Mutter. Von deiner Rolle in Metz wusste er auch, und er ist ein gründlicher Rechercheur gewesen.«
    » Seine Vergeltung hat er bekommen.«
    » Ja, und damit ist sein Ehrgeiz erloschen.«
    » Warum hält er sich dann hier noch auf?«
    » Weil er wissen möchte, wer ihm zuvorgekommen ist. Und warum.«
    » Forscht er auch nach?«
    » Sehr unauffällig. Oppens Tod hat ihn jedoch völlig verwirrt. Er vermutete ein ähnliches Motiv wie das seine hinter dem Anschlag und hat vor allem Militärs im Auge gehabt. Unter anderem deinen General.«
    » Ich habe keinen General.«
    » Doch, und du tätest gut daran, seinen Antrag anzunehmen.«
    » Herrgott, woher weißt du das denn nun schon wieder?«, knurrte Altea.
    Vincent grinste.
    » Aufklärungsarbeit.«
    » Meine Mutter ist eine Tratsche!«
    » Mein Onkel auch. Er erwägt übrigens ebenfalls, dir die Ehe anzubieten.«
    Das Boot schaukelte, und ich musste mich an Alteas Rock festklammern.
    » Sind denn alle Männer wahnsinnig geworden?«
    » Scheint, dass du die Männer in den Wahnsinn treibst. Auch der Chevalier deutete an, dass er gerne bereit wäre, dir zur Seite zu stehen.«
    » Das muss am Vollmond liegen«, stöhnte Altea.
    » Ja, der macht sich gut hier über dem Wasser.«
    Ich schielte nach oben. Die Dämmerung hatte den Himmel lavendelfarben gefärbt, und ein bleicher runder Mond schwebte im Zenit über einigen feinen Federwölkchen. Wir hatten das mit Häusern bebaute Gebiet verlassen, das Ufer war hier von Bäumen bestanden, und Vincent ruderte nahe an eine Stelle, wo eine Weide ihre langen Äste in das Wasser tauchte. Er machte das Boot fest und zog die Ruder ein.
    » Schon erschöpft, Major?«
    » Vollends.«
    Er sah nicht so aus.
    Altea kraulte mich, und ihre Finger fühlten sich nervös an. Aber ihre Stimme war fest.
    » Lassen wir mal das Geplänkel beiseite, Vincent. Chevalier de Mort – oder Montemart – war also am Tod Biscontis gelegen.

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