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Die Spitze des Eichbergs

Die Spitze des Eichbergs

Titel: Die Spitze des Eichbergs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schalker Fan-Initiative
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geriet vorübergehend sogar das Europapokalspiel in Prag in Gefahr. Schalke hatte plötzlich nicht mehr genug Spieler für diese Begegnung. Deshalb stellte der Club den Antrag, die Sperre für das Europapokalspiel auszusetzen. Spielausschuss-Vorsitzender Hans Deckert entschied im Sinne der Schalker, denen die Montagspresse nach dem harten Urteil das baldige Ende und den sicheren Untergang voraussagte. Im Flugzeug nach Prag sprach kaum jemand vom bevorstehenden Spiel, wohl aber über die düstere Zukunft der gesperrten Spieler, die mit den Tränen und gegen Depressionen kämpften. Ein Dutzend Schlachtenbummler, eine Handvoll Journalisten und Trainer Horvat bemühten sich, die drei abzulenken.
    Nicht an die verbaute Zukunft zu denken, fiel vor allem Rolf Rüssmann schwer, der seine Karriere als Nationalspieler gescheitert sah. Bis zum Spiel verbesserte sich die Stimmung zusehends. Das lag nicht zuletzt an Touristen aus der DDR, die sich im Hotel mit den Dreien solidarisierten. Auch die Begrüßung der Prager Presse fiel positiv aus: »Unsere Fußballfreunde wollen die beste Schalker Elf sehen, und Sparta will gegen die beste Schalker Elf gewinnen«, schrieb »Rüde Pravo«. Das tat Sparta dann auch, schon in der ersten Spielminute ging Prag in Führung, es folgten zwei weitere Gegentreffer, doch eine so schlechte Figur wie das deutliche Ergebnis ausdrückt, machte Schalke nicht.
VERTRAUEN IN DEN DFB ERSCHÖPFT
    Zum Ende der Saison 72/73 gab es nun nur noch ein Ziel: den Klassenerhalt. Ganz Gel senkirchen fieberte mit dem S04 und wartete gespannt auf das Heimspiel gegen den 1. FC Köln. Der Kartenvorverkauf lief prächtig, Schatzmeister Aldenhoven rechnete mit einem ausverkauften Haus. Die Stimmung wurde noch angeheizt durch die Tatsache, dass mit Sobieray und Fischer zwei der gesperrten Spieler mit ihrer einstweiligen Verfügung beim Oberlandesgericht Frankfurt Erfolg hatten - theoretisch also hätten eingesetzt werden können. Es kam sogar noch besser. Am Freitagnachmittag entschied auch das Landgericht Frankfurt im Falle von Fichtel, Lütkebohmert, Rüssmann und Wittkamp gegen den DFB. Was folgte, waren heiße Diskussionen innerhalb des Schalker Vorstands: Sollte man weiter loyal gegenüber dem DFB sein, die gesperrten Spieler also nicht einsetzen, oder aber die Flucht nach vorn antreten?

    Befehl vom DFB: Das Spiel gegen Köln wurde abgesagt
    Während in der Schalker Geschäftsstelle noch die Telefondrähte glühten, weil unzählige Anhänger den Einsatz der »fünf Geächteten« forderten, schaltete sich das Schicksal in Gestalt von DFB-Generalsekretär Hans Paßlack ein. Seine telefonische Auskunft »das Spiel gegen den 1. FC Köln wird abgesetzt«, traf alle Beteiligten und Beobachter wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Erstmals griff damit der DFB zum Mittel der Spielaussetzung, die Kraftprobe zwischen dem DFB und den ordentlichen Gerichten ging weiter. Selbst im Bundestag kam die Frage auf die Tagesordnung: »Darf sich der DFB den Anordnungen von ordentlichen Gerichten widersetzen?«
    Fast vier Wochen darauf kam es dann zum Spiel gegen Köln - ohne Fichtel, Rüssmann, Lütkebohmert, Fischer und Sobieray, dafür aber mit so »klangvollen« Namen wie Klein, Huhse, van den Berg und Ehmke. Schalke trotzte den Kölnern mit dem letzten Aufgebot ein 2:2 ab und befand sich auf dem 17. Tabellenplatz. Drei Spieltage vor Schluss herrschte immer noch Alarmstufe Rot - drei Spiele, die über Abstieg und Verbleib in der Bundesliga zu entscheiden hatten. Und Schalke nutzte seine Minimalchance, gewann 2:0 gegen Stuttgart, 1:0 beim Meidericher SV (mit mindestens 12.000 Schalker Auswärtsfans) und im letzten Spiel der Saison 2:0 gegen den Hamburger SV.
    »So ein Tag, so königsblau wie heute«, titelte »Der Sportbeobachter«. Schalkes Trainer Hor-vat hatte unter den überaus widrigen Umständen tatsächlich den Klassenerhalt geschafft (Meister wurde wieder mal Bayern München, auf den Abstiegsplätzen fanden sich Hannover 96, Braunschweig und Oberhausen). Präsident Siebert und alle Schalker Fans atmeten tief durch.
DFB AUF GNADENKURS
    Schalke hatte sich immer an die Richtlinien des DFB gehalten und niemals einen Spieler eingesetzt, der zwar von einem ordentlichen Gericht frei gesprochen wurde, vom DFB-Sportgericht allerdings in eine Vorsperre genommen wurde. Dies sollte sich nun auszahlen. In einem Vergleich vor zwei neutralen Schiedsgerichten in Hamburg zwischen dem DFB und den Schalker Spielern wurden die Sperren auf je ein

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