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Die Sprache der Macht

Die Sprache der Macht

Titel: Die Sprache der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Noellke
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es beim Taktgefühl darum, den anderen nicht in eine Situation zu bringen, die ihm peinlich ist, oder noch besser: ihm aus so einer Notlage herauszuhelfen.
    Diskretion
    Am Ende eines Geschäftstermins macht Herr Meinert eine kennerhafte Bemerkung über eine Konkurrenzfirma. Frau Leonhardt hakt interessiert nach; doch Herr Meinert gerät ins Schwimmen. Es zeichnet sich ab, dass er die Firma gar nicht so gut kennt, sondern sich nur wichtigmachen wollte. Um Herrn Meiner diese Blamage zu ersparen, bemerkt Frau Leonhardt: „Ach, ich verstehe, Sie möchten nicht so gerne darüber sprechen. Na ja, bei Kunden und Geschäftspartnern gilt eben absolute Diskretion.“
    Wird ein Gespräch für den anderen unangenehm, so wechselt man das Thema. Verplappert er sich, tut man so, als habe man nichts gehört. Steuert er auf eine Bloßstellung zu, baut man ihm eine goldene Brücke. Dabei kann man diskret durchblicken lassen, dass man durchaus nicht ahnungslos ist. Denn der andere soll ja nicht annehmen, man sei ihm auf den Leim gegangen.
    Achtung: Mensch oder Spielfigur
    Zeigt eine Führungsfigur keine Zugewandtheit, verliert sie jedes Format. Sie schrumpft auf ein erbärmliches Maß zusammen, ja sie erzeugt tiefe Abneigung. Denn es ist keine beruhigende Vorstellung, sich von jemandem führen zu lassen, der einen als Halmafigur betrachtet.
    Sichere Sätze
    Bei allem Taktgefühl: Wer souverän ist, wählt eindeutige Worte, auch auf die Gefahr hin anzuecken. Nebelwerferei oder schonendes Drumherumgerede vertragen sich nicht mit Souveränität. Die Zuhörer sollen wissen, woran sie sind. Ein geeignetes Mittel, das zu erreichen, sind „sichere Sätze“, einfach gebaute Aussagen von bestechender Klarheit.
    Weizsäckers Rede zum 8. Mai 1945
    Bundespräsident Richard von Weizsäcker hielt am 8. Mai 1985 eine denkwürdige Rede vor dem Deutschen Bundestag. Thema: Vor 40 Jahren war der Zweite Weltkrieg zu Ende gegangen. „Es war ein Tag der Befreiung“, erklärte Weizsäcker zu Anfang. Und dann reiht sich ein „sicherer Satz“ an den anderen. Wie zum Beispiel: „Die Jugend ist nicht verantwortlich für das, was damals geschah. Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird.“
    Was solche „sicheren Sätze“ auszeichnet, das ist ihre Direktheit, ihre klare Struktur. Sie strahlen Sicherheit und Selbstbewusstsein aus, ohne einschüchternd zu wirken. Sie bemühen sich um Genauigkeit undzielen auf Klarstellung. Oft werden sie gebraucht, um Annahmen zu korrigeren oder den eigenen Standpunkt von anderen abzugrenzen. „Sichere Sätze“ verzichten auf jede Rechtfertigung, meist auch auf jede Begründung. Werden Gründe genannt, dann werden sie nicht mit dem Wörtchen „weil“ eingeleitet, sondern stehen für sich. Ohne Konjunktion. Das gibt ihnen mehr Gewicht. Sie werden selbst zu „sicheren Sätzen“, während Nebensätze weit weniger standfest wirken. Erst recht in der gesprochenen Sprache.
    Stellen Sie sich vor, Sie haben gründlich gearbeitet, präsentieren das Ergebnis einem Kollegen und bekommen zu hören: „Du hast dir damit aber viel Zeit gelassen.“ Vergleichen Sie einmal die Wirkung der beiden Antworten: a) „Das stimmt nicht, weil für solche Projekte mindestens drei Tage vorgesehen sind.“ b) „Das stimmt nicht. Für solche Projekte sind mindestens drei Tage vorgesehen.“
    Antwort a) hat deutlich weniger Kraft. Der „weil“-Satz liefert eine Rechtfertigung, die Ihr Kollege schulterzuckend zur Kenntnis nehmen kann: „Na, und wenn schon?“ Antwort b) ist die deutlich stärkere Zurückweisung. Dem Hauptsatz kann Ihr Kollege nur widersprechen, wenn er nicht wahr ist, ansonsten muss er ihn akzeptieren.
    Die Gegendarstellung
    Diese Redefigur ist so wirksam, dass man ihr sogar einen Namen gegeben hat: „Die Gegendarstellung“. Eigentlich besteht sie aus drei Teilen, drei „sicheren Sätzen“, und folgt dem Muster der Gegendarstellung in der Zeitung: Der betreffende Sachverhalt (die Unterstellung) wird (1) wiederholt, (2) zurückgewiesen und (3) richtig gestellt.
    (1) „Du meinst, ich hätte herumgetrödelt.“ (2) „Das stimmt nicht.“ (3) „Für solche Aufgaben sind mindestens drei Tage vorgesehen.“
    (1) Wiederholung
    Besteht kein Zweifel, worum es geht, muss der Sachverhalt nicht eigens wiederholt werden. Die Wiederholung kann jedoch eine gute Möglichkeit schaffen, die Unterstellungen noch souveräner zurückzuweisen. Zum Beispiel, wenn Ihr Gegenüber „vielsagende Andeutungen“

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