Die Sprache des Feuers - Roman
um einen Mord!«
»Es geht hier um viel mehr.«
Jack steht da und starrt sie an.
»Sie sind verrückt«, sagt er.«
»Wenn Sie uns zwingen –«
»Total irre.«
»Wenn Sie uns zwingen, Ihnen den Fall zu entziehen«, sagt sie, »dann kriegen Sie gewaltigen Ärger. Das verspreche ich Ihnen. Dann werden Sie den Rest ihrer kurzen Karriere im Aktenkeller verbringen.
Auch das können die machen, weiß Jack. Sie muss nur jemanden behaupten lassen, dass ich ihn bestochen hätte, schon bin ich geliefert. Und Sandra Hansen schreckt vor nichts zurück, die ist knallhart. Steht da in ihrem weißen Businesskostüm und ihrer Helmfrisur. Blond, sexy, unschlagbar. Erst fünfunddreißig und schon Chefin der südkalifornischen SEE . Eine Karriere wie eine Schussbahn. Und ich stehe ihr im Weg.
»Denken Sie drüber nach, Jack.«
»Lassen Sie mich in Ruhe, Sandra.«
Sie macht noch einen letzten Versuch.
»Kommen Sie ins Team, Jack.«
»Welches Team?«
»Wollen Sie Ihr Leben lang Schäden regulieren? Mit Ihrem Hintergrund gehören Sie zur SEE . Mayhew geht am Jahresende in Rente. Dann wird eine Stelle frei ...«
»Soll das ein Deal werden, Sandra?«
»Was immer.«
»Ich mache keine Deals.«
Jetzt ist sie wirklich sauer. »Wenn Sie nicht mit uns arbeiten, dann arbeiten Sie gegen uns«, sagt sie.
Jack nimmt sie bei den Schultern. Sieht ihr direkt in die Augen.
»Wenn Sie diesen Schaden ausgezahlt haben wollen«, sagt er, »dann arbeite ich gegen Sie.«
Lässt sie stehen und geht davon.
»Sie machen einen großen Fehler!« schreit sie ihm nach. »Sie machen einen großen Fehler!«
Jack quittiert es mit einer Handbewegung und läuft weiter.
Lässt Sandra Hansen stehen, die jetzt denkt, dass er ein hirnloser, sturer Klotz ist. Dass ihm das Surfbrett auf den Kopf gefallen ist. Und das nicht nur einmal.
Und dass sie ihm den Fall wegnehmen muss.
Es geht um drei Jahre.
Sie hat drei Jahre und Gott weiß wie viel Geld aus ihrem Etat in die Langzeitermittlungen gegen die Russenmafia investiert und lässt sich das nicht von einem vernagelten Schadensregulierer der Gehaltsklasse M- 4 kaputtmachen.
Todesopfer hin, Todesopfer her.
Auch sie hat ihre Schwierigkeiten damit.
Der Gedanke, dass Vale mit dem Mord an seiner Frau davonkommt, macht sie krank. Aber anders geht es nun mal nicht.
70
Pamela.
Nickys großer Verrat an Mütterchen Russland.
Der Bruch mit den alten Statuten, aber Nicky hat neue aufgestellt, und seine Brüder vom Doppelkreuz dürfen jetzt heiraten.
Keine California Girls, sondern Russinnen.
Frauen mit derselben Sprache, derselben Mentalität, mit familiären Bindungen zur Russenmafia. Diese Frauen wissen, wie die Karre läuft, sie binden ihre Männer ein, und man kann ihre Verwandten in Russland als Geiseln benutzen, wenn Papa plötzlich auf die Idee kommen sollte, gegen die Statuten zu verstoßen.
Keine Amerikanerinnen, keine California Girls.
Die kennen die Statuten nicht, stellen dumme Fragen, sind anspruchsvoll und launisch, können den Mund nicht halten, fühlen sich unglücklich, und wenn sie sich unglücklich fühlen, lassen sie sich scheiden.
Nimm lieber eine Russin , rät ihm Dani, als er ihn ein paarmal mit Pamela gesehen hat.
»Ich will Kinder«, argumentiert Nicky.
»Warum nicht russische Kinder?«, fragt Dani. Er blättert ihm den Katalog mit den heiratswilligen Russinnen auf. »Such dir eine aus. Egal welche. Sind richtige Granaten dabei.«
Das sieht Nicky auch so. Atemberaubende russische Schönheiten. Aber er will keine Russin. Er will eine Amerikanerin. Er will die Bindungen nicht stärken, er will sie zerbrechen.
Und die kapieren das nicht.
Mutter dagegen, die kapiert sofort.
»Das ist ein Schlag ins Gesicht der Organisation«, sagt sie.
»Nein, ist es nicht.«
»Du bist Russe.«
»Ich bin Amerikaner.«
Nicky Vale.
Der Aufstieg innerhalb einer Generation. Aber ohne Nachkommen ist das alles nichts. Er will Kinder. Amerikanische Kinder.
Außerdem will er sie . Sie treibt ihn in den Wahnsinn. Er weiß, dass sie sich absichtlich so kleidet, viel Busen, viel Bein zeigt, um ihn zu provozieren. Ihn wild macht mit ihrem Parfüm, ihn mit ihren weichen warmen Lippen küsst und dabei mit seiner Zunge spielt, bis er nur noch das eine denkt: dass sie dasselbe mit seinem Schwanz macht. Bis sie sich von ihm löst und mit ihrem Lachen verrät, dass sie genau weiß, was er denkt.
Oder sie schmiegt sich an ihn. Schmiegt ihre Brüste an seine Schultern oder, besser noch – nein, schlimmer
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