Die Sprache des Feuers - Roman
abweisen.«
Darauf Pam: »Mrs. Valeshin, wenn ich ihn nicht abweisen würde, wäre er erst recht in mich verliebt.«
Mütterchen verschluckt sich an ihrem Tee, und Nicky kriegt einen Ständer, der mindestens bis zur Hochzeitsnacht vorhält.
Eine gewaltige Hochzeitsparty, veranstaltet in Mütterchens Garten. Sie lassen einen Rabbi und einen Pfarrer kommen, die viel über ihr gemeinsames kulturelles Erbe reden, darüber, dass auch Jesus Jude war. Nicky hat die natürlich dafür bezahlt, dass sie den religiösen Kram ein wenig beiseite schieben, also bleibensie etwas vage, reden lieber über Humanismus. Jedenfalls tauschen Nicky und Pam die Ringe, zertreten Gläser und werden zu Mann und Frau erklärt.
»Moment mal«, unterbricht Jack. »Warst du etwa eingeladen?«
»Als ihre Freundin «, sagt Letty. »Ich gestehe zu meiner Schande, dass ich der Einladung gefolgt bin. Meine Mutter hatte sich schon zu Tode geschuftet, mein Stiefvater war endgültig dem Suff verfallen. Pam war überglücklich, dass ich kein Spielverderber sein wollte. Mütterchen tobte zwar, weil Pam keine Jüdin war, doch wenn sie als Halbmexikanerin aufgeflogen wäre, hätten sie die Heirat annulliert und Pam in die Küche geschickt.
Es war ein glamouröser Empfang, hier in Monarch Bay, ich hoffte auf Balalaikas und russische Volkstänze, aber nichts dergleichen. Nur der langweilige Geldadel von Orange County, so dass man im Stehen einschlief.«
Aber Pam, sie ist die Prinzessin.
So formvollendet, als hätte sie einen Kurs belegt.
Während ich mich wie betäubt durch die Menge schob, hörte ich ständig: Wo hat er die nur aufgetrieben?
Voller Bewunderung.
Und Neid.
Pam war ein Star.
Das hätte das Happy End werden können, sagt Letty, wie bei Sabrina .
Aber der Film ging weiter.
Und endete, wie alles endet.
In Asche.
39
Die ihnen der Wind in die Augen bläst.
Sie stehen in der Einfahrt und sehen sich den Brandschaden an. Letty wollte ihn besichtigen, Jack war dagegen, aber besser, er war dabei.
»Im Moment stechen sie gerade in See«, sagt sie zu ihm. »Um ihre Asche zu verstreuen. Er will, dass nicht das Geringste von ihr bleibt.«
Und das schon lange, erklärt ihm Letty.
Seit Michaels Geburt.
Der Stammhalter.
Ein Valeshin.
Ich dachte, ich wäre die Prinzessin , hat Pam ihr erzählt. Aber ich bin nur die Zuchtstute .
Sie liegt noch im Wochenbett, als Nicky eine Serviererin vom Salt Creek Inn flachlegt. Sie hört es von einer Freundin, die ihr Blumen bringt und den Seelenfrieden raubt.
Ich will dich ja nicht aufregen, meine Liebe, aber ...
Doch das ist nicht alles. Nicky hat sich mit seinen Immobiliengeschäften übernommen. Kredite werden fällig, dann geht ganz Orange County in die Insolvenz, und es gibt keine neuen Baukredite mehr, egal zu welchen Zinsen. Selbst mit Geld kann man kein Geld mehr kaufen.
Erst bleibt Nicky auf seinen Immobilien sitzen, dann auf seinen antiken Möbeln. Wer keine Hypotheken mehr bedienen kann, kauft keine englischen Barocksessel; aus Nickys Geldanlage wird eine Sammlung. Und er verliebt sich in seine Sammlung. Die verfluchten Antiquitäten werden sein Besitz, von dem er sich nicht trennt, selbst wenn sich einmal Interessenten melden.
Und sie brauchen das Geld, es reicht vorn und hinten nicht.
Er muss sein Haus verpfänden, was ihm das Herz bricht.
Tröstet sich mit Kokain und Frauen. Bläst sich das Geld durch die Nase und vögelt wild durch die Gegend, sagt Letty.
Pam vereinsamt in ihrem Haus und fängt an zu trinken, ersetzt das Lunch durch einen Drink oder zwei, dann auch das Frühstück. Nüchtert sich aus, um am Nachmittag für die Kinder zu sorgen, sie zu füttern und zu baden, ins Bett zu bringen, dann trinkt sie sich in den Schlaf.
»Letty ...«, sagt Jack.
»Ich weiß. Aber ich schwöre dir, dass sie trocken war.«
»Vielleicht hatte sie einen Rückfall«, sagt Jack. »Ich könnte es verstehen. Nicky nimmt ihr die Kinder weg, will sich scheiden lassen ...«
Letty schüttelt den Kopf. » Sie wollte sich scheiden lassen.«
»Oh.«
Pam erträgt es irgendwann nicht mehr, berichtet sie weiter. Sein Fremdvögeln, sein Geschnupfe, seine Lügen, seine Ohrfeigen, wenn mal wieder ein Grundstücksdeal in die Hosen geht. Und kauft teure Antiquitäten, mit Geld, das sie nicht haben.
Auch sich selbst erträgt sie nicht mehr. Ihren Frust, ihr ramponiertes Aussehen. Sie hasst sich selbst, weil sie ihre Kinder nur noch durch einen Schleier aus Alkohol und Tabletten wahrnimmt.
Sie meldet
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