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Die Sprache der Macht

Die Sprache der Macht

Titel: Die Sprache der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Noellke
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Geschäftsführer eines großen Unternehmens um eine Einschätzung gebeten, wann die Krise in der Branche überwunden sein wird. Er erwidert: „Die Erfahrungen aus der Vergangenheit legen den Schluss nahe: Prognosen sind nicht meine Stärke.“
    Nun sind der Freimütigkeit im Berufsleben Grenzen gesetzt. Immerhin riskiert man, für weniger kompetent gehalten zu werden. In manchen Bereichen kann man es sich gar nicht leisten, sich als ahnunglos zu erkennen zu geben. Dennoch: Eine eindeutige Aussage wie „Von dem Thema verstehe ich zu wenig.“ oder: „Da muss ich mich erst mal schlau machen.“ wirkt souverän. Wer mehr Kompetenz vorspiegelt, als er besitzt, oder sich den Anschein des Alleskönners gibt, wird weder als glaubwürdig noch als souverän empfunden.
    Auf der anderen Seite haben selbstironische Einlassungen auch so ihre Tücken. Es mag ja ganz sympathisch und entwaffend wirken, wenn jemand seine Schwächen unumwunden zugibt. Nur sollte man mit solchen Bekenntnissen sparsam umgehen. Gar nicht einmal so sehr, weil man damit Zweifel an seiner Kompetenz sät, sondern weil darin eine besondere Form von Eitelkeit steckt, die den Zuhörern nicht verborgen bleibt.
    Was die eigenen Stärken betrifft, so lässt jemand, der souverän ist, durchaus erkennen, dass sie ihm nicht verborgen geblieben sind. Allerdings nur, wenn sie in Frage gestellt werden. Souveräne Menschen werden nicht gleich von Selbstzweifeln zernagt, wenn ihr Gegenüber ein vernichtendes Urteil abgibt. Eher fragen sie sich: Was steckt hinter diesem Urteil? Wie viel Sachverstand ist im Spiel? Vor diesem Hintergrund nehmen sie Stellung und das kann auch heißen, ein unqualifiziertes Urteil geradezurücken.
    Die langsame Expertin
    Die Juristin Franca Dornbach soll ein Gutachten zu einem komplizierten Rechtsfall erstellen. Nach zwei Wochen meldet sich der Auftraggeber bei ihr und erkundigt sich gereizt, wie lange die Angelegenheit wohl noch brauchen werde. „Wenn Sie damit andeuten wollen, dass ich zu langsam arbeite, so sage ich Ihnen: Ich arbeite sehr zügig. Ein solches Gutachten braucht gewöhnlich fünf bis sechs Wochen. Ich werde voraussichtlich vier Wochen brauchen.“
    Zugewandtheit und Taktgefühl
    Es gibt Menschen, die sind unabhängig, selbstbewusst und klar in ihrem Urteil. Und doch fehlt ihnen ein entscheidender Baustein, um wirklich souverän zu sein: Sie sind zu stark auf sich selbst bezogen. Ihre Mitmenschen interessieren sie nur am Rande, und das lassen sie diese auch spüren. Sie sind mit sich selbst im Reinen. Das ist das einzige, was für sie am Ende zählt.
    Souverän ist das nicht. Ein souveräner Mensch nimmt Anteil an seinen Mitmenschen, er interessiert sich für sie. Er erkundigt sich nach ihren Ansichten: „Wie denken Sie darüber? Deckt sich das, was wir gehört haben, mit Ihren Erfahrungen?“ Auch behält er Meinungen, Besonderheiten, Erzählungen, Interessen seiner Mitmenschen in Erinnerung – und zwar ganz ohne taktisches Kalkül. Jemand, der Sie auf ein Buch hinweist, weil er weiß, dass Sie sich für das Thema interessieren, zeigt sich souverän. Ebenso wenn er sich gemerkt hat, dass Sie ein bestimmtes Essen nicht vertragen oder Eidechsen mögen. An diesen kleinen Dingen zeigt sich Respekt und Anteilnahme.
    Roland Koch begrüßt die Praktikanten
    In der deutschen Politik galt kaum jemand so sehr als abgebrühter Machtstratege wie der ehemalige hessische Ministerpräsident Roland Koch. Zugleich aber hat er sich bis in die Reihen der Opposition dadurch Anerkennung verschafft, dass er mit seinen Mitarbeitern sehr respektvoll umgegangen ist. Das berichtet zumindest die Süddeutsche Zeitung, die nun wirklich nicht in Verdacht steht, für Koch besondere Sympathien zu hegen. Praktikanten wurden von ihm persönlich per Handschlag begrüßt, ohne viel Aufhebens davon zu machen.
    Dabei sind zwei Dinge zu beachten: Der Effekt verkehrt sich in sein Gegenteil, sobald der Verdacht auftaucht, dass es sich um Show handelt und es letztlich darum geht, Imagepflege zu treiben. Der zweite Punkt hängt damit zusammen: Souveränität äußert sich nicht darin, an allem und jedem Anteil zu nehmen und zum „Allesversteher“ zu werden. Es kommt auf das rechte Maß an. Schließlich ist es auch ein Zeichen von Respekt, sich nicht in alle Bereiche des Lebens der anderen einzumischen, sondern gelegentlich Distanz zu wahren.
    Die Nagelprobe für Souveränität ist das Taktgefühl. Denn hier sind Showeffekte ausgeschlossen. Im Wesentlichen geht

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