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Die Sprache des Feuers - Roman

Die Sprache des Feuers - Roman

Titel: Die Sprache des Feuers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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Flüssigkeiten gelöscht werden kann.
    Das ist die Chemie, die der alte Prometheus instinktiv begriff«, sagt Fuller. »Er gab sie an die Menschen weiter, die sie nun benutzen, um ihre Höhlen zu heizen, ihr Essen zu kochen – und ihre Mitmenschen auf jede erdenkliche Art ins Jenseits zu befördern.«
    »Die Funken sprühen, und die Adler fressen sich satt.«
    Er drückt die Zigarette aus und wirft sie in den Blecheimer. »Wagen wir also ein Tänzchen!«
    Ein Tänzchen?

13
    Der verrückte Hund schickt sie in ein brennendes Haus.
    Jack ist begeistert.
    Feuerwehrschule – das ist der Hammer!
    Der kleine Mann mit dem irischen Akzent führt sie zu einem Platz mit einem zweistöckigen Betonkasten, der aussieht wie voneinem sowjetischen Architektenkollektiv entworfen. Das Ding hat Türen und Fenster und überall Feuertreppen, und es stehen dort Feuerwehrleute rum, die sich schon die Lippen lecken, als sie die Studenten kommen sehen.
    Sie haben so ein Schmunzeln im Gesicht, die Feuerwehrleute, als wollten sie sagen: Willkommen in der Welt des Feuers. Unsere Schläuche warten schon .
    Da liegt auch ein Haufen Atemschutzmasken – der die Studenten ein klein wenig nervös macht.
    Ein älterer Feuerwehrmann zeigt ihnen, wie man die Masken aufsetzt und wie man sie benutzt.
    Fünf Minuten später steht Jack mit seinen Mitstudenten dichtgedrängt im Obergeschoss des Betonkastens, es ist heiß und stickig, und dann wird es stockdunkel, weil die Tür zuknallt. Ein paar fangen an, hektisch ihre Masken aufzusetzen, doch eine Lautsprecherstimme brüllt: Noch nicht!!!
    Erst sollen Sie eine Erfahrung machen, Gentlemen.
    Das Ersticken oder die Asphyxie.
    Als Erstes spürt Jack die Hitze, dann füllt sich der Raum mit Rauch. Das ist der Irrsinn, denkt Jack, und Irrsinn deshalb, weil er hier mit einem Haufen Kerle in einen finsteren Raum eingesperrt ist, in dem es irgendwo brennt.
    Jack weiß, was hier gespielt wird.
    Wer jetzt die Maske aufsetzt, bevor der Befehl dazu kommt, ist draußen – aus dem Haus, aus der Schule, aus dem Rennen. Also hockt er sich so tief wie möglich auf den Boden, wo es noch ein bisschen Luft gibt. Schon fangen seine Augen an zu brennen und zu stechen, er würgt und schnappt nach Luft wie alle anderen, und er spürt eine Urangst – das, was man gemeinhin Panik nennt. Er spürt sie und kostet sie aus. Sie wollen , dass ich das spüre, mit diesem Gefühl wollen sie mich konfrontieren. Wollen, dass ich aufgebe, durchdrehe, ausraste.
    Was tatsächlich ein paar machen – doch die sind Geschichte, längst vergessen. Jack sagt sich: Scheiß drauf . Mehr als einmal inseinem jungen Leben war er unter einer Welle begraben. Er weiß, wie das ist, wenn man keine Luft kriegt. Also sagt er sich: Nur zu, Jungs. Eher krepiere ich, als dass ich nach der Maske greife .
    Er ist trotzdem sehr erleichtert, als er Fuller brüllen hört: Masken auf, ihr blöden Hunde! Nur dass das im Dunklen und in dem Gedränge gar nicht so einfach ist, wenn sie mit den Ellbogen aneinanderstoßen, wenn das Gehirn den Händen befiehlt, sich verdammt noch mal zu beeilen, und die Hände dem Gehirn mit dem Fingern Fuck you signalisieren, bis – aaaahhhhhhh! – die Maske endlich sitzt.
    Nie war Sauerstoff so köstlich.
    Dann geht die Tür auf, ein erlösender Lichtstrahl dringt in diese Ersatzhölle, und Jack sieht ein paar Jungs stehen, ein paar sind umgefallen, einer hockt am Boden und fummelt immer noch an seiner Maske. Der ist gleich erledigt, denkt Jack, duckt sich und presst ihm die Maske vors Gesicht, schnallt sie ihm fest, und in dem Moment kommt Fullers Stimme über den Lautsprecher: Raus mit euch, ihr Vollidioten!
    Jack reißt sich kurz die Maske runter und brüllt: »Immer mit der Ruhe, Jungs!«
    Einer steht neben der Tür und spielt Verkehrspolizist und schiebt die Jungs der Reihe nach raus. Jacks Schützling geht es aber wirklich dreckig, er kommt nicht hoch, also hilft Jack ihm auf die Beine. Wartet an der Tür, bis er dran ist, und schleppt ihn raus auf die Feuertreppe.
    Die natürlich brennt.
    Ist ja irre, denkt Jack, als er das Dach sieht – ein einziges Flammenmeer. Das Geländer der Feuertreppe ist eine Feuerschlange, und Flammen schlagen aus den Fenstern, an denen sie vorbei müssen.
    Jack entdeckt Fuller und den Hauptmann auf einem nahen Beobachtungsturm, also lässt er den Kumpel los und gibt ihm einen kleinen Schubs die Treppe runter, die sowieso von den anderenverstopft ist, so dass er sich nicht weh tun wird, und wenn

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