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Die Spitze des Eichbergs

Die Spitze des Eichbergs

Titel: Die Spitze des Eichbergs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schalker Fan-Initiative
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tatsächlich um eine echte, und damit mir selbst peinliche Wissenslücke gehandelt hätte, wäre ich früher sicher nicht so locker und unbefangen damit umgegangen. Aber Schalke!! - das wusste und weiß doch jede-r. Und natürlich wusste auch jede-r - selbst die ärgsten Feinde -, dass ich es wusste. Das Ganze war ja nur ein simpler Dreher: Am 21. Juli 1973 verlor Schalke in der Inter-toto-Runde gegen Standard Lüttich sein letztes Spiel in der Glückauf-Kampfbahn. Im Aktuellen Sportstudio warf ich einen Blick auf meine Moderationskarte: »Fünf Vereine heute in der Intertoto-Runde« stand da, und »Schalke«. Aber im Geiste war ich schon beim Schalker Gegner. Und da ist es halt passiert: »Schalke 05«.  Ich selbst habe den Versprecher gar nicht bemerkt. Die Regie machte mich erst während des Beitrags darauf aufmerksam. Ich korrigierte dann wenig demütig, dass die echten Fans jetzt wieder aus ihrer Ohnmacht erwachen könnten. Ich hielt das Ganze für eine Lappalie. Dass diese Einschätzung richtig war, erkennen Sie daran, dass auch in den Medien 14 Tage lang gar nichts passierte.  
    SCHALKE UNSER: Bis dann die Bild-Zeitung auf der ersten Seite groß aufmachte.
    CARMEN THOMAS: Genau. Alles war zunächst ganz ruhig. Keine echten Zuschauerreaktionen. Nicht einmal der Verein Schalke reagierte. Es sah so aus, als sei die »Fünf« niemandem besonders aufgefallen. Dann jedoch, gut zwei Wochen später, titelte die Bild: »Carmen Thomas im ZDF-Sportstudio gescheitert.«
    SCHALKE UNSER: Welche Interessen hatte die Bild-Zeitung dabei?  
    CARMEN THOMAS: Die haben einfach Spaß an Macht und wollten mit Politik machen. Denn dahinter steckte in Wahrheit ein ganz anderer Kampf: der um die Hauptabteilungs-Leitung Sport, um Enttäuschte, Ausgebremste und um die Philosophie des neuen Chefs: Hajo Friedrichs - so wie ich eigentlich Politik-Redakteur - machte keinen Hehl daraus, was er vom »1:0-Journalismus« - so nannte er Kollegen mit ausschließlich engem Fachverstand - hielt. Er wollte dem Sportstudio einen neuen Touch geben. Er wollte - Zitat -: »Fußball mit Intelligenz gepaart«. Das aber schien manchen eine Ohrfeige und eine Bedrohung. An meinen fachfremden Nachfolgern können Sie ja auch sehen, dass Friedrichs das Angedrohte nicht nur mit mir wahr machte.  Und vergessen Sie nicht: Anfang der 70er Jahre waren auch diese enormen politischen Umbruchzeiten. Die »Bild« stand im Kreuzfeuer der Kritik. Und da war es mir doch drei Monate zuvor vergönnt gewesen, die BamS frisch beim Lügen zu überführen: Bereits nach meiner ersten Sendung hatte offenkundig jemand aus der Anti-Friedrichs-Liga den Auftrag gegeben, die Neue im Sportstudio »kaputtzuschreiben«, wie das so nett bei Journalistens heißt. Denn die Kritik, die ich zu Beginn der 2. Sendung verlas, war bereits mittwochs im Andruck und Samstag eine Stunde vor Sendebeginn am Kiosk zu kaufen. Also nutzen sie dann das »05« - ungenierlich zeitverzögert - um 1. »den Sack (die Moderatorin) zu hauen, obwohl der Esel (der Hauptabteilungsleiter Friedrichs) gemeint war«, und 2. konnten sie sich für die Bloßstellung vom März 1973 noch nachträglich rächen. Hinzu kam noch - für Ihre jüngeren Le-ser-innen - erst ab 1974 durfte die erste Frau Nachrichten im WDR-Hörfunk vorlesen. Erst 1986 durfte die erste Frau das WDR-Hörfunk-Mittagsmagazin moderieren. Und ich rede hier von 1986 und nicht 1886. Als mich Hanns-Joachim Friedrichs zum Aktuellen Sport-Studio empfahl, und mich der damalige Leiter Kurt Meinicke für die erste Sendung holte, war ich 26 Jahre alt. Geplant war ich ursprünglich als Nachfolgerin von Wim Thoelke. Denn das Ist ein beliebtes Muster: Frauen dürfen am ehesten in wirklich wichtige Positionen, wenn sie auf besonders »herausragende« Männer folgen, deren Schlagschatten Männern selbst zu groß ist. Beispiele: Angela Merkel auf Helmut Kohl, Sandra Maischberger auf Alfred Biolek, Anke Engelke auf Harald Schmidt, und - bei den Tagesthemen - Sabine Christiansen auf Hajo Friedrichs. Es ließen sich noch viele Beispiele nennen. Und so was macht die Sache in Wahrheit ja nicht gerade leichter.
    SCHALKE UNSER: Es wird auch heute noch kolportiert, dass Sie wegen des Versprechers »Schalke 05« das Sportstudio verlassen mussten, obwohl Sie danach noch eineinhalb Jahre das Sportstudio moderiert haben. Warum meinen Sie, hält sich dieses hartnäckige Gerücht bis heute?  
    CARMEN THOMAS: Vermutlich lag das Gerücht auch im Zeitgeist des gesellschaftlichen

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