Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
beherrschen. Aber steif wird er sich geben. Können wir lauschen?«
    » Müssen wir probieren.«
    Es erwies sich als schwierig. Zumindest für Bouchon. Denn da im Garten die Matronen saßen und Olga mit zwei anderen Frauen im Salon schwatzte, nahmen Altea und Mama Vincent mit nach oben in die Mansarde. Ich also den Birnbaum hoch und aufs Dach. Bouchon nahm Anlauf und schaffte den halben Stamm.
    » Meinen Ruf lassen wir jetzt mal außen vor, Vincent. Wir können dieses Gespräch nicht vor Zeugen führen.«
    » Mein Gott, Altea, Major, was ist geschehen?«
    Mama klang ängstlich.
    Bouchon nahm erneut Anlauf. Kam auf halbe Höhe, stürzte ab.
    » Geschehen ist nichts, gnädige Frau, aber wir brauchen Ihre Mithilfe in einer äußerst delikaten Angelegenheit.«
    » Ich bin in keine delikaten Angelegenheiten verwickelt.«
    Ah, störrisch konnte Mama auch sein.
    Bouchon stürmte von dem anderen Ende des Gartens auf den Birnbaum zu.
    Schaffte es fast bis zum ersten Ast.
    Plumps!
    » Doch, Mama, du bist in derartige Dinge verwickelt. Ich habe heute mit dem Chevalier de Mort eine kleine Unterhaltung geführt. Nein, nein, ich mache dir keinen Vorwurf. Ich weiß, dass du es nur gut gemeint hast.«
    » Ich tue es ja auch nicht wieder. Ich schäme mich ja dafür.«
    » Das brauchen Sie nicht, gnädige Frau. Aber Sie können uns helfen. Sagen Sie, hat Bisconti an diesen Runden teilgenommen? Er wohnte ja in der Traube .«
    Bouchon raste auf den Stamm zu, schaffte es bis zum ersten Ast und baumelte an den Vorderpfoten daran.
    » Hochziehen!«, zischte ich ihm zu. Er ächzte.
    » Ja, Herr de Bisconti war auch zweimal dabei, Herr Major.«
    » Wie war sein Verhältnis zu dem Chevalier de Mort? Fanden Sie die beiden befreundet?«
    » Nein, das nicht. Oweh, ich fürchte … Ich habe es nicht bedacht. Gottogott, ich komm in Teufels Küche!«
    » Warum, Mama? Hast du ihm einen Schuldschein ausgestellt?«
    » Nein, nein. Ich würde doch nie Schulden machen, Altea. Nie. Das habe ich gründlich gelernt.«
    Bouchon saß auf einem schwankenden Ast neben mir und keuchte. Ich beachtete ihn nicht weiter. Was da drinnen geschah, war viel zu aufregend.
    » Was haben Sie uns verschwiegen, gnädige Frau?«
    » Es war, es war zwei Tage, bevor der arme Bisconti starb. Da hat der Chevalier ihn des Falschspielens bezichtigt.«
    » Der Chevalier?«
    Altea hüstelte.
    » Ja, er hat ihm nachgewiesen, dass er zwei Asse zu viel hatte. Oder so was. Und dann hat er ihn gefordert.«
    » Er hat ihn gefordert?«
    Vincents Stimme klang fassungslos.
    » Es ist aber nicht zum Duell gekommen. Das wollten sie am Sonntag in der Frühe austragen.«
    » Und zwischendurch hat ein anderer den Bisconti freundlicherweise aus dem Weg geräumt. Der Chevalier wird mir Rede und Antwort stehen müssen.«
    » Glauben Sie, er tut es?«
    » Ich habe den Verdacht, dass er es schon aus Eigennutz tut. Gnädige Frau, diese Geschichte hätten Sie mir schon früher anvertrauen müssen. Sie hätte mir viel Arbeit erspart.«
    » Ja, hätte ich. Aber, ich wollte doch nicht, dass jemand erfährt … Und die Kommerzienrätin …«
    » Wer, liebe Mama, hat denn noch so an den lukrativen Runden des tödlichen Ritters teilgenommen?«
    » Muss ich das sagen?«
    » Ja, gnädige Freu, das müssen Sie. Aber ich verspreche Ihnen, dass ich niemandem gegenüber meine Quelle nennen werde.«
    » Oh, nun ja, dann …«
    Es knarrte, es rauschte, es krachte – und ein gellender Schrei füllte die warme Sommerluft.
    Ich hoch auf den First.
    Das Fenster flog auf.
    Unten strampelte sich Bouchon aus dem Blattgewirr des abgebrochenen Astes.
    Tja, das viele Ragout fin!
    » Bouchon?« Verdutzt kam es von Vincent. » Bouchon? Meine Damen, ich fürchte, ich muss mich um den havarierten Kater meines Onkels kümmern. Gnädige Frau, machen Sie mir eine Liste, wer wann bei den Spielen anwesend war.«
    Kurz darauf war er unten, kämpfte gegen die aufgebrachte Wirtin und sammelte den verwirrten Bouchon auf.
    Für mich gab es nun auch nichts mehr zu erlauschen, ich konnte nur hoffen, dass Vincent und Altea sich über die Liste von Mama austauschen würden. Vorsichtig machte ich mich an den Abstieg und fand unter der Laube ein unerwartetes Szenario vor.
    Olga lag auf der Gartenliege, die sonst Altea gerne benutzte. Ein Blatt Papier hielt sie zerknüllt in der Faust, die Augen geschlossen, und auf ihrem Bauch hatte sich mein Kätzchen zusammengerollt. Gerade wollte ich ein warnendes Fauchen ausstoßen, da bewegte sich Olgas

Weitere Kostenlose Bücher