Die Sprache des Feuers - Roman
unproblematisch.
»Ich bin eben eine russische Bäuerin«, scherzt sie. »Das nächste Baby kriege ich im Weizenfeld.«
»Du bist alles andere als eine Bäuerin«, versichert ihr Nicky.
Sie erinnert ihn daran, dass sie auf einer Farm großgeworden ist.
»Kannst mich gleich noch mal schwängern«, sagt sie.
Das lässt er sich nicht zweimal sagen.
Michaels Geburt läuft genauso glatt.
Pamela, denkt Nicky, ist die geborene Mutter. Unzertrennlich von den Kindern. Er muss sie förmlich zwingen, dass sie einePflegerin anheuert und wenigstens einmal wöchentlich unter Menschen kommt. Er heuchelt Empörung, aber insgeheim freut es ihn.
Dass seine amerikanische Frau ein Hausmütterchen ist. Den ganzen Tag mit den Kindern verbringt, lange Spaziergänge mit ihnen macht, mit ihnen im Fitnessraum spielt, den er hinterm Haus gebaut hat. Dass sie malt, wenn die Kinder Mittagschlaf machen, in dem kleinen Atelier, das er ans Schlafzimmer anbauen ließ. Sie steht an der Staffelei, die Staffelei steht am Fenster, und sie malt das Meer.
Ihre Aquarelle sind nicht besonders gut, aber sie ist glücklich.
Während er wild rumvögelt.
Eine Frau hat er schon, jetzt sammelt er Mätressen. Pamela findet er immer noch anziehend, aber seit sie Mutter ist, ist sie für ihn nicht mehr so reizvoll, also versucht er es bei den herben Schönheiten des Tennisclubs. Fährt mit ihnen nach dem Match zu einer verschwitzten Nummer ins Laguna Hills Resort oder ins Ritz. Pamela, das sind Mutterliebe und Gutenachtgeschichten. Er schnappt sich lieber die scharfen Serviererinnen, teilt mit ihnen eine Prise Koks und vögelt sie manchmal gleich auf der Motorhaube am Dana Strands Beach. Pams Freundinnen zu verführen macht ihm ein perverses Vergnügen – nicht dass es besonders schwierig wäre, Gott bewahre –, aber während sie sich auf harmlose Art an der Kunst versündigt, steckt er bei einer ihrer Freundinnen im Bett oder, genauer gesagt, in der Freundin selbst, und sie amüsieren sich köstlich mit Sprüchen wie: Macht Pam das mit dir auch? Oder das ? Oder das ? Um dann das oder das miteinander zu machen. Aber den größten Kick verschafft sich eine dieser Freundinnen damit, dass sie zu Pam geht und ihr alles brühwarm erzählt.
Er kommt am Abend nach Hause, alles ist gut, bis sie die Kinder ins Bett gebracht hat. Dann geht sie zu ihm und schlägt ihm mit dem Handrücken ins Gesicht.
»Warum denn das?«, fragt er.
»Wegen Leslie«, sagt sie. »Wenn du das noch mal machst, lasse ich mich scheiden und nehme dir die Kinder weg.«
Er packt sie beim Handgelenk, zwingt sie auf die Knie und erklärt ihr geduldig, dass es viele Leslies gab, gibt und geben wird – auch diese Leslie, falls ihm danach ist, und dass sie sich ganz bestimmt nicht scheiden lassen wird.
»Hier ist unser Deal«, sagt er. »Du hast das Haus, die Kinder, alles Geld und allen Luxus, den du dir nur wünschen kannst. All das, weil du meine Frau bist. Genieße es. Sei glücklich. Und jetzt hör mir gut zu: Es wird niemals eine Scheidung geben. Du wirst niemals meine Kinder bekommen . Du wirst ihre Mutter sein und meine Frau. Und ich werde so viele andere Frauen haben, wie ich will.«
»Und ich?«, fragt sie wütend. »Kann ich auch andere Männer haben?«
Da schlägt er sie zum ersten Mal.
Verpasst ihr eine schallende Ohrfeige.
Dann befiehlt er ihr, ins Schlafzimmer zu gehen, sich zurechtzumachen und im Bett auf ihn zu warten. Er blättert eine Weile in einem Antiquitätenkatalog, dann geht er hinauf. Wie befohlen liegt sie auf dem Bett, in einer blauen Korsage, und sieht auf fast trotzige Weise sexy aus.
Als könnte sie ihn mit der Darbietung ihrer Reize zurückerobern.
Nach dem Motto: Nimm dir nur andere Frauen. Aber so was wie mich findest du nirgends.
Und dazu ihre schwarzen Augen mit dem violetten Schimmer. Augen voller Wut, Angst und Trotz ...
Er packt sie an der Hüfte und dreht sie auf den Bauch. Legt ihre Hände aufs Kopfende und nimmt sie so, wie die Knastbrüder in Moskau ihre armen Opfer nehmen.
Macht Pam das auch mit dir?
Pam macht, was ich will.
Es dauert nicht lange, und Pam fängt an zu trinken.
72
Sie hatten gedacht, der Bauboom würde immer so weitergehen.
Hatten geglaubt, dass die Erfolgreichen im Land der ewigen Sonne, des blauen Wassers vom Glück verfolgt wären.
Aber der Grundstücksmarkt lässt nach, dann stagniert er, und Nicky ist bis über die Ohren verschuldet. Keiner kauft, keiner mietet, niemand investiert, doch die Gläubiger wollen
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