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Die Sprache des Feuers - Roman

Die Sprache des Feuers - Roman

Titel: Die Sprache des Feuers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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den Gang gezerrt, wo sie erneut auf Nicky zeigt und ruft: » ER HAT SIE UMGEBRACHT! ER HAT PAM UMGEBRACHT !«
    Der dicke Wachmann hält ihr den Mund zu und nimmt ihren Hals mit dem Unterarm in die Zange.
    »Lassen Sie los!«, sagt Jack zu ihm.
    »Die Lady muss gehen«, antwortet er.
    Mit russischem Akzent.
    »Sie geht freiwillig«, sagt Jack.
    Der andere Wachmann, groß und drahtig, sagt zu Jack: »Haben Sie Probleme?«
    Derselbe Akzent.
    »Möglich«, sagt Jack.
    Der Kerl will zuschlagen, man sieht es an seinem Blick, aber er hat seine Befehle, er reißt sich zusammen und merkt sich Jacks Gesicht – für später.
    »Lassen Sie los!«, sagt Jack noch einmal zu dem dicken Wachmann. Als der Dünne nickt, lässt der Dicke die Frau los, und Jack sagt zu ihr: »Komm!«
    »Er hat Pam umgebracht!«
    »Alle haben es gehört.«
    Er greift nach ihrem Arm.
    »Komm mit!«
    Und sie gehorcht.
    Als er mit ihr hinausgeht, hört er die Kinder nach ihrer Tante rufen. Er dreht sich um und sieht den weinenden Michael. Mutter Valeshins Gesicht ist zu Stein erstarrt. Nicky sieht aus, als könnte er töten.
    Auch der dicke Wachmann, der Jack einen hasserfüllten Blick hinterherwirft.
    »Ich komm schon zurecht«, sagt Jack.
    »Das werden wir sehen.«
    »Klar.«
    Jack führt die Frau aus der Kirche, zu seinem Auto, setzt sie auf den Beifahrersitz.
    »Mein Gott, Letty«, sagt er. »Du hättest mir sagen können, dass sie deine Schwester war.«
    Ich dürfte dir das gar nicht sagen, aber ich dachte, irgendjemand soll erfahren, dass es laut Autopsie keine Rauchspuren in der Lunge gegeben hat.

35
    Sie sieht immer noch gut aus, denkt Jack.
    Schwarzglänzendes, schulterlanges Haar, dunkle mexikanische Augen, tolle Figur, perfektes Make-up, dezenter Schmuck, exquisit gekleidet. Trotz der höllischen Hitze trägt sie einen weißen Blazer über den Jeans – wegen der 38 er in ihrem Halfter, wie Jack weiß.
    Und er wundert sich fast, dass sie Nicky nicht einfach erschossen hat.
    »Meine Halbschwester«, sagt Letty. »Dieselbe Mutter, ein anderer Vater.«
    »Ich wusste nicht mal, dass du eine Schwester hattest«, sagt Jack.
    »Ich hatte damals nicht viel Kontakt«, sagt Letty. »Sie wollte nicht daran erinnert werden, dass sie eine Halblatina war. – Mein Gott, ich hab mich total vergessen da drinnen.«
    »Schon gut.«
    »Nein. Als Profi kann ich mir das nicht leisten.«
    »Letty, hast du etwa den Fall übernommen?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Weil Ng keinen Rauch in ihrer Lunge fand, hat er uns benachrichtigt, und ich war zufällig am Apparat.Ich bin zur Gerichtsmedizin und sehe, um Gottes willen, das ist ja Pam. Aber ich habe niemand gesagt, dass sie meine Schwester ist, weil ich an der Sache dranbleiben will.«
    »Letty, das ist ja furchtbar!«
    »Du kennst doch Ng. Er wollte sofort los und Vale vernehmen, aber wir sprechen das lieber mit den Leuten vom Branddezernat ab, damit wir keinen Ärger kriegen. Er ruft also dort an, kriegt Bentley an den Apparat, und Bentley sagt –«
    »– lass mich in Ruhe angeln.«
    »Genau so war es«, sagt Letty. »Ein Brandunfall, ein Unfalltod. Ich frage ihn, wie er sich den fehlenden Rauch in der Lunge erklärt, und er sagt ›überhitzte Luft‹.«
    »Überhitzte Luft?«, fragt Jack. »Glaubt der etwa, sie hat mit ihrer Zigarette eine Wasserstoffbombe gezündet?«
    »Vermutlich. Jedenfalls sagt sich Ng, Bentley kann mich mal, und ruft bei Vale an, um seinen Besuch anzukündigen. Da schaltet sich Vales Anwalt ein und sagt, dass er Vale vertreten wird.«
    So einfach geht das, denkt Jack.
    Ng ruft Bentley an, Bentley ruft Vale an, Vale ruft seinen Anwalt an.
    »Die Vernehmung von Vale konnte ich mir also abschminken«, sagt Letty. »Trotzdem wollte ich ihn festsetzen, doch da ruft mein Boss an, er habe einen Anruf von Bentleys Boss, der habe ihm ein Ohr abgekaut, deshalb sagt nun mein Boss: Tut mir leid, ich kann mich zur Zeit nicht mit dem Sheriffbüro anlegen . Ich also: Bentley hat falsch ermittelt . Er: Das weiß ich selbst. Aber Bentley hat seinen Bericht schon geliefert, der lautet auf Unfall, und das Sheriffbüro wird seinen eigenen Leute nicht in die Suppe spucken .«
    »Und nun?«
    »Nichts«, sagt Letty. »Das war’s. Wir dürfen kein Verfahren eröffnen, und ich wurde auf zwei vermisste vietnamesische Kleinkriminelle mit zig Vorstrafen angesetzt. Setz dich lieber in Bewegung und suche Tranh und Do, ehe du mir Lektionen erteilst .«
    Jack kennt die Lektion: Man flickt seinem Boss nicht am

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