Die Sprache der Macht
macht, ironisch wird („Das haben Sie aber fein gemacht.“) oder herumdruckst („Ich weiß, das war ja auch keine leichte Aufgabe, aber …“). Sie fassen durch die „Wiederholung“ den Vorwurf zusammen, Sie bringen ihn auf den Punkt: „Sie meinen, ich hätte schlampig gearbeitet.“ / „Sie unterstellen mir, ich hätte kein Interesse an Ihrem Projekt.“ / „Ich soll also die Verhandlungen absichtlich verschleppt haben.“
Allein dadurch sorgen Sie für Klarheit. Durch den sicheren Satz Nummer eins bestimmen Sie die weitere Richtung des Gesprächs. Womöglich knickt Ihr Gegenüber hier schon ein und versichert: „Nein, das sollte absolut kein Vorwurf sein …“
(2a) Zurückweisung
Den zweiten „sicheren Satz“ bildet die Zurückweisung. Hier gibt es zwei Varianten: Entweder sagen Sie: „Das stimmt nicht.“ / „Da irren Sie sich.“ / „Ihre Behauptung ist falsch.“ Oder Sie stellen heraus, dass es sich um die höchst persönliche und rein subjektive Auffassung Ihres Gegenübers handelt: „Das ist Ihre Ansicht.“ / „Das sind Ihre Zahlen.“ / „Das stellt sich aus Ihrer Sicht so dar.“
Die zweite Variante bietet sich an, wenn es um Urteile, Ansichten und Bewertungen geht, die nun einmal subjektiv sind und die Sie als souveräner Mensch nicht als „falsch“ bezeichnen sollten. Darüber hinaus lässt sich Ihre Aussage ja nicht bezweifeln: Sogar wenn der andere nur allzu berechtigte Kritik an Ihnen übt, so ist es doch „seine“ Sicht der Dinge (wobei es sich von selbst versteht, dass Sie diese Feststellung nur treffen sollten, wenn Sie selbst anderer Ansicht sind).
Und auch hier kann es sein, dass Ihr Gegenüber einknickt und Sie mit dem zweiten Schritt bereits am Ziel sind. Ja, manche Redner legen es bewusst darauf an, keine Richtigstellung folgen zu lassen, um vorzuführen, dass dadurch die Kritik schon in sich zusammengefallen ist. Besonders souverän ist das allerdings nicht. Denn sie werten damit den anderen ab, sie demonstrieren nur ihre Dominanz. Deshalb wirkt es häufig sehr arrogant.
Falscher Eindruck
In einer Besprechung präsentiert Herr Thieme einen Vorschlag, das Briefpapier neu zu gestalten. Frau Rimmel mäkelt daran herum. Herr Thieme entgegnet: „Kurz und gut, Ihnen gefällt das Briefpapier nicht. Nun, das ist Ihr Eindruck.“ Die Kollegen schmunzeln.
(2b) Scheinbare Zustimmung
Souveräner wirkt es, dem Gegenüber scheinbar zuzustimmen („Das habe ich auch gedacht.“ / „Das sieht erst mal so aus.“) oder ihm in Teilen Recht zu geben („Vom Verstand / ersten Eindruck her haben Sie Recht.“). Dann erfolgt jedoch die Richtungstellung: Ein Hauptsatz,der mit dem Wörtchen „aber“ eingeleitet wird und der umso besser sitzt.
Vertrautheit
Knapp vier Jahre, nachdem ihn Helmut Kohl als Bundeskanzler abgelöst hatte, war Helmut Schmidt Gast in einer Talkshow. Dabei bekannte er, in einer sehr dramatischen Situation (nach der Geiselbefreiung in Mogadischu) „die Nerven verloren zu haben“: „Ich habe angefangen zu heulen.“ Er wurde gefragt, warum er erst jetzt davon spreche. „Ich denke, jemand, der im Amt eines Regierungschefs ist, sollte nach Möglichkeit der öffentlichen Meinung seines Heimatlandes nicht mit Tränen im Knopfloch vorgeführt werden“. Die Moderatorin widersprach: „Ich glaube, mir wäre ein Staatsmann meines Landes sehr viel vertrauter. Und ich würde ihn mehr schätzen, wenn er auch mal Emotionen zeigt.“ Schmidt zögerte keinen Moment und erwiderte: „Ich glaube Ihnen das. Auf der anderen Seite ist seine Hauptaufgabe nicht die, Ihnen vertraut vorzukommen.“
(3) Die Richtigstellung
Unser letztes Beispiel zeigt es: Es ist die Richtigstellung, die der ganzen Sache erst das Gewicht gibt. Daher muss dieser Satz besonders sicher und stark sein. Ein klar strukturierter Hauptsatz. Ohne Konjunktion oder eben nach der scheinbaren Zustimmung mit „aber“ oder „auf der anderen Seite“ eingeleitet. Die Konjunktion „denn“ kann zwar auch ihre Wirkung tun; vor allem, wenn Sie die Kritik scharf zurückweisen („Das ist ein Irrtum. Denn …“). Aber die Richtigstellung entfaltet mehr Wucht, wenn sie nicht an den Vorgängersatz angebunden wird. Im Zweifelsfall machen Sie einfach die Probe und entscheiden sich für die stärkere Alternative: (1) „Sie meinen, 2+2 ist fünf. Das ist falsch. Denn schon Adam Riese hat gezeigt, dass 2+2 vier ist.“ (2) „Sie meinen, 2+2 ist fünf. Das ist falsch. Schon Adam Riese hat gezeigt, dass 2+2 vier
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