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Die Sprache der Macht

Die Sprache der Macht

Titel: Die Sprache der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Noellke
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ist.“
    Mir persönlich gefällt die zweite Variante besser. Die Richtigstellung wird nicht in den Dienst gestellt das Urteil zu begründen, sondern steht für sich allein. Auf die Konjunktion „aber“ kann hingegen nicht verzichtet werden, sie markiert ja einen Gegensatz.
    Aus der Situation heraustreten
    Wenn wir miteinander umgehen, so tun wir das immer innerhalb eines Rahmens. Die Soziologen nennen diesen Rahmen „Situation“. Dabei handelt es sich um vorgeprägte Muster, die nicht einfach so „dasind“, sondern die wir dadurch erschaffen, dass wir uns in einer bestimmten Art und Weise verhalten – und unser Gegenüber mitspielt.
    Ein sehr einfacher Rahmen ist zum Beispiel der Einkauf in einem Geschäft. Damit der überhaupt zustandekommt, müssen wir uns an Konventionen halten. Dazu gehören typische Sätze und Handlungen, die wiederum bestimmte Sätze und Handlungen nach sich ziehen.
    Einkauf beim Bäcker
    Als Kunde sprechen Sie die Verkäuferin erst an, wenn Sie an der Reihe sind. Sie wissen, dass Sie an der Reihe sind, wenn die Verkäuferin Blickkontakt mit Ihnen aufnimmt und so etwas sagt wie: „Bitteschön? Was bekommen Sie?“ Daraufhin nennen Sie die Waren, die Sie kaufen möchten. Die Verkäuferin packt diese in eine Tüte, rechnet an der Kasse den Betrag zusammen und nennt Ihnen diesen Betrag. Sie bezahlen und bekommen Ihre Ware ausgehändigt. Dann verabschieden Sie sich und verlassen das Geschäft.
    Zwar gibt es einen gewissen Spielraum, doch weichen Sie von den Konventionen ab, sorgen Sie zumindest für eine gewisse Irritation. Etwa, wenn Sie die Verkäuferin in ein Gespräch verwickeln, bevor Sie an der Reihe sind, oder wenn Sie nicht sagen, was Sie kaufen möchten, sondern anfangen auf die Regierung zu schimpfen. Die ganze Situation kann zusammenbrechen. Gibt es keinen neuen Deutungsrahmen, wissen wir nicht, wie wir uns verhalten sollen. So könnte der Deutungsrahmen der Verkäuferin wechseln in: „Ein Verrückter in unserer Bäckerei“. Dadurch würden wieder neue Handlungen in Gang gesetzt, die innerhalb des neuen Rahmens einen Sinn ergeben.
    Die Situation gemeinsam definieren
    Der Punkt, um den es uns hier geht: Wir brauchen einen gemeinsamen Rahmen. Und diesen Rahmen legen wir zusammen mit unserem Gegenüber fest. Stillschweigend einigen wir uns darauf, wie wir eine bestimmte Situation definieren: als Kritikgespräch, Geständnis, Einkauf, Wutanfall oder Small Talk. Das heißt aber auch: Einer muss den Anfang machen und gewissermaßen eine Situation „vorschlagen“.
Sie können mich in eine bestimmte Situation hineindrängen, indem Sie so tun, als sei sie gegeben. Wenn ich darauf reagiere, akzeptiere ich Ihren „Vorschlag“. Wir haben die Situation festgelegt.
Ich kann Ihren Vorschlag auch „ablehnen“, indem ich mich anders verhalte. Mein Verhalten kann ein „Gegenvorschlag“ sein. Oder ich habe Ihren Vorschlag etwas verändert, so dass er für mich akzeptabel ist. Gehen Sie darauf ein, haben wir die Situation in meinem Sinne definiert.
Können wir uns nicht auf eine gemeinsame Situation einigen, ist keine Verständigung möglich. Unsere Worte und Handlungen ergeben füreinander keinen Sinn.
    Zwei Dinge sind ganz wesentlich: Wir können uns über die Situation verständigen, also aus der Situation heraustreten und sie neu justieren. Dann allerdings müssen wir wieder in einen neuen Rahmen eintreten. Zweiter Punkt: Wir können jederzeit eine Situation abbrechen und eine neue „vorschlagen“. Diese vorgeprägten Muster, diese festgelegten Rahmungen sind außerordentlich hilfreich. Wir haben Tausende davon gespeichert und rufen sie automatisch ab, was unser gemeinsames Handeln enorm erleichtert. Wir wissen sofort, „was Sache ist“.
    Die Situation reflektieren
    Souveränität kommt ins Spiel, wenn wir uns der Situation nicht einfach ausliefern, sondern gleichzeitig noch im Auge behalten, was da eigentlich passiert. Das ist manchmal gar nicht so einfach. Wir haben es schon erwähnt, dass bestimmte Situationen eine starke „Eigendynamik“ entwickeln, der man sich nicht so ohne weiteres entziehen kann. Wir stellen erst hinterher verblüfft fest, dass wir uns so verhalten haben – anders, als wir „eigentlich“ wollten.
    Die „Situationisten“
    In der Psychologie gibt es eine eigene Forschungsrichtung, die untersucht, welch starken Einfluss Situationen auf unser Handeln haben, die so genannten „Situationisten“. Prominentester Vertreter ist Philip Zimbardo, emeritierter

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