Die Spitze des Eichbergs
Schalke keine schlagkräftige Mannschaft mehr aufstellen. Ohne Libuda, van Haaren (beide nun in Straßburg), Sobieray und vor allem Klaus Fischer lahmte das gesamte Team. Es setzte Niederlagen in Serie gegen die fünf B's (Bochum, Bayern, Bremen, Braunschweig, Berlin).
Auf dem DFB-Bundestag in Berlin trafen sich Kindermann und Siebert zur Aussprache. Mit großer Erleichterung wurde vermeldet, dass die beiden einen Waffenstillstand geschlossen hätten, nachdem Siebert dem DFB-Chefankläger vermittelt hatte, dass es bei Schalke 04 um die nackte Existenz ginge. Denn mittlerweile hatte sich der Skandal auch auf die Zuschauerzahlen ausgewirkt. In keinem einzigen Heimspiel wurde die von Schatzmeister Aldenhoven errechnete Basis von 21.000 Zuschauern erreicht. Kindermann ließ Siebert auch mitteilen, dass gegen die Herrschaften des Schalker Vorstands nichts vorliege.
Bälle statt Blätter: Friedel Rausch und Ivica Horvat
Auf Schalke kamen schwere Zeiten zu. Schalke tanzte immer noch auf allen drei Hochzeiten und musste dies mit einem dezimierten Kader bewältigen. Das Los für die zweite Runde im Pokalsiegerwettbewerb meinte es aber gut mit den Schalkern. Nächster Gegner waren die Cork Hibernians, die nur deshalb noch im Rennen waren, weil sie in der ersten Runde einen noch schwächeren Kontrahenten (Pesoporikos Larnaka aus Zypern) erwischt hatten. Das Spiel in Cork endete torlos, und Präsident Siebert flog mit dem Gefühl nach Hause, zwei brauchbare irische Stürmer gesehen zu haben. Auf der Suche nach einem Ersatz für den gesperrten Klaus Fischer war ihm die Idee gekommen, die Cork-Stürmer Wigginton und Dennehy im Blickfeld zu behalten. Vor dem Rückspiel wollte er deshalb die Meinung der Zuschauer einholen. »Schreiben Sie uns auf einer Postkarte, wie Ihnen die beiden Spieler mit der Nummer neun und zehn gefallen haben«, ließ Siebert über Mikrophon ausrufen. Doch nach dem 3:0-Spaziergang der Schalker landete nur wenig Post im Schalker Briefkasten.
Die Schalker Personalmisere riss nicht ab. Schalke tat sich auf dem Transfermarkt um und verpflichtete trotz vieler Bedenken (hohe Ablösesumme von 160.000 Mark) den Stürmer Rainer Budde vom MSV. In der Bundesliga ging Schalkes Niederlagenserie (gegen Wuppertal, Köln, Frankfurt, Stuttgart) weiter, lediglich Mönchengladbach und dem MSV Duisburg trotzte man ein Unentschieden ab. Im letzten Spiel der Hinrunde beim Hamburger SV stand Schalke schon mit dem Rücken zur Wand. Doch mit einer großartigen Leistung, vor allem in der Abwehr, schafften die Schalker im Schlüsselspiel ein 1:0 und konnten somit noch auf einem Nichtabstiegsplatz überwintern.
ALLES BEIM ALTEN
In der Winterpause konnte Schalke seine Kräfte sammeln, gewann das Turnier in der Westfalenhalle und spielte mäßig im DFB-Ligapokal (gegen den HSV im Halbfinale ausgeschieden). Noch bevor der Ball in der Bundesliga wieder zu rollen begann, wurde die Berufung von Stan Libuda verhandelt.
Doch auch hier blieb alles beim Alten; Stan blieb lebenslänglich gesperrt, was den Verantwortlichen seines neuen Vereins Ra-cing Straßburg gar nicht gefiel. »Man hat uns betrogen«, hieß es von dort, und Schalke musste sogar um die für ihn gezahlte Ablösesumme bangen, die Straßburg nun zurückzufordern drohte. Zum Auftakt der Rückrunde setzte es eine verdiente 0:1-Niederlage bei Hannover 96 - Schalke wurde einfach nicht mit den Sperren und Verletzungen fertig. Gegen Kaiserslautern gab es zu Hause ein 2:2 nach 2:0-Führung. Vielleicht steckten aber auch die neuen Verdächtigungen vom DFB-Kontrollausschuss in den Köpfen von Rüssmann, Lütkebohmert, Nigbur und Fichtel.
Die Spieler wiesen immer noch jede Schuld von sich. Rüssmann: »Ich weiß wirklich nicht, was ich noch unternehmen soll. Schließlich habe ich einen Eid geschworen, nichts von den Manipulationen zu wissen.« Dieter Burdenski, Hauptaugenzeuge im Falle Fischer & Co, wurde vom DFB-Sportgericht auch noch belangt: Drei Monate Sperre und ein Bußgeld von 2.300 Mark, was fast einem Freispruch gleichkam. Kindermann wörtlich: »Er hat zwar einen schweren Schnitzer begangen, doch hat er nachher dafür gesühnt. Der ehrliche junge Mann hat das Geld genommen, weil er nicht anders konnte. Es stimmt doch, Herr Burdenski, dass Sie nach dieser Angelegenheit Repressalien und Pöbeleien ausgesetzt waren?« Burdenski: »Das stimmt, man hat mir sogar die Luft aus den Reifen gelassen. Mir tut das alles sehr leid, denn ich hänge sehr an meiner Heimatstadt
Weitere Kostenlose Bücher